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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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folgte, während alle verlegen versuchten, den Gesandten nicht anzusehen. Es war so gut wie noch nie vorgekommen, dass ein Gildner dem Büro des Hohepatriarchen öffentlich so einen direkten Vorwurf machte.
    Mein Vater machte eine Pause, damit sein Missfallen auch wirklich klar ankam, dann ging er zu etwas Wichtigerem über. Er hatte es allerdings ganz sicher nicht vergeben, nicht mein Vater. Und er würde es niemals vergessen. » Von wie vielen Menschen reden wir hier eigentlich?«
    Der Gesandte, der selbst ein Patriarch war, räusperte sich zweimal. » Von wie vielen Dunstigen-Vögeln? Hier in der Stadt müssen Hunderte sein…« Seine Stimme versagte, dann setzte er noch einmal an. » Niemand hat sie je gezählt. Es gab keinen Grund dafür. Sie haben schließlich niemanden belästigt. Jedenfalls bis jetzt nicht. Und jetzt… ich habe auf dem Weg hierher zwei Tote beim Überqueren des Platzes gefunden und weitere sechs Verletzte. Vielleicht noch vierzehn andere, die unverletzt wirkten. Allein auf diesem kurzen Stück.«
    » Und die sind jetzt alle zu Menschen geworden?«
    » Ja.«
    » Und es wird noch Hunderte mehr geben?«
    » Das glaube ich, ja.«
    Mein Vater nickte und wandte sich wieder an alle Anwesenden. » Ich möchte, dass alle zur Universität gebracht werden, egal, ob tot oder lebendig. Die Studenten sollen helfen. Und ich möchte, dass sämtliche Heiler, Ärzte und Kräuterkundigen, die wir in der Stadt haben, sich dort hinbegeben. Syr-Gildenmeister, ruft Eure Leute bitte dazu auf zu helfen– die Überlebenden werden zum Beispiel etwas zum Anziehen benötigen. Die Schatzkammer muss Geld zur Verfügung stellen, damit diese Menschen ernährt werden können. Ich gehe davon aus, dass das Patriarchat bei der Aufgabe, für das Wohlergehen der Unverletzten zu sorgen, die Leitung übernimmt.« Sein Blick schoss quer durch den Raum zu mir herüber. » Reiter Elarn, ich möchte, dass du bei der nächsten Gezeitenwelle einen Brief zur Nabe bringst. Wie lange haben wir noch bis dahin?«
    » Laut Plan nicht ganz zwei Stunden, Syr-Gildner«, sagte ich. Wenn mein Vater so formell mit mir sprach– was er fast immer tat–, antwortete ich ihm entsprechend.
    » Warte hier, Reiter. Ihr Übrigen, macht Euch an die Arbeit.« Der Raum leerte sich binnen weniger Augenblicke. Wenn der Gildner einen Befehl gab, dann befolgte man ihn.
    » Hat jemand genau gesehen, wie sich die Vögel in Menschen verwandelt haben?«, fragte ich, während ich mich möglichst genau daran zu erinnern versuchte, was ich gesehen hatte. Vögel, die im Rinnstein nach Körnern pickten… und dann… du lieber Gott.
    » Offensichtlich, ja.« Ein Stück Pergament lag bereits vor ihm, und er öffnete das Tintenfässchen. » Und es scheint, als hätte die Menoden-Synode die ganze Zeit Bescheid gewusst, wer sie waren.« Es ärgerte ihn offensichtlich immer noch; er klang mehr als nur gereizt.
    » Es sieht so aus, als würden sie nicht sprechen können«, sagte ich. » Und die Kinder sind vollkommen verängstigt…«
    Ich erzählte ihm jetzt, was ich gesehen hatte– natürlich, ohne genauere Einzelheiten über Cissy zu erwähnen–, und er schrieb weiter, ohne etwas dazu zu sagen. Erst als er den Brief versiegelte, erklärte er: » Die Geschichte wird für niemanden angenehm sein, Elarn. Heute sind viele Menschen gestorben, und nicht alle davon waren Dunstige. Ich glaube, ein Mann hat sogar das Dach des Huldigungshauses durchschlagen und ist auf einem Helfer des Hohepatriarchen gelandet.« Wie fast immer, wenn er mit mir sprach, schwang Tadel in seinen Worten mit. Du hättest dich mehr zurückhalten sollen, sagte sein Tonfall. Du bist der Sohn des Gildners, du hättest mit deinem Mut und deinem Benehmen ein Beispiel setzen müssen. Deine Stimme sollte nicht zittern, auch wenn du von Tod und Entsetzen sprichst.
    In solchen Momenten fiel es mir schwer, ihn nicht zu hassen. Oder ihm nicht vorzuwerfen, dass er meine Mutter mit der ungerechtfertigten Anschuldigung, sie wäre ihm untreu gewesen, in den Selbstmord getrieben hatte. Oder ihn nicht dafür zu hassen, dass er mich so lange zurückgewiesen und sich geweigert hatte, auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass ich sein Sohn sein könnte. » Du bist ein Gräuel in den Augen Gottes«, hatte er einmal zu mir gesagt. Und dann hatte er mich aus seinem Haus geworfen, und ich wuchs auf einem entfernten Hof am Festlandufer der Nabenrinne auf.
    Meine Mutter hatte sich aus Scham darüber umgebracht.
    Als

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