Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
wird hier warten, bis Ihr zurückkehrt.«
Wenn ich noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, so verschwanden sie auf dem Weg zurück zur Schenke. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte ich mich ruhig und friedlich.
15
kl
Erzähler: Kelwyn
Ich stand da und starrte auf den Wilden Kilgair hinunter. Ich wusste, dass ich vollkommen den Verstand verloren haben musste. Wollte ich wirklich so schnell zum Treibsee gelangen?
» Acht Setus«, sagte der junge Mann.
Ich zögerte.
Ich stand am Rand eines Flussteichs; das Wasser, das ihn nährte, ergoss sich von einer höhergelegenen Stelle im Felsgestein aus. Es war, als würde der Fluss sein Leben mit dem Ausbruch aus der Gefangenschaft beginnen und seine Wut in einem Anfall von weißem Schaum und Gischt hinausschreien. Im Teich selbst zögerte er ein bisschen, ließ sich stellenweise etwas beschwichtigen, ohne wirklich zur Ruhe zu kommen, und ergoss sich dann in Etappen den Wilden Kilgair hinunter, strömte in seinem gierigen Bestreben, sich auf den Weg zu machen, zwischen Felsen und Gestein hindurch.
Drei Tage lang hatte ich, gemeinsam mit anderen Reisenden – hauptsächlich Händlern – das Kilgair-Massiv erklommen. Wir waren einem Eselspfad gefolgt, um an diese Stelle hier zu gelangen.
» Acht Setus?«, fragte ich und musste meinen Zorn nicht vortäuschen. Anistie hatte mich gewarnt, dass es eine teure Angelegenheit werden würde, zum See zu gelangen, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Preis so ungeheuerlich sein würde.
Der Mann zuckte mit den Schultern. » Ohne Illusionen. Wenn Ihr währenddessen Illusionen haben wollt, kostet es noch einen Setus mehr.«
» Nein, ich will keine Illusionen«, schnappte ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, wovon er eigentlich sprach. Acht Setus, das war ein kleines Vermögen für eine einzige, einfache Fahrt den Fluss hinunter.
» Mahlzeiten inbegriffen«, sagte er. » Und auch die Übernachtung.«
» Wie lange dauert es?«
» Zwei Tage. Aber wir werden heute nicht mehr aufbrechen.«
Ich konnte nicht anders, ich blickte die Kaskade hinunter. Dann sah ich zu all den Flößen im Teich hin, die an der Anlegestelle befestigt waren. Es handelte sich um schlichte Bambusplatten, die in mehreren Schichten übereinanderlagen und durch einen Boden aus dickeren Bambusstämmen miteinander verbunden waren. Stieß eines von ihnen gegen einen Felsbrocken, konnten alle an Bord ins Wasser geschleudert werden.
» Ihr wollt acht Setus dafür, dass ich mit dem Ding da über dieses Gewässer fahre? Das is eine Todesfalle!«
Er lächelte. » Findet Ihr? Ihr kriegt das, wofür Ihr bezahlt, Syr. Für acht Setus bekommt Ihr einen erfahrenen Staker, der weiß, wie man mit der Stake umgeht: nämlich meinen Bruder Mackie. Er ist der Beste. Und mich bekommt Ihr als Steuermann. Ihr wollt sterben? Dann sucht Euch jemanden, der es für weniger macht. Ich habe einen Vetter, der gerade noch am Üben ist. Vielleicht solltet Ihr es bei ihm probieren.«
Es war zwecklos, mit ihm zu streiten, wie ich schließlich, mit einiger Verzögerung, begriff. Er wusste, dass ich nicht umkehren würde; es würde bedeuten, dass ich den Berg wieder hinunter nach Amkabraig gehen müsste, um dann die lange Straße um das Massiv herum zu nehmen. Ich hatte mich für diesen Weg entschieden, weil ich so schnell wie möglich zum See kommen wollte, und er wusste das, auch wenn er den Grund dafür nicht kannte.
Ich tastete in meinem Beutel nach Münzen. » Wieso können wir heute nich mehr aufbrechen?«
» Das Wasser steht zu hoch. Es hat in den Bergen zu viel geregnet.« Er hatte Mitleid mit mir und nickte in Richtung des Flusses. » Wir werden nicht absteigen, solange das Gewässer nicht leichter zu handhaben ist.«
Er lächelte wieder. Ich seufzte. Die Leute liebten es, die Bewohner vom Dach von Mekaté hereinzulegen. Manchmal kam es mir so vor, als würden rote Haare und Sommersprossen mit Einfältigkeit gleichgesetzt. » Ich bin Kelwyn Gilfeder«, sagte ich als Zeichen, dass ich mich für einen Platz auf seinem Floß entschieden hatte.
» Ich bin Jakan Tassianie. Seht Ihr diesen Platz da, mit dem neu gedeckten Strohdach?« Er deutete auf das Durcheinander von Häusern, die auf Pfählen entlang des Ufers standen. » Dort könnt Ihr umsonst schlafen, bis wir aufbrechen. Leinentücher müssen allerdings extra berechnet werden. Und Mahlzeiten kosten fünf Kupferstücke für normale Hausmannskost.«
» Aber Ihr habt doch gerade
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