Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
ergriffen und bereit, sich auf jeden und alles zu stürzen und ihn oder es zu töten. Die Gefahr bestand, dass sie auch auf die Ghemfe losging, die ihr zu Hilfe geeilt waren, ganz zu schweigen von mir und allen anderen, die so unklug waren, in ihre Nähe zu kommen.
Ich näherte mich ihr vorsichtig. » Glut«, sagte ich sanft. » Ganz ruhig. Legt die Klinge weg. Ich bin es, Gilfeder – Ihr wisst schon, der rothaarige, kohlfressende Friedliebende …« Ich wagte es, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen, und sie drehte sich zu mir um. » Ganz ruhig, Glut. Keine Sorge, Mädchen. Es ist vorbei.« Das schreckliche tödliche Licht in ihren Augen erlosch, und ihre Schultern sackten nach unten. Als meine Nase mir sagte, dass es ihr gut ging, ließ ich mich an Thors Seite nieder und untersuchte seine Verletzungen, versuchte den Schaden zu erschnüffeln. Er lebte noch und war bei Bewusstsein, aber das war in diesem Moment auch das einzig Gute, das sich über seinen Zustand sagen ließ. Ich schob alle anderen Gedanken beiseite, und obwohl ich genug Tod in ihm roch, machte ich mich daran, alles zu tun, um ihm eine Chance zu geben.
Inzwischen hatte mir eines der Ghemfe meine Arzttasche gebracht, und ich konnte die Blutung zum größten Teil stillen. Dann erhaschte ich einen Blick auf Gluts Gesicht, die auf der anderen Seite von Reyder kniete. Wenn ich noch irgendeine Bestätigung gebraucht hätte, dass dies der Mann war, der ihr einmal so viel bedeutet hatte, so bekam ich sie jetzt. Ihre Gefühle waren rein und unverhüllt. Sie stand auf und ging weg, hatte ihren Schmerz wieder in sich verschlossen.
Nachdem ich Reyder so gut wie möglich stabilisiert hatte, bat ich die Ghemfe, mir dabei zu helfen, ihn in eines der Häuser zu tragen, wo wir ihn auf einen Küchentisch betteten. Dort steckte ich ihm einen Strohhalm in die Unterarmvene und ließ Selber-Wundsekret hineinlaufen, nachdem ich es in warmem Wasser etwas erwärmt hatte. Ich gab ihm Schmerzmittel, dann säuberte und nähte ich einige der Wunden und bestrich sie mit einem Präparat der Ebene, das die Entzündung aufhalten würde. Das Schlimmste hob ich mir bis zum Schluss auf. Er hatte einen Stich in den Unterleib abbekommen, und dabei waren seine Gedärme verletzt worden. Ich konnte es riechen, und ich wusste auch, was es zu bedeuten hatte. Es war gut möglich – nicht wahrscheinlich, aber durchaus im Bereich des Möglichen –, dass wir ihn hätten retten können, wären wir auf der Himmelsebene gewesen, wo ich die Hilfe meines Vaters und meines Bruders sowie Garwins Arzneibuch gehabt hätte, und wo wir eine große Operation hätten durchführen können. So aber war ich allein, und ich hatte nur wenige der nötigen Instrumente und keinerlei Hilfe und nichts von den Heilmitteln, die ich gebraucht hätte. Ich ließ die Wunde, wie sie war, und ging los, um Glut zu suchen.
Sie fragte mich natürlich, ob er es überleben würde. Als ich ihr sagte, dass dafür eine Heilung mit Silbmagie nötig wäre, war das Aroma, das von ihr ausging, so herzzerreißend, dass mir die Worte in der Kehle stecken blieben. Meine eigene Reaktion beschämte mich; ich hatte kein Recht, so zu fühlen, wie ich es tat. Sie nickte und ging zu Domino, tötete ihn mit einem Schwertstoß durchs Auge ins Hirn. Ohne irgendein sichtbares Gefühl zog sie die Klinge wieder heraus und wischte sie sauber. Ich sah ihr dabei zu, völlig entsetzt über die Kälte in ihr. Dann drehte sie sich zu mir um und fragte, wo Thor war.
» Er wird nich sofort sterben«, erklärte ich ihr. » Und Ihr helft ihm auch nich, wenn Eure eigenen Verletzungen sich entzünden. Lasst mich Eure Handgelenke ansehen.«
Unter Protest ließ sie zu, dass ich sie verband, dann half sie mir, Deks gebrochene Rippen zu bandagieren. » Er war mutig«, sagte sie zu mir, während wir zusammen arbeiteten. » Er hat mir das Leben gerettet. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte Domino mich getötet, während ich absolut hilflos gewesen bin.« Sie lächelte dem Jungen zu. » So da reinzustürzen, wie du es getan hast, und mir das Schwert zuzuwerfen – das war eines der mutigsten Dinge, die ich je gesehen habe. Danke, Dekan Grinpindillie!« Dem Jungen schwoll vor Stolz die Brust, und ich wunderte mich über ihre Fähigkeit, ihre eigene Verzweiflung beiseitezuschieben und den Jungen zu loben. Ich lachte und zog ihn hoch, und dann ließen wir ihn dort zurück, damit er sich ausruhen konnte, während ich Glut zu Thor brachte.
» Und was Euch
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