Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
nicht viel über die korrekten protokollarischen Abläufe an den verschiedenen Höfen, das Syr-Silb Arnado nicht gewusst hatte, und ich hatte viele Stunden geduldiger Nachhilfe hinter mir.
Xetiana musterte mich mit einem beunruhigend direkten Blick. » Also, du sagst, dass einige meiner Ehrengäste in Wirklichkeit Dunkelmagier sind. Und dass derjenige, der behauptet, der Erbe des Königshauses der Dunstigen zu sein, eigentlich ein Dunkelmeister ist. Was ist mit dem Burgfräulein, das in seiner Begleitung ist? Willst du mir sagen, dass auch sie ein Ungeheuer ist? Und vielleicht könntest du mir auch gleich einen guten Grund nennen, wieso ich ausgerechnet dir glauben sollte – dir, einem abtrünnigen Mischling?«
» Was soll ich sein, abtrünnig?«, brachte ich überrascht heraus.
Sie machte eine leichte Geste, und Shavel trat vor. Er sah aus, als würde er das, was er gleich zu sagen hatte, durchaus genießen. » Wir sind vom Wahrer-Rat benachrichtigt worden, dass Ihr wegen Mittäterschaft an der Entführung des Burgfräuleins und wegen Bedrohung des Lebens von Ratsherr Syr-Silb Ansor Dasrick auf Gorthen-Nehrung gesucht werdet. Alle Inselreiche sind aufgefordert worden, Euch zu ergreifen und zur Befragung und Verurteilung zur Nabe zurückzuschicken.« Er lächelte mich an. » Soviel ich weiß, lautet die Strafe auf Tod durch Ertrinken, wenn man einen Ratsherrn der Wahrer bedroht.«
28
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Erzähler: Kelwyn
Es begann zu regnen, als wir beim Haus des Herrschers ankamen und man uns gestattete, Kanzlerin Asorcha zu sehen. Während wir auf den Turmherrn warteten, zappelte Dek unruhig herum, Ruarth putzte sich, Glut stapfte auf und ab, und Reyder saß still mit gesenktem Kopf da. Er betete, wie ich vermutete. Ich lehnte mich an die Wand und spürte, wie Regenwasser durch ein Netzwerk von Abflussrohren gurgelte und in irgendwelche unterirdische Zisternen rann. Ich vermutete, dass es in Xolchaspfeiler viel regnete; windig genug war es ganz sicher. Wir waren ziemlich durchgeschüttelt worden, als wir die Felswand zur Stadt hinaufgestiegen waren; Dek war förmlich erstarrt, als ihm klar geworden war, dass ihn jederzeit eine Windböe in den Tod hätte reißen können. Oben sorgten die schmalen Straßen – die kaum breit genug waren, dass drei Leute nebeneinander hergehen konnten – dafür, dass der plötzlich eingeengte Wind mit einer Wucht durch sie hindurchfegte, dass alles weggerissen worden wäre, das nicht angebunden war. Ich hasste das Gefühl des Eingesperrtseins, auch wenn die Luft selbst frisch und sauber war. Zu sauber, in gewisser Weise. Es roch nach Meer und Salz und Guano, aber nicht nach Dunkelmagie oder Flamme. Ich hatte keine Ahnung, wo sie war.
Xetiana war beeindruckend, vom ersten Augenblick an. Sie saß groß und stolz auf einem kunstvollen Steinthron, und ihr Gesicht verriet nichts, aber auch gar nichts. Anders ihr Geruch. Sie war in Aufruhr, hin und her gerissen zwischen freudiger Erregung und Misstrauen. Ich hoffte, dass die Erregung der Tatsache galt, eine alte Freundin wiederzusehen, auch wenn ich das natürlich nicht wissen konnte. Ich konnte Gefühle riechen, aber nicht die Ursachen dafür.
Asorcha war bemerkenswert neutral, obwohl klar war, dass sie den Turmherrn liebte. Shavel, der Sekuria, war dagegen ziemlich eindeutig; er mochte Glut nicht im Geringsten. Als sein Blick erst auf Dek ruhte und dann auf mir und Reyder, kam ich zu dem Schluss, dass er überhaupt niemanden von uns besonders mochte. Zumindest traute er niemandem. Ruarth sah er natürlich nicht, obwohl der Dunstige immer bei uns war. Ich entdeckte ihn auf einer Wandhalterung und sah rasch zur Seite.
Und dann verkündete Shavel, dass Glut von den Wahrer-Inseln gesucht wurde. Letztere war schockiert; ich spürte, wie Wogen von Erstaunen und Empörung durch sie hindurchliefen. Sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass Dasrick so weit gehen würde.
Während sie noch versuchte, sich an die Vorstellung zu gewöhnen, dass sie überall auf den Ruhmesinseln gejagt wurde, trat Reyder vor, um zu sprechen. Mit höflicher Ehrerbietung, aber niemals in seinem eigenen Selbstwertgefühl schwankend, stellte er sich als Mitglied des Menoden-Rates der Patriarchen vor – was Glut nicht gewusst hatte, wie ich an ihrer Überraschung erkannte.
» Der Rat hat mich geschickt, um Glut und Kel Gilfeder von Wyn in ihren Bemühungen zu unterstützen, das Burgfräulein zu befreien«, erklärte er Xetiana. » Der Dunkelmagier Gethelred mag vielleicht
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