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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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mir aufgeschlossen hatten.
    » Warten wir darauf, dass er sich legt?«, fragte Glut und starrte in das Weiß hinein.
    Die verfluchte Frau keuchte noch nicht einmal vor Anstrengung.
    » Das könnte Tage dauern. Nein, wir gehen weiter.«
    » Aber ich sehe hier gar keinen Pfad.«
    » Hier is auch keiner. Es gibt keine Pfade und Wege in der Himmelsebene. Keine Straßen, keine Spuren.«
    » Gar nichts?«
    » Gar nichts. Abgesehen von ein paar Trittsteinen, die die Häuser der einzelnen Tharns miteinander verbinden. Ach ja, solange Ihr hier seid, müsst Ihr Euch unbedingt an unsere Verhaltensregeln halten. Folgt nie genau den Schritten einer anderen Person vor Euch. Dies dürfen wir deshalb nich tun, um keine Spuren zu erzeugen.«
    Flammes Augen weiteten sich. » Wo ist das Problem mit Spuren?«
    » Wie ich schon sagte, dies hier is eine sehr anfällige Gegend. Hier oben wachsen nur Weidegras und Riedgräser, und es regnet häufig, manchmal sogar sehr heftig. Ohne Gras wird der Boden weggespült. Die Erosion ist der wahre Feind der Himmelsebene. Also sorgen wir dafür, dass es keine Wege gibt. Ihr geht nich hinter mir, sondern neben mir, und Ihr achtet darauf, dass Ihr dieses Land nich verletzt.«
    Sie blickte besorgt in den Nebel. » Schön und gut, aber wie finden wir dann den Weg?«
    Ich deutete nach vorn. » Mein Tharn liegt fünf Stunden weiter in dieser Richtung, wenn man auf dem Rücken eines Selbers langsam galoppiert. Selbst im dicksten Nebel würde ich meinen Weg nich verlieren, weil ich ihn riechen kann.«
    » Riecht er denn so schlecht?«, fragte sie unschuldig.
    Ich war vollkommen unfähig zu erkennen, ob sie das ernst meinte oder mich verspottete. » Er riecht überhaupt nich schlecht. Er riecht vielmehr nach gebratenem Brot und getrocknetem Selbermist, der süßlich in den Feuerstellen brennt. Er riecht nach den Blumenfarben, die unsere Nachbarn für die Wolle mischen. Er riecht nach den Küchlein, die meine Schwägerin gerade auf dem Kochfeld gebacken hat.«
    » Und das alles könnt Ihr durch den Nebel riechen?«
    » Ein kleiner Scherz. Der Tharn befindet sich viel zu weit weg, um das riechen zu können. Tharn Wyn liegt mehr als einen Tagesmarsch von hier entfernt, und wenn wir abwechselnd auf Skandor reiten, kommen wir im Schritttempo voran. Die Hochländer haben zwar gute Nasen, aber so gut sind sie nun auch wieder nich.« Der Geruch der Küchlein allerdings war quälend. Er hatte mich bereits hungrig gemacht, aber ich wollte nicht zu viel verraten.
    » Also, wie finden wir dann unseren Weg durch den Nebel?«, fragte Glut.
    » Ich kenne jeden Grashalm zwischen hier und meinem Zuhause, das verspreche ich Euch. Flamme, Ihr reitet jetzt ein Stück.«
    Sie zuckte zusammen und rieb sich vielsagend die Oberschenkel. » Ich würde lieber gehen. Ich kann mich selbst heilen, aber es ist ermüdend.«
    Mir gefielen die Schatten unter ihren Augen nicht. » Reitet«, erklärte ich. » Ihr werdet feststellen, dass es sehr viel bequemer is, wenn Ihr allein da draufsitzt und nich zu dritt.«
    Sie öffnete schon den Mund, um Einwände zu erheben, aber Glut unterstützte mich, und Flamme ritt. Glut passte ihre Schritte an meine an. » Können die Hochländer wirklich besser riechen als andere Leute?«
    Ich zuckte unverbindlich mit den Schultern. » Woher soll ich das wissen? Ich kenne nur meine eigene Nase.«
    Sie blieb beharrlich. » Sagt mir, welchen Geruch Ihr mit Flamme in Verbindung bringt?«
    » Süße«, sagte ich. » Aber heute hat sie ihr Parfüm nicht genommen. Eine kleine Barmherzigkeit, für die ich sehr dankbar bin.«
    » Das ist kein Parfüm«, sagte sie. » Es ist Silbmagie. Ihr riecht es jetzt nicht, weil sie darauf verzichtet hat, die Illusion zu erzeugen, sie hätte einen richtigen rechten Arm.«
    Ich zuckte zusammen. » Bitte. Keinen weiteren Unsinn mehr.«
    » Viele Leute glauben an Magie, Gilfeder.«
    » Das allein genügt nich, um es zu etwas Wahrem zu machen. Es glauben auch viele Leute an den Fellih-Meister und daran, dass Jastriás Tod ihn zufriedengestellt hätte. Dadurch wird es nich wahr.«
    » Welchen religiösen Glauben haben die Menschen der Himmelsebene?«
    » Keinen, nich wirklich. Wir glauben, dass wir ein Teil der Welt sind. Wir glauben, dass wir sie unseren Nachkommen so überlassen müssen, wie wir sie vorgefunden haben. Wenn wir sterben, werden wir begraben und schließlich eins mit dem Land. Auf diese Weise übergeben wir uns der Obhut unserer Nachkommen. Und als Teil des Landes, das

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