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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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bedeckte.
    » Ich werde tun, was nötig ist«, versicherte er mir.
    Ich nickte und stolperte wieder auf die Straße hinaus.
    Dunkelmagie. Ich dachte daran, was wir kürzlich über Dunkelmagie erfahren hatten. Alles war besser als an Cissy zu denken.
    Einige Monate zuvor hatte auf Gorthen-Nehrung eine Schlacht stattgefunden, in der sich Dunkelmagier, die von einem Dunkelmeister angeführt worden waren, und Beauftragte des Wahrer-Rates bekämpft hatten. Der Dunkelmeister, ein Mann namens Morthred, war jedoch entkommen. Gerüchten zufolge war Morthred uralt und für den Untergang der Dunstigen Inseln im Jahre 1652 verantwortlich. Natürlich hielten die meisten Leute es für viel wahrscheinlicher, dass die Inseln aufgrund eines geologischen Ereignisses wie etwa einem Erdbeben untergegangen waren statt durch Dunkelmagie.
    Dunkelmagie… Ich war mit der Furcht vor einer Magie aufgewachsen, die ich bis zu diesem Tag noch nie gesehen hatte. Ich zitterte.
    Während ich die gepflasterten Stufen nach Tenkorhaven hinaufstieg, versuchte ich, nicht an Cissy zu denken, aber es gelang mir nicht. Sie war furchtbar unglücklich gewesen kurz vor ihrem Tod und hatte sich um ihre Zukunft gesorgt. Sie war in Schwierigkeiten gewesen, weil wir beide etwas getan hatten. Und ich hatte ihr nichts geboten: keinen Trost, kein Verständnis, keine Lösungen, nicht einmal Mitgefühl. Tatsächlich hatte ich gar nicht an sie gedacht. Ich hatte nur an mich gedacht. Sie musste völlig verzweifelt und innerlich zerbrochen gestorben sein, während ich wütend auf sie war, weil sie die Grundfesten meiner kleinen ordentlichen Welt erschüttert hatte.
    Ich hatte auf ein Wunder gehofft, das mich in die Zeit zurückbringen würde, als es noch keine Probleme für mich gegeben hatte. Nun, ganz so war es nicht gelaufen. Ich hatte Cissys Tod nicht gewollt. So etwas wäre mir nie als Lösung meines Problems in den Sinn gekommen. Und ich war auch nicht im eigentlichen Sinne froh darüber, dass sie gestorben war. Ich war nur froh darüber, dass jetzt niemand erfahren würde, was für einen Mist wir uns da eingebrockt hatten.
    Ich war nicht froh, dass sie tot war, aber ich war… erleichtert, dass das Problem plötzlich aus der Welt war.
    Ich schluckte. Arme Cissy, auf bequeme Weise mitsamt unserem Geheimnis aus dem Weg geräumt.
    Gott, dachte ich, was für ein Mensch bin ich eigentlich, dass ich ihren Tod als Lösung sehen kann? Dass ich den Tod einer Frau nicht betrauern kann, mit der ich nur zu gern ins Bett gegangen war? Dass ich Erleichterung verspürte, weil ich wusste, dass ihre Schwangerschaft mir nun doch keinen Ärger bereiten würde?
    Ich mochte mich in diesem Moment plötzlich gar nicht mehr. Elarn Jaydon, dachte ich, du musst der schlimmste Schurke der Welt sein.
    Der Gedanke spendete mir nicht den geringsten Trost, und trotz allem verspürte ich immer noch Erleichterung.
    Etliche Leute waren anwesend, als ich das Zimmer meines Vaters in der Gildenkammer der Gezeitenreiter betrat. Die Nachricht über die Vorfälle hatte sich offenbar mit der Geschwindigkeit einer Dunkelmond-Flutwelle verbreitet. Die Repräsentanten aller bedeutenden Einrichtungen waren da: vom Büro des Hohepatriarchen, dem Büro der Matriarchinnen, der Menoden-Universität, der Handelskammer, der Fischergilde, der Menoden-Schatzkammer und der Tenkor-Wache. Die meisten von ihnen kannte ich; die anderen konnte ich nur anhand der auf ihrer Kleidung aufgestickten Embleme oder Amtsabzeichen zuordnen.
    Schweigen breitete sich aus, als ich den Raum betrat, und es kehrte eine von Gefühlen so durchtränkte Stille ein, dass es beinahe schmerzte. Mein Vater reagierte gar nicht auf mein Erscheinen. Er sprach in dem leisen, gemäßigten Tonfall, den er stets anschlug, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte: » Dann sind wir uns also einig. Bei dem, was heute geschehen ist, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Folge von Morthreds Tod, dessen Magie anscheinend mit ihm gestorben ist. Die nackten Menschen sind Abkömmlinge der Dunstigen, die vor langer Zeit durch seine Dunkelmagie in Vögel verwandelt wurden. Jetzt, als seine Magie mit ihm starb, sind sie vom Himmel gefallen.« Er räusperte sich und runzelte die Stirn, während er in Richtung des Gesandten des Hohepatriarchen blickte. » Ich finde es höchst bedauernswert, dass Lord Crannach es bis heute nicht für angebracht hielt, dieses Büro über die Existenz solcherart verzauberter Vögel zu informieren.« Eine unangenehme Stille

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