Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
der Spuren, die sie zurücklassen. Vermutlich könnte man sagen, dass die Erfahrung mir die Möglichkeit gibt, es zu beurteilen. Das Aroma war am Wasserrand am stärksten, also vermute ich, dass sie ein Boot oder etwas Ähnliches genommen haben.«
» Könnt Ihr sie jetzt auch, äh, riechen?«
» Genug, um zu wissen, dass sie hier gewesen sind. Aber die Spur ist nicht deutlich genug, um ihr direkt zu folgen.« Wir hielten uns Richtung Norden, denn diesen Weg hatten die Dorfbewohner uns gewiesen. » Wasser hält Gerüche nicht auf die gleiche Weise fest wie die Erde. Es bewegt sich, und der Geruch zieht mit ihm weg. Zudem hat dieser See hier ein starkes eigenes Aroma.«
Wir befanden uns vor einer Mauer aus Pandana-Inseln, zwischen denen etliche kleinere Wasserwege verliefen. Ich deutete auf einen davon. » Das ist der Weg.« Er gehorchte, blickte aber fragend drein, und daher erklärte ich es ihm. » Ich kann zum Beispiel das offene Wasser auf der anderen Seite dieses Tunnels riechen; das ist die Richtung, in der die Insel liegt. Ich rieche den Gestank der Dunkelmagie von hier aus.«
Er war jetzt verblüfft, sagte aber nichts. Ich vermutete, dass er den Geruch gar nicht wahrnehmen konnte. Ich wusste noch etwas, das ihm ebenfalls nicht gefallen würde. » Flamme wird Glut und Dek verraten«, sagte ich leise.
» Wie könnt Ihr das wissen?«, fragte er.
» Ich rieche ihre Absicht.«
Er hatte Mühe, mir zu glauben.
» Der Verrat eines nahen Freundes ist eine sehr grundlegende Angelegenheit«, erklärte ich. » Sie hinterlässt einen bestimmten Gestank.«
» Ihr glaubt, sie ist bereits umgewandelt? Schon wieder?«
» Nicht schon wieder. Ich glaube, es ist die gleiche Umwandlung; sie ist damals einfach nicht ganz geheilt worden«, erinnerte ich ihn.
» Unmöglich«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme. » Dasrick und die Silbmagier hätten so etwas merken müssen. Abgesehen davon war ich dabei. Und auch Glut. Und Ruarth. Drei Wissende. Wir hätten irgendwelche Spuren sehen müssen, die noch da waren, als die Silbbegabten sagten, sie hätten sie geheilt. Aber da war nichts, das schwöre ich.«
» Ich denke, meine Nase ist etwas … empfindsamer als die von gewöhnlichen Wissenden. Ich konnte das Problem von Flamme riechen, noch bevor Glut es wahrgenommen hat. Und Glut hat nicht gesagt, dass sie irgendeine Farbe gesehen hätte, die auf Dunkelmagie hinweist. Was immer es ist, es wird schlimmer.«
Er war nicht überzeugt, aber er widersprach mir auch nicht mehr. Wir unterhielten uns locker, während er uns weiter voranstakte. Ich erzählte ihm alles, was ich in Garwins Unterlagen in Amkabraig gefunden hatte, und er teilte mir alles mit, was er über Dunkelmagie wusste. Nichts davon erklärte jedoch wirklich, was mit Flamme vor sich ging, und daher ließen wir das Thema schließlich fallen und sprachen stattdessen über andere Dinge.
Er wollte etwas über das Dach von Mekaté erfahren. Obwohl er nie dort gewesen war, stellte ich fest, dass er sehr viel mehr wusste als andere Tiefländer, denen ich bisher begegnet war. Tatsächlich war er ein sehr gut informierter Mann. Ich fragte ihn, woher das kam, und er erklärte: » Nun, ich habe als Schreiber angefangen, bin viel gereist und habe gelesen, was immer ich in die Finger bekam. Es war meine Liebe zum Lernen, die mein Interesse an den Menoden geweckt hat. Nur die Menoden haben öffentliche Bibliotheken und ausgebildete Lehrer. Nur die Menoden hatten, abgesehen von herrschenden Wahrern, die Art von Informationen, die mir die Antworten auf alle meine Fragen gaben. Meiner Erfahrung nach halten die Wahrer ihr Wissen zurück, statt es zu verbreiten, während die Menoden versuchen, die Menschen zu bilden. Jetzt sehe ich, dass ich auch das Dach von Mekaté aufsuchen sollte, wenn es stimmt, dass jede Familie Dokumente und Texte über ihre Berufe besitzt, wie Ihr sagt. Es muss ein ungeheurer Wissensschatz dort oben liegen. Haltet Ihr es für möglich, dass Schreiber der Menoden zu den Tharns der Hochländer gehen könnten, um Abschriften von diesen Texten anzufertigen?«
Ich dachte darüber nach. » Ich glaube nicht, dass es jemanden kümmern würde. Es gibt nur eines, das wir für uns behalten müssen, und das sind unsere Selber, denn die Wolle ist das einzige Erzeugnis, das wir im Tausch für die Dinge haben, die wir von der Außenwelt brauchen. Aber unser Wissen? Ich glaube nicht, dass man für solche Dinge einen Preis ansetzen kann. Es sollte frei verfügbar sein. Fragt
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