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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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wir kamen ohne Probleme hindurch, sofern man außer Acht ließ, dass ich mich über den Floßrand erbrach.
    » Wir sind dicht dran«, flüsterte ich, als wir uns mit Hilfe der Stake noch ein paar hundert Schritt näher heranschoben. Ich deutete auf etwas. » Da ist jemand in der Nähe. Zwei Leute in einem Boot. Und zwei weitere ein Stückchen weiter weg in dieser Richtung. Es riecht stark nach Dunkelmagie.«
    » Vielleicht Wachen«, flüsterte er zurück. » Könnt Ihr uns zur Insel bringen, ohne dass sie uns sehen?«
    Ich nickte. Wenn ich meinen Geruchssinn einsetzte, fiel es mir leicht zu erkennen, welche Kanäle wir meiden sollten.
    Ich paddelte weiter, und kurz darauf verließ das Floß den Bogengang aus Pandana-Pflanzen und kam ins Licht. Es gab weitere Pandana-Inseln, die gelassen vor uns dahintrieben, und dahinter befand sich eine Siedlung. Reyder stoppte das Floß mit einer geschickten Bewegung der Stake. Glücklicherweise wurde unsere Ankunft durch die treibenden Inseln vor den Blicken der Leute im Dorf verborgen.
    » Nun«, sagte er leise. » Ich muss mich bei Euch entschuldigen, Gilfeder. Ich dachte, Ihr würdet übertreiben, was Eure Riechfähigkeiten betrifft.« Er sah sich abwägend um. » Ich denke, wir werden eine Weile von hier aus beobachten, wo man uns nicht sieht.« Er deutete auf eine Stelle im flachen Wasser, wo eine niedrige Reihe von Pandana wuchs, die nicht einmal taillenhoch war und sich bis zum Ufer erstreckte. Sie war dicht genug, um uns zu verbergen, aber zugleich auch dürftig genug, dass wir trotzdem in der Lage waren, die Häuser zu beobachten. Als wir dort ankamen, lief das Floß in den Untiefen auf, und wir knieten uns hin und beobachteten das Dorf durch das Blattwerk hindurch.
    Das nächste Haus war etwa zwanzig Schritte von uns entfernt. Das größte Gebäude war eine Art Scheune mit zwei großen Türen, die beide verschlossen waren, so dass wir keinen Blick ins Innere werfen konnten. Etwas musste darin vorgehen, denn mehrere bewaffnete Leute standen davor und hielten offenbar Wache. Auch andere Leute waren zu sehen, die jedoch den Eindruck erweckten, als würden sie sich ganz normal um ihre Aufgaben kümmern. Eine Schar Wattvögel stocherte vor der Scheune am Ufer herum, auf das mehrere Boote gezogen worden waren. Der Gestank war entsetzlich.
    » Habt Ihr eine Waffe bei Euch?«, fragte Reyder und beäugte mich kritisch, als wollte er abschätzen, wie sehr ich ihm von Nutzen sein würde, wenn er in Schwierigkeiten geriet.
    Ich errötete. Schon wieder. » Nur meinen Dolch. Und ein Wundarzt-Messer in meiner Tasche.«
    » Würdet Ihr Euren Dolch einsetzen?«
    » Ihr meint, um zu …? Ich weiß es nicht«, sagte ich offen.
    Er nickte, akzeptierte meine Aussage. Ich öffnete die Tasche und holte den Dolch heraus. Er war scharf genug, um einem Selber die Backenhaare längs zu durchschneiden. Er durchsuchte auch sein eigenes Gepäck nach etwas und zog schließlich seine Bogensehne heraus. Während er sie in den Bogen einhängte und ihn mit täuschender Leichtigkeit spannte, fragte er: » Was könnt Ihr riechen?«
    Er war immer noch skeptisch, und so war in meiner Antwort auch eine gute Portion » Dem werd ich’s zeigen« enthalten. » Hauptsächlich Dunkelmagie. Sie beherrscht fast alles andere. Aber ich würde sagen, dass da drin« – ich hielt inne, um zu zählen  –   » etwa fünf- oder sechsundvierzig Leute sind. Die am See nicht mitgerechnet.« Ich dämpfte meine Stimme zu einem Flüstern. » Sie sind in den Gebäuden verteilt. Bei zwanzig von ihnen handelt es sich um gewöhnliche Leute. Unter den Übrigen befinden sich Glut und Flamme und Dek, und noch einer, der Euer Dunkelmeister sein muss.«
    » Seid Ihr sicher? Wie könnt Ihr so genau wissen, dass er es ist?«
    » Nun, sagen wir mal, es gibt da einen Mann, der schlimmer stinkt als alle anderen. Sehr viel schlimmer sogar. Und dann sind da zwei andere, die auch Dunkelmagier sein müssen. Die übrigen sind …« Ich zögerte. » Ich denke, sie sind das, was Ihr umgewandelte Silbbegabte nennt. Da is die gleiche Spur von Geruch an ihnen wie bei Flamme, aber es ist nur eine Spur. Der Rest ist … verdorben.« Und das konnte das Übel noch nicht einmal annähernd beschreiben. » Es sind neunzehn. Die drei vor dem ersten Gebäude, da, vor der Scheune. Dann sind da fünf außerhalb des Dorfes, irgendwo verstreut. Ziemlich weit weg. Auf Wache, vermute ich, wie diejenigen auf dem See. Glut und Flamme und Dek sind ganz in der Nähe.

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