Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
a’er ich hab’s nich glau’n könn’n. Wie geht’s Kel?« Er betastete vorsichtig die aufgeplatzte Lippe und spuckte ein bisschen Blut aus.
    » Es geht ihm gut. Er ist unverletzt. Was ist hier passiert? Hast du die zwei getötet, die ich am Leben gelassen hatte?«
    » Den Mann, nun ja, das war ich. Macht doch nichts, oder? Erst hab’ ich versucht, einfach nur die Waffen nach draußen zu werfen. Ihr habt gesagt, ich soll hier alles im Griff haben, aber es war irgendwie schwierig, sie einfach so zu töten, und – au, das tut weh!« Er zog ein Gesicht, aber das Ghemf lächelte einfach nur und machte sich weiter an der Wunde zu schaffen. » Als er dann mit einem Pandana-Blatt auf mich einschlagen wollte, hab’ ich ihn aufgespießt.« Seine Begeisterung verklang etwas. » Ich glaube nicht, dass es mir wirklich gut gefällt, Leute zu töten, auch wenn sie’s verdient haben. Aber wenn ich ein Dunkelmagierjäger werde, muss ich lernen, irgendwie damit klarzukommen, oder?«
    Ich nickte. » Dann will ich dir ein Geheimnis verraten, Dek. Mir gefällt es auch nicht sehr, Leute zu töten, nicht einmal, wenn sie versuchen, mich zu töten. Und ganz besonders nicht, wenn sie einmal Silbbegabte waren.« Ich lächelte ihn an. » Ich bin froh, dass es dir nicht sonderlich gefällt. Die Leute, die es mögen, unterscheiden sich im Grunde nicht sehr von den Dunkelmagiern. Was ist mit der Silbin passiert?«
    Der Ghemf – er hatte Falten, die ihn alt genug machten, dass er männlich sein konnte, weshalb ich ihn einfach mal dafür hielt – beantwortete diese Frage. » Sie ist auch tot. Wir haben das getan.«
    » Ich dachte … äh … ich dachte, Ghemfe dürften Menschen keinen Schaden zufügen?«
    » Wir von Aylsas Schale dulden keine Dunkelmagier mehr. Wir haben nicht das Gefühl, dass Dunkelmagier als Menschen gelten können, oder es auch nur wert sind, am Leben zu sein. Sie sind eine Krankheit, eine Plage.« Er nickte in Dominos Richtung. » Ich gehe gleich auch zu ihm. Ich dachte nur, Ihr würdet ihn vorher befragen wollen.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Ihr kanntet Aylsa?«, fragte ich.
    Er nickte. » Sie war meine Schalen-Schwester. Wir alle hier sind Schalen-Geschwister.« Er setzte sich wieder auf die Fersen und lächelte Dek zu. » Dieser Zahn da muss versorgt werden. Und du solltest später zum Arzt gehen. Deine Rippen müssen verbunden werden.« Er wandte sich mir wieder zu. » Kann ich … darf ich das Bouget sehen, das Aylsa für Euch gemacht hat?«
    Ich zeigte ihm meine Handinnenfläche.
    Er fuhr mit den Fingern über das Gold, folgte dem geschwungenen M. » Wisst Ihr, was es bedeutet?«, fragte er.
    » Aylsa hat gesagt, es wäre das Zeichen Eures Volkes.«
    » In gewisser Weise, ja. Es ist das Zeichen unserer Schale. Es bedeutet, dass Ihr wie eine von uns behandelt werden sollt. Die Linie, die da durchführt, besagt, dass eine von uns für Euch gestorben ist. In unserer Kultur hat schon allein das eine starke Bedeutung. Es besagt, dass wir ihren Tod geringschätzen und verhöhnen würden, wenn wir zulassen würden, dass Ihr vor Eurer Zeit sterbt. Daher müssen wir, um ihrem Tod Sinn zu geben, Euer Leben bewahren.«
    » Das ist ja irre!«, sagte Dek.
    Ich sah den Ghemf an, halb erschrocken und halb verwundert. » Ihr meint … Ihr meint, Ihr seid alle meinetwegen hier?«
    Er lachte – oder zumindest glaube ich, dass es ein Lachen war –, als wäre jede andere Vorstellung absurd. » Natürlich!«
    Ich nahm das in mich auf, fühlte mich vollkommen demütig. Schließlich sagte ich: » Ihr habt uns das Leben gerettet. Uns allen. Ohne Eure Hilfe wären wir gestorben. Woher seid Ihr alle gekommen?«
    » Nun, von ganz Mekaté. Unsere Schale ist verstreut, und die anderen konnten nicht rechtzeitig hier sein. Also hat unsere Schalen-Schwester Emiliassa, die Ihr in Mekatéhaven getroffen habt, einfach diejenigen gerufen, die am nächsten waren.«
    » Gerufen?« Ich war inzwischen richtiggehend verwirrt.
    Er nickte. » Durch das Meer. Unsere Lieder werden weitergetragen.«
    Ich dachte darüber nach. Die Schwimmhäute an den Füßen. Die unheimlichen Pfeifgeräusche, die wir im Treibsee gehört hatten. Die grauen Schemen im Wasser. Das Ding, das gegen Flamme und mich gestoßen war … es hatte uns davor bewahren wollen, von den Pandana zerfetzt zu werden.
    Weil wir die Ghemfe sonst immer angezogen sahen und sie sich ganz wie die Menschen verhielten, stellten wir sie uns nie als Wasserwesen vor. » Ihr schwimmt«, sagte ich

Weitere Kostenlose Bücher