Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
werde, wenn diese Reise erst vorüber ist. Das Einzige, was ich bereits ganz genau weiß, ist, dass ich nicht in das Leben zurückkehren möchte, das ich früher geführt habe. Ich muss ein Ziel in meinem Leben haben. Ich brauche keinen Ruhm und auch kein Geld, sondern einen Wert. Am Ende meines Lebens muss ich in der Lage sein, zurückzublicken und zu erkennen, dass ich etwas vollbracht habe.
Das Meer ist heute Nacht rau, und die Spitze meiner Feder hüpft über die Seite, während das Schiff schwankt. Ich werde ins Bett gehen und noch ein wenig darüber grübeln, warum ein bedeutungsvolles Leben für eine Frau mit dem Ausschluss jeder Errungenschaft verbunden ist, die über ordentliche Handarbeit, hübsche Aquarellmalerei, die Entwicklung einer brauchbaren Singstimme und die Geburt etlicher Kinder hinausgeht.
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Erzählerin: Glut
Ich starrte ihn an, zuerst benommen, dann entsetzt. Und dann in einem Durcheinander von Gefühlen. » Ruhe«, sagte ich. » Ruarth?«
Ich konnte es nicht glauben. Er ist kein Wissender. Aber Ruarth war ein Wissender, und deshalb konnte dieser Mann vor mir unmöglich Ruarth sein. Ich musterte ihn. Und kam zu dem Schluss, dass er tatsächlich einmal ein Dunstigen-Vogel gewesen sein könnte. Wie die meisten Dunstigen war er klein und sprach irgendwie undeutlich, als würde er seine Zunge nicht richtig beherrschen, wodurch einige Laute verzerrt wurden. Aber er hatte muskulöse Beine, eine gebräunte Haut– und blonde Haare. Ich hatte noch nie einen Dunstigen mit blonden Haaren gesehen. Dieses Volk kam schließlich aus dem Süden! Und er hatte am Ohr die Tätowierung von Cirkase.
» Aber du bist kein Wissender«, sagte ich argwöhnisch. » Wenn du einer wärst, hätte ich das gemerkt. Und wieso hast du mich nicht erkannt? Uns? Dieses Zeichen auf meiner Hand?« Ich schüttelte den Kopf. » Du bist nicht Ruarth.«
» Doch, ich bin es. Ich bin der gleiche Ruarth, der in diese Blase geflogen kam, an dem Tag, als Aylsa dir das goldene Bouquet gegeben hat. Ich bin nur nicht mehr… derselbe. Magie macht mich blind. Silbmagie unterdrückt mich. Dunkelmagie erstickt mich. Ich höre anders, sehe anders, rieche anders. Ich habe nicht einmal deine Stimme erkannt. Die ganze Welt hat sich für mich verändert. Das Schlimmste ist mein Weißbewusstsein. Es ist überempfindlich. Alles, was ich von dir sehe, ist diese… diese Wolke aus Silbmagie. Von wem stammt sie? Woher kommt sie?«
Ich antwortete nicht sofort, während ich diese Informationen auf mich wirken ließ. Sicherlich konnte niemand außer Ruarth von der Blase wissen…
Ich war immer noch vorsichtig. » Trysis«, sagte ich. » Sie ist eine Silbheilerin aus Keret. Sie hat eine sehr starke Macht. Sie war es, die alle Illusionen erschaffen hat. Wir wollten nicht, dass Flamme uns erkennt. Trysis hat sogar meine Stimme verändert. Und natürlich ist sie diejenige, die heilt. Beweise mir, dass du Ruarth bist.«
» Ich habe gesehen, wie du in der Schenke auf Gorthen-Nehrung das Zimmer von Lözgalt Freiholtz durchsucht hast. In der Trunkenen Scholle. Ich habe auf dem Fenstersims gehockt, und du hast seinen Namen auf dem Deckblatt seines Breviers gefunden.«
Nun, das war ganz sicher etwas, das nur Ruarth wissen konnte. Lözgalt Freiholtz, der Erbe des Inselherrn von Bethanie, war nach Gorthen-Nehrung geflüchtet, weil er lieber Patriarch als Herrscher sein wollte. Ich hatte seine wahre Identität erst herausbekommen, nachdem ich sein Zimmer durchsucht und das Brevier gefunden hatte.
Ich schüttelte in einem Anfall von Selbsttadel den Kopf. » Wie bescheuert bist du eigentlich, du krebshirniger Mischling?«, sagte ich laut zu mir selbst. Dann lächelte ich und umarmte ihn stürmisch, was ihn schier überwältigte. » Beim Graben in der Tiefe, Ruarth, ich bin so froh, dich zu sehen! Wir dachten, du bist tot!« Ich ließ ihn los und blickte eilig um mich, um zu sehen, ob irgendjemand das seltsame Schauspiel mitbekommen hatte, dass der Heiler den Stallmeister der Brethherrin umarmte. Glücklicherweise schien keine der Wachen noch irgendein Interesse an uns zu haben. Die Männer waren bereits damit beschäftigt, die Beute wegzuschaffen. Ich wandte mich wieder Ruarth zu. » Krabbenmist, Ruarth, da ist eine ganze Grabenladung Müll, die du mir zu erklären hast. Wie konnte sie so etwas tun?« Ich sprach jetzt natürlich von Flamme und rechnete nicht mit einer Antwort; ich kannte sie bereits.
» Es ist unser Fehler«, sagte er ruhig. » Nicht
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