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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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– werde ich dir den Mund stopfen.«
    Er machte einen weiteren Schritt zurück und gab mir zu verstehen, dass ich aufstehen konnte. Das tat ich auch, achtete dabei aber mit übertriebener Sorgfalt darauf, meine Hände so zu halten, dass sie immer zu sehen waren. Dek folgte meinem Beispiel. Ich nutzte die Zeit, um einen raschen Blick in die Runde zu werfen und abzuschätzen, wie schlimm unsere Lage war.
    Flammes Schutzzauber waren natürlich weg. Sie kniete hinter der Gruppe, hatte ihren Arm um Sucher gelegt und umfasste seine Schnauze mit der Hand. Er jaulte besorgt, aber nicht übermäßig verrückt. Schließlich war Flamme ja eigentlich eine Freundin. Sie sah mich mit ausdrucksloser Miene an. Um sie herum war keine Spur von Silbmagie, aber auch keine Lebendigkeit.
    Ruarth war ein Stück weiter weg im hohen Gras; er hockte auf einem Stängel und rief ununterbrochen. Hauptsächlich versuchte er, wie ich begriff, Flamme etwas zu sagen, sie dazu zu bringen, ihn anzusehen, so dass sie ihn richtig verstehen konnte. Sie schien jedoch gar nicht zuzuhören. Auch sonst wurde niemand auf ihn aufmerksam, was gut war – bedeutete es doch, dass sie noch nicht über ihn Bescheid wussten.
    Mein Verstand raste wie eine Elritze, die einem Lippfisch zu entkommen versucht; ich musste herausfinden, was geschehen war, und zwar rasch. Die Schutzzauber waren eingerissen, und Sucher war ausgeschaltet worden, und es gab nur eine einzige Möglichkeit, wie dies hatte geschehen können: Flamme hatte uns verraten. Sie war mitten in der Nacht aufgestanden und weggegangen, um Morthred im Dorf zu warnen. Sie hatte Dek und mich absichtlich dem Dunkelmagier ausgeliefert. Allerdings nicht Ruarth.
    Morthred bedeutete einem der Silbmagier, uns beide zu durchsuchen, was der Mann auch tat, wenngleich er dabei argwöhnisch blieb. Vielleicht war mein Ruf mir vorausgeeilt. Ich lächelte ihn an und ließ ihn meine Zähne sehen; ich halte sehr viel davon, andere davon zu überzeugen, dass der Ruf berechtigt ist, selbst wenn das nicht stimmt. Es gab nichts zu finden; sie hatten mir mein Schwert bereits genommen, und die übrigen Waffen waren außer Reichweite. Sucher knurrte scharf, fletschte die Zähne und stellte die Nackenhaare auf. Er war nicht glücklich, und er war schon seit einiger Zeit in Flammes Gegenwart unruhig gewesen. Ich hätte auf ihn hören sollen.
    Nun, ich hatte auf ihn gehört, in gewisser Weise. Genauso, wie ich auf Gilfeder gehört hatte. Genauso, wie ich auf mein eigenes Unbehagen gehört hatte. Aber nichts und niemand hatte mir gesagt, dass sie im Begriff war, uns zu verraten. Dass sie dies tatsächlich bei der erstbesten Gelegenheit tun würde. Aber ich hatte sie im Blick gehabt, hatte das, was ich zuletzt in ihr gespürt hatte, mit dem verglichen, was ich auf Gorthen-Nehrung bei ihr erlebt hatte, als sie mit der Dunkelmagie infiziert gewesen war. Es hatte keine Ähnlichkeit gegeben. Dieses Mal hatte ich nur einen leichten Hauch der Vergiftung mit Dunkelmagie gespürt, und auch das nur gelegentlich. Ihre Laune war schlechter geworden, das stimmte; schlechter und unangenehmer. Es war immer noch schwer für mich zu glauben, dass lediglich die Vergiftung zurückgekehrt war, die sie auf der Nehrung erlitten hatte. Bezwungene Silbmagier sahen nicht so aus wie Flamme jetzt. Ihre Augen hatten einen gefangenen Blick. Sie hatten den gehetzten Ausdruck eines sich seiner Würde bewussten Menschen, der mit aller Macht kämpfte und sich – allerdings umsonst – bemühte, dem zu entkommen, wozu er geworden war. Es waren gesunde, starke Leute, die dazu getrieben wurden, etwas zu tun, das sie nicht tun wollten, und die angesichts einer größeren Magie hilflos waren.
    Flamme hatte einfach nur krank gewirkt. Teilnahmslos. Und gelegentlich wütend.
    Irgendetwas entging mir da. Uns allen entging etwas. Etwas sehr Wichtiges.
    » Ihr habt Euch verändert«, sagte ich zu Morthred. Meine Gedanken rasten, während ich die Situation abschätzte und jede Einzelheit aufsaugte, wie unbedeutend sie auch sein mochte. Man wusste nie, was später einmal wichtig und bedeutsam sein konnte. Sofern es ein Später gab. Flamme ließ Sucher los und stellte sich hinter die Silbmagier, während sie mit trüben Augen ins Leere starrte.
    Morthred glühte, nicht karmesinrot, sondern irgendwie purpurrot. Er war größer, als ich in Erinnerung hatte. Ich vermutete, das lag daran, dass er jetzt aufrecht stehen konnte. Seine Augen wirkten klarer, weniger … was? Wütend? Nein,

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