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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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vor den Männern, womit eventuelle Nachteile ausgeglichen werden sollten. Denn die meisten Frauen besaßen weniger ausgeprägte Muskeln als der durchschnittliche Mann. Die Anzahl der Frauen, die jemals das Rennen gewonnen hatten, war gering, aber Xetiana war eine davon. Was sie mir zu verdanken hatte, zum Teil zumindest, denn ich hatte sie heimlich trainiert.
    Vertut Euch nicht; dieses Rennen war gefährlich. Im Schnitt starb jedes Jahr mindestens ein Teilnehmer oder wurde ernsthaft verletzt. Es war viel zu gefährlich, als dass man der Thronerbin die Teilnahme hätte erlauben dürfen, aber das hatte als Grund nicht gereicht, um Xetiana aufzuhalten. Sie hatte mich um Hilfe gebeten, und wir hatten sie gemeinsam als auswärtige Frau von der Nabe eingetragen. Sie hatte sich wie eine Wahrerin gekleidet und sich beim Start einen Schal ums Gesicht geschlungen, mit der Begründung, dass sie Zahnschmerzen hätte. Als das Rennen dann begonnen hatte, hatte sie den Schal weggeworfen, und die Nachricht, dass die Erbin teilnahm, hatte sich rasch unter den Zuschauern verbreitet. Inzwischen war es jedoch zu spät gewesen, um sie noch aufzuhalten; ihr Vater konnte es nicht riskieren, sich beim Volk unbeliebt zu machen. Genau das aber wäre die Folge gewesen.
    Ich war mit ihr gegangen, einfach, um ein Auge auf sie zu haben, aber sie hatte mir gegenüber einen Vorteil: Wie alle Xolchaner konnte sie weit besser schwimmen als ich. In jeder Schwimmphase des Rennens hängte sie mich weiter ab. Ihr Vater war hinterher so wütend auf mich gewesen, weil ich ihr geholfen hatte, dass er mich aufs nächste Boot verfrachten ließ, das von Xolchashafen auslief. Doch was noch schlimmer war: Er schickte ein Protestschreiben an Dasrick. Ratsherr Dasrick hatte sich daraufhin geweigert, mich für meine Arbeit in Xolchas zu bezahlen, und diese Klage als Rechtfertigung dafür benutzt.
    Während wir jetzt auf eine Antwort von Xetiana warteten, stellte ich fest, dass diese Ungerechtigkeit mich immer noch wurmte, selbst nach so vielen Jahren.
    Asorcha führte uns höchstpersönlich in das Zimmer, in dem wir mit Xetiana sprechen würden. Die Schneiderin war nicht zu sehen, aber der Sekuria war da – der Mann der Wachtruppe, der für die Sicherheit der Insel und besonders des Insellords verantwortlich war. Ihn kannte ich ebenfalls. Sein Name war Shavel, und er hätte beinahe seine Arbeit verloren, weil sein Schützling an dem Rennen teilgenommen hatte, also war es unwahrscheinlich, dass er sonderlich freundlich mit mir umspringen würde. Kein sehr guter Anfang.
    Als Erstes ließ er uns an der Tür anhalten und forderte uns auf, sämtliche Waffen abzulegen. Das überraschte mich nicht; kein vernünftiger Inselherr hätte bewaffnete Leute ins Audienzzimmer gelassen.
    In Übereinstimmung mit dem Protokoll näherten wir uns nur bis zur Hälfte den Stufen, die zum Thron hinaufführten, auf dem Xetiana saß. Ich kniete mich nieder und richtete den Blick auf den Boden; die anderen folgten meinem Beispiel. Früher einmal hätte Xetiana mich mit einer Umarmung und einem Grinsen begrüßt und mich zu einem Bier eingeladen, aber die Dinge hatten sich geändert. Sie gab uns die Erlaubnis aufzustehen, was auch die Erlaubnis war, den Blick zu heben. Sie saß da, ohne zu lächeln, während Asorcha kam und sich rechts von ihr hinstellte und Sekuria Shavel sich links aufbaute. Sie trug ein Kleid und Schmuck, wohingegen ich sie in knielangen Hosen hatte herumlaufen sehen, die Haare mit einem Lederband grob im Nacken zusammengebunden. Diese Veränderung versinnbildlichte eine Menge von dem, was seither geschehen war.
    » Glut«, sagte sie. » Schön, dich wiederzusehen. Auch wenn Asorcha sagt, dass du keine guten Nachrichten für mich hast.« Sie trommelte mit den Fingern auf die Armlehne des Throns, eine nervöse Geste, die mich beunruhigte. In diesem Moment hätte ich eine Menge getan, um zu wissen, was Kel roch. » Also, sag, was du zu sagen hast.«
    Das tat ich, aber ich achtete sorgfältig darauf, sie als » mein Herr« anzusprechen und alle Formulierungen zu benutzen, die das Protokoll verlangte. Xetiana und ich waren einmal eng befreundet gewesen, aber ich hatte nie den Fehler gemacht zu glauben, dass sie uns als gleichrangig betrachtet hätte. Sowohl Thor als auch Gilfeder waren von meinem Verhalten beeindruckt, das konnte ich sehen. Förmliche Beachtung des Protokolls war eine Seite an mir, die sie nie erlebt hatten, aber ich hatte einen guten Lehrer gehabt. Es gab

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