Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
vergewaltigt, bevor sie sie getötet haben, und das alles nur, weil ich einen Tag zu spät gekommen bin. Als ich ankam, hing nur noch lebloses Fleisch an der Stadtmauer, wie Abfall im Laden eines Schlachters. Die Möwen hatten ihnen die Augen ausgepickt.
    Also haben die Menoden auf dem Absatz kehrtgemacht und mich in ihr Kloster in Skodart gebracht. Ich sagte ihnen, dass mein verfluchter Großvater kommen und uns alle töten würde, aber sie haben mir keine Beachtung geschenkt. In ihren Augen war ich einfach nur ein jammerndes Kind.«
    Scharlachrotes Licht flackerte vor ihm auf, und ich zuckte zurück, obwohl ich wusste, dass es mir nichts tun konnte. Er sprach weiter. » Die Menoden hatten einen Dunkelmeister in einer ihrer Zellen eingesperrt, tief unter der Erde. Sie wollten ihn nicht töten, weil die Menoden – Feiglinge, die sie sind – nicht gern töten, und so haben sie ihn jahrelang dort gefangengehalten. Sie glaubten, dass er dort sicher eingesperrt und unfähig wäre, sich einen Weg in die Freiheit zu bahnen, da die Zelle tief unter der Erde lag. Nur Wissende durften sich um ihn kümmern, und daher konnte er auch niemanden mit seiner Magie beeinflussen.« Er lachte, ein Lachen, das aufrichtig erheitert klang. » Ich habe natürlich von ihm gehört.«
    Ich konnte erkennen, worauf die Geschichte hinauslief. Die Unausweichlichkeit des Weges, den er gewählt hatte, war so klar wie das Mondlicht auf dem ruhigen See. » Also habt Ihr Eure Illusion dazu benutzt, um Euch Zugang zu ihm zu verschaffen. Und dann habt Ihr dem Dunkelmagier die Freiheit gegeben, als Gegenleistung für die Macht, die Ihr haben wolltet.« Bei dieser Vorstellung atmete ich unwillkürlich schwer.
    » Es ist ein Vergnügen, mit dir zu reden, Glut«, sagte er, aber die Art, wie er die Lippen kräuselte, ließen auf Gemeinheit, nicht auf Vergnügen schließen. » Ich mag Leute, die verstehen. Die erfassen können, worum es geht.«
    » Ihr habt bewusst und absichtlich darum gebeten, umgewandelt zu werden.«
    » Mit Silbmacht kann man niemanden töten«, sagte er weich, » und es gab eine ganze Menge Leute, die ich töten wollte.«
    Es dauerte einen Moment, ehe ich wieder sprechen konnte. » Dieser Dunkelmeister kann nicht besonders großartig gewesen sein: Er hat Euch nicht gesagt, wie Ihr den Rückschlag vermeiden könnt, der mit der Anwendung der Macht einhergeht.«
    Darauf antwortete er nicht. Stattdessen sagte er: » Ich war kein mit Gewalt umgewandelter Silbbegabter, verstehst du nicht? Was glaubst du, warum ich so mächtig bin? Weil ich die Vereinigung der Gegensätze begrüßt habe. Es war keine erzwungene Umwandlung, sondern eine Bekehrung. Ich habe sie genossen, akzeptiert und zum Wachsen gebracht. Ah, Glut, diese Macht im Innern zu spüren. Ihre Stärke. Selbst jetzt noch weiß ich nicht genau, wieso die Silbbegabten, die ich bezwinge, sich so dagegen sträuben. Ihr Widerstand schwächt sie. Häufig verwirrt er sie und führt dazu, dass sie lediglich in der Lage sind, Gehorsam zu leisten, ohne jede Eigeninitiative. Ich vermute, ich sollte froh darüber sein; niemand wird mich je bedrohen. Es war meine eigene Bekehrung, die in mir die Idee aufkeimen ließ, dass so etwas wie die Bezwingung von Silbbegabten überhaupt möglich ist. Ich war einfach nur nicht in der Lage, es zu tun, solange meine Kräfte noch nicht zurückgekehrt waren. Bis vor kurzem.«
    » Eigentlich hattet Ihr gar nicht vor, die Inseln zu versenken, oder?«, platzte ich heraus. Ich hatte keine Ahnung, wie ich auf diese verblüffende Idee gekommen war.
    » Nein, natürlich nicht. Oder vielleicht höchstens einen Teil von ihnen. Ich wollte über sie herrschen.« Er zuckte mit den Schultern. » Ich war einfach nur viel stärker, als ich geahnt hatte, und sehr unerfahren.« Er lächelte schwach. » Mein lieber Großvater hat Streitkräfte hinter mir hergeschickt, angeführt von Onkel Vincen. Ganz Skodart und die benachbarten Inseln haben sich gegen sie erhoben. Wenn du unsere Geschichte kennst, weißt du auch von diesem blutigen Krieg. Ich habe einfach nur abgewartet, bis ich gelernt hatte, meine Magie zu beherrschen. Die Menoden haben sich natürlich von meinem Anliegen in dem Moment abgewandt, als sie die Dunkelmagie bei mir wahrgenommen haben.« Er zuckte erneut mit den Schultern. » Es spielte keine Rolle. Ich hatte inzwischen ein Heer von meinesgleichen um mich geschart. Ich hatte vor, die Stadt Dunstigenwall zu versenken, zusammen mit dem Palast meines Großvaters und

Weitere Kostenlose Bücher