Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
klingen. Es ist bemerkenswert, was so eine Schlinge um den Hals alles bei einem bewirken kann.
Dek kreischte entrüstet auf, als könnte er nicht glauben, was ich gesagt hatte. Ich achtete nicht auf ihn.
» Oh, nein«, sagte Morthred. » Wir beide wissen, dass ich dir niemals ganz trauen könnte. Abgesehen davon schätzt du die Situation vollkommen falsch ein: Ich werde dich nicht hängen lassen, sosehr mir das auch gefallen würde. Ich werde dich noch nicht einmal zu Tode foltern lassen, sosehr dies Domino gefallen würde. Ich habe mit Lyssal einen Handel abgeschlossen, der unter anderem beinhaltet, dass du und der Junge am Leben bleiben, was dich sicher freut zu hören.«
Aber es freute mich ganz und gar nicht. Ich glaubte ihm nämlich kein Wort.
Er wandte sich an Flamme. » Willst du Glut irgendetwas sagen, bevor wir aufbrechen, meine Liebe?«
Sie machte ein paar zögerliche Schritte auf mich zu. Ich sah zu meinem Schwert, das ein paar Schritt entfernt auf dem Boden lag, und blickte dann wieder in ihr Gesicht. » Domino wird Dek und mich töten«, sagte ich unverblümt. » In dem Augenblick, da du uns den Rücken kehrst.«
» Wenn er das täte, würde ich nicht mitspielen«, sagte sie apathisch. Leichte Schwaden aus Dunkelmagie kringelten sich um ihren Körper und ihren Arm entlang. » Das weiß Morthred.«
» Er lügt dich an, Flamme«, versuchte ich ihr klarzumachen. » Er wird uns töten, ohne dass du jemals erfahren wirst, dass wir tot sind. Bestehe darauf, dass wir mitkommen.«
Die Dunkelmagie um sie herum erblühte zu einem leuchtenden, stinkenden Scharlachrot. Morthred lächelte mich an, nur für den Fall, dass ich nicht begriff, dass es seine Magie war.
» Aber ich will nicht, dass ihr mitkommt«, sagte sie bockig. Dann fügte sie mit einem kindlichen Mangel an Logik hinzu: » Wir haben ein Abkommen geschlossen. Ihr beide werdet nicht sterben, und ich tue, was er will. Da ist ein Teil in mir, der will euch tot sehen, weißt du. Wenn du mitkommen würdest, könnte ich vielleicht …« Ihre Stimme versiegte, als hätte sie den Faden verloren und wüsste nicht mehr, was sie sagen wollte. Was vielleicht auch in Ordnung so war. Es klang, als hätte sie sagen wollen, dass sie mich vielleicht selbst töten könnte.
» Siehst du?«, sagte Morthred sanft zu ihr. » Glut geht es gut. Und jetzt geh ins Boot, Liebes. Wir werden bald aufbrechen.«
Ich warf einen weiteren verzweifelten Blick auf mein Schwert, obwohl ich nicht wusste, was ich eigentlich von ihr erwartete, aber Flamme drehte sich ohnehin einfach um und trat an Morthred vorbei ins Sonnenlicht. Ich knirschte vor hilfloser Wut mit den Zähnen.
Morthred blieb noch einen Augenblick. » Armes Mädchen. Sie ist hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, dich gefoltert zu sehen, und dem, deine Haut zu retten; ein höchst amüsanter Kampf. Silbmagie und Dunkelmagie. Die ewige Schlacht. Ich liebe es, ihren Schmerz zu beobachten. Körperliche Qualen interessieren mich nicht, abgesehen von der Angst, die damit einhergeht, sie sich im Voraus vorzustellen, oder von dem Entsetzen in ihrem Gefolge. Aber der Schmerz des Geistes – ah.« Er leckte sich mit der Zungenspitze die Lippen, eine bewusst herausfordernde Geste, ebenso wie seine Worte. Er starrte mich immer noch an, machte aber den Silbmagiern ein Zeichen und sagte: » Geht und nehmt den Jungen mit.«
» Wer, ich?«, fragte ich. » Nur zu gern, wenn Ihr dazu das Seil ein bisschen lockern würdet.«
Domino sah aus, als wollte er gegen Morthreds Befehl Einwände erheben, aber ein Blick des Dunkelmeisters hielt ihn davon ab. Er starrte mich stattdessen finster an, und ich zuckte mit den Schultern, als würde ich überhaupt nicht begreifen, was los war. Die Silbmagier gingen wortlos weg und nahmen die Verwundeten mit. Dek wurde nach draußen geschleppt; er protestierte lautstark. Das war vielleicht mutig, allerdings nicht sehr vernünftig, da er sich auf diese Weise nur einen weiteren Schlag auf den Kopf einhandelte. Das einzig Gute war, dass mein Schwert immer noch auf dem Boden lag.
Morthred blieb weiter auf Abstand zu mir. Ich fand, dass er meine Fähigkeiten überschätzte; ich war kaum einen Fingerbreit vom Ersticken entfernt. Es gab keine Möglichkeit für mich, irgendjemanden anzugreifen. Domino war ebenfalls nicht weggegangen. Er stand mit verschränkten Armen bei der Tür, sogar noch ein Stückchen weiter weg.
Ich drehte mich ein wenig zur Seite, um einen Blick hinter mich zu werfen, und sah,
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