Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
wischte sie verärgert mit dem Handrücken ab. » Wir müssen Pläne schmieden. Thor will übrigens mit dir darüber sprechen.«
» Reyder? Worüber will er mit mir sprechen?«
» Er will das nächste Postschiff zurück nach Tenkor nehmen. Er möchte, dass du ihn begleitest.«
Ich suchte nach einem Sinn darin. » Wieso nach Tenkor? Wieso ich ? Er sollte doch sicher Flamme folgen!«
» Er glaubt, es gibt einen besseren Weg. Tatsächlich träumt er davon, ein Heilmittel gegen Dunkelmagie zu finden. Er glaubt, ihr beide könntet das zusammen schaffen. Seiner Meinung nach ist ein Heilmittel der einzige Weg, wie wir Flamme jemals retten werden. Und nur weil Morthred tot ist, heißt das noch lange nicht, dass Silbmagier von jetzt an vor einer Umwandlung geschützt sind. Eine ganze Reihe seiner Gefolgsleute könnte wissen, wie man jemanden umwandelt. Das Ganze wird nie wirklich zu Ende sein, Kel, solange nicht die Magie ein Ende hat.«
Ich lachte laut auf, aber es war kein fröhliches Lachen. » Na, das is ja eine schöne Ironie, Mädchen: Ich habe endlich eingesehen, dass es Magie gibt, während Reyder jetzt glaubt, sie wäre eine Krankheit, die er heilen könnte.« Ich schüttelte den Kopf angesichts all dieses Schwachsinns.
» Nun, er glaubt ja nicht, dass es keine Magie gibt. Er ist nur zu der Überzeugung gelangt, dass sich Magie wie eine Krankheit überträgt und dass sie daher auch wie eine Krankheit geheilt werden kann. Er möchte weiter daran arbeiten, wenn er wieder in Tenkor ist.«
» Und was ist mit dir? Die Wahrer haben einen Preis auf deinen Kopf ausgesetzt. Du wärst in Tenkor auch sicherer.«
Sie schnaubte. » Kannst du dir mich zwischen all den Patriarchen vorstellen? Ich wäre nach einer Woche so gelangweilt, dass ich wahnsinnig werden würde. Nein, Dek und ich folgen Flamme. Ich weiß nicht, was wir vorfinden werden. Ich kann nicht genau sagen, wohin sie gegangen ist. Aber ich werde sie finden. Und dann … dann werden wir sehen. Xetiana hat sich bereit erklärt, mich finanziell zu unterstützen. Sie macht sich große Sorgen, dass eine Dunkelmagierin den Inselherrscher von Breth heiraten könnte, also bezahlt sie mich, damit ich die Dinge im Blick behalte.«
Ich starrte sie an. » Ich kann mir nich helfen, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass Flamme nach wie vor aus eigenem Willen den Basteiherrn von Breth heiraten wird.«
» Sie ist eine Dunkelmagierin, oder jedenfalls fast. Was wünscht sich eine Dunkelmagierin mehr als alles andere? Macht, Kel. Die Macht zu verletzen und zu verstümmeln und zu töten. Ja, ich glaube, sie geht nach Breth. Ich glaube, sie wird ihn heiraten, und nach einer Weile wird sie ihn töten. Ihr Kind wird der nächste Basteiherr werden, und sie wird die Regentin sein. Schließlich wird ihr Vater sterben, und sie kann Anspruch auf den Thron von Cirkase erheben. Und damit hat sie das Schwarzpulver für die Kanonengewehre in den Händen.«
Es war schwer vorstellbar, dass sie von Flamme sprach. Ich starrte sie weiter an und fühlte mich krank. » Du wirst sie töten.«
» Wenn es keinen anderen Weg gibt, ja. Ich habe es ihr versprochen.«
» Und wenn Thor und ich ein Heilmittel gegen Magie finden?«
» Dann ist es für Flamme vielleicht trotzdem zu spät. Sag mir, Kel, wie lange wird es dauern, bis ihr ein Mittel findet, sofern überhaupt eines gefunden werden kann? Ein Jahr? Zwei? Sechs?«
» Wir könnten immer noch versuchen, mit Hilfe der Heilungsfähigkeiten der Wahrer und Silben …«
» Als letzter Ausweg, natürlich. Aber ich würde es vorziehen, wenn die Wahrer noch eine Weile nichts davon wüssten. Sie würden sie lieber tot sehen, als zu riskieren, dass irgendwo ein Dunkelmagier auf dem Thron sitzt. Nun, vielleicht sehe ich das auch so – aber zumindest würde ich dafür sorgen, dass wir vorher alle Möglichkeiten ausschöpfen, die uns einfallen, um sie zu retten. Wahrer sind möglicherweise nicht so … sorgsam.«
» Also werden auch sie hinter ihr her sein, wenn sie herausfinden, was passiert is?«
» Ja. Und ich werde Dasrick ebenfalls auf den Fersen haben, wenn er erfährt, was geschehen ist. Die Wahrer haben überall Spione, verdammt sollen sie sein.« Sie warf mir ein reumütiges Lächeln zu. » Keine Sorge, Kel, ich wüsste gar nicht, was ich mit mir anfangen sollte, wenn das Leben plötzlich zu einfach wäre.«
Ich erstickte beinahe an der tragischen Bedeutung dieser Worte und wandte mich ab, damit sie mein Gesicht nicht sehen konnte. »
Weitere Kostenlose Bücher