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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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dass das andere Seilende an einer Wandhalterung befestigt war. Die gesamte Konstruktion war irgendwie teuflisch. Wenn ich aufrecht stand, ging es mir einigermaßen gut; ich konnte sogar den Kopf drehen. Aber ich hatte keinen Spielraum, mich zu bücken. Ich konnte noch nicht einmal ein bisschen nach unten sacken. Ich fingerte an der Schnur herum, mit der meine Hände zusammengebunden waren, aber die hatte jemand verknotet, der sich auskannte. Es war keinerlei Spiel vorhanden, es gab keine verrutschenden Knoten. Meine Finger fummelten nutzlos daran herum. Ich wusste, dass ich keine Möglichkeit hatte, jemals allein aus dieser Situation wieder herauszukommen und zu hoffen, Ruarth oder Dek könnten mir irgendwie helfen – oder Flamme würde mir helfen wollen – nun, das war eindeutig zu viel erwartet.
    Verflucht, dachte ich. Nicht schon wieder. Wie zu den fischbeladenen Höllen schaffte ich es nur immer, mich in solche Sackgassen zu bringen? Was war nur an mir, dass ich kein normales Leben führen konnte?
    Ich drehte den Kopf so, dass ich Morthred wieder ansehen konnte, und versuchte, vernünftig und gelassen zu klingen – was schwer war, denn so fühlte ich mich ganz und gar nicht. » Was denn?«, fragte ich. » Es überrascht mich, dass Ihr mich nicht bereits gehängt habt. Die Erfahrung hätte Euch lehren sollen, dass es nicht klug ist, mich Euren Kulis zu überlassen. Ich bin eine einfallsreiche Frau. Fragt Domino da drüben, diesen Trottel. Am besten, Ihr bringt es gleich hinter Euch, findet Ihr nicht?« Schön, dachte ich, jetzt wirst du dich ganz sicher fragen, was ich im Schilde führe.
    Er runzelte leicht die Stirn und wandte sich an Domino. » Lyssal und ich werden aufbrechen, sobald Aiklin alles gepackt und die Taschen auf das Boot gebracht hat. Töte sie, sobald wir weg sind. Den Jungen ebenfalls. Aber nicht, solange wir noch in der Nähe sind. Ich will nicht, dass Lyssal ihre Schreie hört; ist das klar? Sie soll denken, dass ich mich ihrer Forderung gefügt habe und Glut einfach nur hier einsperre, bis wir die Insel für immer verlassen haben.«
    Domino runzelte die Stirn. » Wird sie das glauben?«
    » Sie ist so von Dunkelmagie umhüllt, dass sie im Augenblick alles glaubt, was ich ihr sage, solange es keinen direkten Beweis für das Gegenteil gibt. Also keine Schreie, bis wir außer Hörweite sind. Wenn ich jetzt nach draußen gehe, werde ich dir noch einmal den Befehl geben, Glut in meiner Abwesenheit freundlich zu behandeln. Das tue ich natürlich nur Lyssals wegen. Hast du das verstanden?«
    » Ja, Syr-Meister.«
    » Es darf diesmal keinerlei Probleme geben. Versuch nicht, besonders pfiffig zu sein. Du wirst Glut auf keinen Fall losbinden. Sie stirbt, wo sie ist und wie sie ist, angebunden an diesem Seil. Wie du das allerdings bewerkstelligst, bleibt dir überlassen.«
    Domino grinste mich an. » Mit Pandana-Wedeln zu Tode gepeitscht … ich hasse einen schnellen Tod.«
    Morthred schnaubte. » Domino, du hast noch nicht einmal angefangen zu verstehen, was Folter wirklich bedeutet.« Er sah zu mir hinüber. » Glut und ich verstehen, dass das alles eine Sache des Verstandes ist, nicht wahr, Glut? Versuche, den Jungen vor ihr zu Tode zu peitschen.« Er wartete nicht auf meine Reaktion, sondern ging zur Tür und schob Domino vor sich her nach draußen. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal zu mir um.
    Mein Herz schlug ein bisschen schneller. Ich wusste nicht genau, was mir bevorstand, aber mir war klar, dass es die Hölle sein würde. Beiläufig sagte er: » Es war eine schlaue Idee, Lyssals Arm zu amputieren, um sie von meiner Vergiftung zu reinigen. Es hat auch gewirkt, weißt du. In Zusammenarbeit mit der Silbheilung hat es sie vollständig von der Infektion befreit. Aber da war noch etwas anderes, das du nicht gewusst hast. Und du weißt es immer noch nicht, oder? Nun, das gefällt mir. Tatsächlich hast du nicht die leiseste Ahnung, warum sie dich verraten hat, nicht wahr? Ganz zu schweigen von der größeren Tragweite, die damit verbunden ist. Fast neige ich dazu, es dir zu sagen, weil ich weiß, dass du wütend und vor Verzweiflung fast wahnsinnig sterben wirst, da du nicht das Geringste daran ändern konntest. Aber ich tue es nicht. Ich weiß nämlich, dass die wahre Qual nicht in den großen Dingen, sondern in den kleinen liegt. Du wirst sterben, ohne zu wissen, wieso Lyssal dich verraten hat, oder was mit ihr nicht gestimmt hat. Du wirst sterben, ohne zu ahnen, was ich vorhabe, und ohne

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