Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler
Selbermist«, sagte ich und fühlte mich wieder elend und krank. » Is sie tot?«
» Nein, nein«, beeilte Glut sich zu sagen. » Nein. Wir glauben, dass sie mit der Reizend geflohen ist.«
Ich starrte sie verblüfft an.
» Du weißt, dass sie irgendwo auf dem Weg zurück von der Aussichtsplattform in ihrem Zimmer verschwunden ist. Es war Absicht. Sie muss sich in Illusionen gehüllt haben. Die Reizend ist kurz danach losgesegelt. Die beiden umgewandelten Silbinnen waren noch an Bord – du weißt schon, die beiden, die nicht schwimmen konnten –, und auch die Sklaven. Wir gehen davon aus, dass Flamme ebenfalls an Bord gewesen ist.«
» Hat die Hafenmeisterei sie nich aufgehalten? Da waren doch Wachen mit Armbrüsten, die den Befehl hatten …«
» Sie haben aber nicht gesehen, wie das Schiff losgesegelt ist.«
» Also wieder Illusion.«
Glut nickte. » Ich glaube, dass sie es gewesen ist, nicht die anderen beiden.«
» Aber wieso? Warum sollte sie weggehen?«
Glut zuckte mit den Schultern. » Vielleicht hat sie dich erkannt und wusste, dass sie schon bald gerettet werden würde. Die Dunkelmagie in ihr würde nicht wollen, dass sie wieder zur Silbin wird, erinnerst du dich? Also ist sie weggelaufen. Oder sie hatte gar keine Ahnung, dass Rettung nahte. Vielleicht hat sie einfach nur Morthred entkommen wollen und es deshalb getan. Und ich vermute, dass die Silbmagie in ihr erkannt hat, dass sie früher oder später Ruarth verraten würde. Indem sie vor Morthred weglief, konnte sie also auch Ruarth schützen, oder zumindest dachte sie das.« Sie schnaubte. » Sie hatte schon immer Mut, diese Frau. Sie war der mutigste Mensch, der mir jemals begegnet ist. Vielleicht ist sie aufgebrochen, ohne zu wissen, dass Morthred sterben würde, und hat ihm einfach nur sein Schiff unter der Nase weggestohlen und ist davongesegelt.« Sie schüttelte verwundert den Kopf.
» Und du glaubst, dass Ruarth in dem Moment versucht hat, ihr nachzufliegen, als ich Morthred getötet habe«, sagte ich mit ausdrucksloser Stimme.
Sie nickte. » Ich glaube nicht, dass sie Ruarth gestattet hätte, mit ihr auf der Reizend wegzufahren. Sie ist ebenso vor ihm weggelaufen wie vor Morthred.« Ihre Stimme klang rau.
Ich neigte den Kopf. » Dann is sie für uns verloren, Glut.« Ich wusste, dass Flamme ihre beste Freundin gewesen war. Die einzige Freundin, die sie jemals gehabt hatte. Ich spürte ihren Schmerz, der sich irgendwie mit meinem verband, als würde ihr Aroma meine eigene Trauer verstärken. Einen Moment lang konnte ich uns beide nicht auseinanderhalten. Sie verschränkte ihre Hände mit meinen, teilte mir vorbehaltlos mit, was sie fühlte, und sagte mir dadurch auf ihre Weise, dass sie verstand.
» Selbst, wenn wir sie wiederfinden sollten, würde es wahrscheinlich zu spät sein«, sagte ich.
Sie schüttelte den Kopf, wirkte besorgt. » Da ist etwas, das sich uns entzieht. Ich weiß es.«
» Ja«, sagte ich. » Ich glaube, du hast recht.« Ich versuchte herauszufinden, was mich störte. » Die Dunkelmagie der anderen Ex-Silbbegabten – aller anderen, die im Treibsee und die hier – riecht genauso wie die von Morthred. Aber Flammes Dunkelmagie is anders. So wie die von Ginna.«
» Ginna?«
» Das Kind, von dem ich dir erzählt habe, die Silbin, die von einem Dunkelmagier vom Treibsee vergewaltigt worden is.«
» Was willst du damit sagen?«
» Weiß ich nich. Ich dachte nur, nun, vielleicht hängt es damit zusammen, dass Morthred selbst die anderen alle infiziert hat. Und es jemand anders war, der Flamme umgewandelt hat. Und Ginna … sie war auch wieder anders.«
Sie sah mich an, als würde sie nicht verstehen. » Du meinst, nachdem wir Gorthen-Nehrung verlassen haben? Aber wer? Wo hätte Flamme jemanden treffen können, der etwas getan hat, ohne dass ich es mitbekommen hätte?«
» Vielleicht, als du im Gefängnis warst?«
Sie dachte darüber nach. » Das erscheint mir nicht sehr wahrscheinlich.« Sie runzelte die Stirn. Ihr Blick war eindringlich. » Kel, erzähl mir alles, was du über Dunkelmagie gelesen hast. Alles, woran du dich erinnerst. Du hast gesagt, da wäre etwas Rätselhaftes …«
Ich holte meine Aufzeichnungen über das, was ich in Garwins Schriftstücken und Büchern gefunden hatte, und fing an, ihr alles zu erzählen, was mir einfiel. Als ich zur Hälfte fertig war, unterbrach sie mich. » Warte einen Moment. Was hast du gerade gesagt?«
» Dass Silbinnen im Fall einer Verbindung mit einem
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