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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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was Cissy mir erzählt hatte. Schließlich machte ich einen zögernden Schritt auf eines der weinenden Kinder zu, aber das Mädchen schrie nur noch lauter, als ich mich näherte, und drückte sich gegen das nächste Haus, bis ihre Schreie in Schluchzer übergingen, die ihren ganzen Körper erzittern ließen. Ein nackter Erwachsener versuchte, sie festzuhalten. Dem Aussehen nach waren sie Vater und Tochter, aber anscheinend hatte sie vor ihm genauso viel Angst wie vor mir. Er kroch auf sie zu und richtete sich schließlich etwas auf, so dass sein Gesicht dicht bei ihrem war. Als er zu sprechen versuchte, drang nur ein unverständliches Gegrunze und Gequäke aus seinem Mund. Er brachte seinen Kopf noch näher an ihren heran, als wollte er versuchen, sie zu küssen, woraufhin ihr neuerlich einsetzendes Klagen noch schlimmer, noch heftiger wurde, so dass er schließlich zurückwich. Er kauerte sich in den Rinnstein und versuchte, den Kopf unter den Arm zu stecken, als könnte er so die Geräusche daran hindern, seine Ohren zu erreichen.
    Ich wich langsam zurück, zitterte, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Dann drehte ich mich um und lief den Hügel zur Gildenkammer hoch. Ich wollte Antworten, wollte etwas hören, das alldem hier einen Sinn gab und mir bestätigte, dass ich nicht gerade in einen Alptraum geraten war.
    Ein Stück weiter lag noch ein Mann auf der Straße. Auch er war nackt, und er schien sich ein Bein gebrochen zu haben. Ich wurde langsamer und machte einen Bogen um ihn, hielt dabei sorgfältig Abstand. Er bat mich nicht um Hilfe, als ich vorbeiging, sondern sah mich einfach nur benommen aus Augen an, die nichts als Wirbel aus Schmerz und Verwirrung waren. Ich blieb nicht stehen. Ich wusste nicht, wie ich ihm hätte helfen können, und das Einzige, woran ich denken konnte, war, dass ich zur Gildenkammer gehen musste.
    Und dann sah ich Cissy.
    Da war ihr Rock: Das wilde Rot breitete sich auf den Pflastersteinen aus, als wäre es ein Vorleger, unter dem ihre Füße zum Vorschein kamen. Ein Schuh hatte sich gelöst und lag einsam im Rinnstein. Ihr Oberkörper wurde von einem nackten Körper verdeckt, der einer Frau gehörte. Ich erstarrte. Ich glaube, da war nicht ein einziger zusammenhängender Gedanke in meinem Kopf, als ich mich nach vorn beugte und mich neben die beiden kniete. Ich hob die nackte Frau hoch und legte sie zur Seite– wer sie auch war, sie war tot. Und dann nahm ich Cissy in meine Arme. Überall war Blut, ohne dass ich erkennen konnte, von wem es stammte. Cissys Kopf hing schlaff und in einem völlig falschen Winkel von ihren Schultern.
    Ich starrte sie an und konnte es einfach nicht fassen. Eben noch hatte ich mit ihr gesprochen. Vor gerade einer Minute war sie noch lebendig gewesen, war sie wütend auf mich gewesen.
    Und jetzt… jetzt war ihr Genick gebrochen. Ihre Augen standen weit offen, und das Blut auf ihren Lippen trocknete bereits. Ich weiß nicht, wie lange ich sie so gehalten habe; es kam mir so vor, als würde mein Verstand einfach nicht mehr funktionieren.
    Jemand berührte meine Schulter. » Syr, bringt sie in mein Haus.«
    Ich hob den Blick. Ein Mann war aus einem der von Handwerkern bewohnten Häuser gekommen, die an der Straße lagen; der Kleidung nach zu urteilen war er vermutlich ein Zimmermann. Ich kannte ihn nicht, aber wahrscheinlich kannte er mich. Es war schwer, unbekannt zu bleiben, wenn man das einzige Kind des Gildners war. » Es ist Cissandra Lepanto«, sagte ich, als wäre damit alles erklärt.
    » Ich weiß«, antwortete er. » Ich kenne das Mädchen, Syr. Ich lasse ihren Vater benachrichtigen. Bringt sie rein.«
    Zusammen trugen wir sie an der Leiche der anderen Frau vorbei in das Wohnzimmer des Mannes und legten sie dort auf den Tisch. Ich machte eine Geste Richtung Straße, mit der ich meine Verständnislosigkeit ausdrückte. » Die Leute sind einfach so aus dem Nichts runtergefallen«, flüsterte ich. » Sie sind einfach… runtergefallen.«
    » Ich habe es gesehen. Magie«, sagte er. » Es muss die rote Magie sein.«
    Ich verdaute die Worte. » Dunkelmagie?«
    » Was sonst? Syr, Ihr solltet jetzt besser zu Eurem Vater gehen. Es wird… nötig sein, etwas zu unternehmen.« Wir wechselten einen Blick, jeder von uns mit Gedanken beschäftigt, die wir nicht äußern wollten. Dunkelmagie in Tenkor. Es war undenkbar. » Diese Mistkerle«, murmelte ich. » Diese verfluchten Mistkerle.«
    Ich deutete auf Cissy, während er ihren Körper mit dem Tischtuch

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