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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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ins Unglück sein, war eine weitere Versuchung des Schicksals, ein neues tödliches Risiko. Eine weitere Möglichkeit, in dieser schleimigen Masse unterzugehen und dabei zu wissen, dass es keinen Weg geben würde, wieder daraus aufzutauchen.
    Und dann war da die Anstrengung an sich. Jeder einzelne Schritt bedeutete, einen Fuß aus dem hungrigen Unkraut zu ziehen, gegen den Versuch der Tentakel, ihn festzuhalten und uns zurück in den Morast zu ziehen. Er war wie ein lebendiges Wesen, eine Bestie, die sich über die ganze Bucht erstreckte und versuchte, die Arglosen und Unaufmerksamen zu verschlingen. Wir waren kaum dreißig Schritt weit gekommen, als wir bereits ermüdeten, und doch mussten wir weitergehen. Wir mussten vor Sonnenaufgang von der Oberfläche der Bucht verschwunden sein.
    Und die ganze Zeit dachte ich unaufhörlich: was, wenn der Wissende hier irgendwo ist? Er würde Flamme als glühende Dunkelmagie sehen… Ein Leuchtfeuer für sein Weißbewusstsein, das ihre Anwesenheit so deutlich herausschrie, als würde sie rufen: » Hier bin ich! Hier bin ich! Hier bin ich!«
    Wir stolperten weiter, torkelten wie Betrunkene mit unserer Last im Schlepptau, immer kurz vorm Zusammenbruch. Ich ging davon aus, dass der Kapitän der Sturmvogel nicht unmittelbar neben den Wahrer-Schiffen vor Anker gegangen war, und entschied mich daher für ein paar Lichter, die etwas weiter abseits waren. Auf sie hielten wir zu. Als wir uns der Strömungsrinne näherten, wo der Fluss sich durch das Unkraut schob, wurde der Seetang dünner. Unsere Schritte wurden riskanter. Dek trat auf etwas, das wie fester Seetang aussah, aber dann verschwand ein Bein in einem Loch. Unerbittlich sank er nach unten. Ich ließ das Seil los und warf mich flach in seine Richtung. Gerade, als sein Gesicht unterging, bekam ich ihn am Schopf zu fassen. Trysis beugte sich vornüber, und zusammen zogen wir ihn Zoll für qualvollen Zoll aus dem sich an ihn klammernden Seetang auf eine festere Schicht. Als er dort lag, warteten wir keuchend einen Augenblick, so erschöpft waren wir. Flamme schlief glücklicherweise die ganze Zeit.
    Wir gingen ein Stück zurück und erreichten das Schiff auf einem etwas umständlicheren Weg. Es war zu dunkel, um den Namen am Bug lesen zu können, aber der wachhabende Matrose versicherte uns, dass wir die Sturmvogel gefunden hatten.
    Allerdings hatten wir uns geirrt, wenn wir geglaubt hatten, dass unsere Sorgen damit vorüber wären. Kapitän Sabeston, ein ältlicher, bärtiger Mann aus Xolchaspfeiler, hatte mit unserer Ankunft gerechnet, aber er war ganz und gar nicht glücklich darüber, dass Glut nicht bei uns war, und noch weniger erfreut, als wir ihm sagten, dass wir ohne sie aufbrechen würden. Außerdem– darauf wies er uns auch gleich hin–, wie wollten wir überhaupt von hier wegkommen? Es war eine Sache, mit einem flachen Flussboot die gestrandeten Schiffe zu erreichen, aber etwas ganz anderes, eine Brigg aus einem Hafen zu bringen, der mit Seetang verstopft war.
    Ich wartete, bis Flamme unter Trysis’ Aufsicht unter Deck geschafft worden war und es mir und Dek gelungen war, irgendwie trockene Wäsche zu ergattern und uns aufzuwärmen, bevor ich das Problem erneut mit Sabeston anging. Er war immer noch nicht glücklich, und das Schiff hatte sich noch keinen Zoll bewegt. » Wenn wir nicht bald aufbrechen«, erklärte ich ihm, » werdet Ihr noch vor Ende dieses Tages Wahrer auf diesem Schiff haben, die nach uns suchen.«
    Er plusterte sich auf wie eine werbende Taube. » Das werden sie nicht wagen! Das hier ist mein Schiff! Und das hier ist Breth und nicht die Nabe der Wahrer-Inseln.«
    » Glaubt Ihr wirklich, das würde ihnen etwas ausmachen?«, fragte ich müde. » Mit ihren Silbmagiern und den Kanonen glauben sie, sie können so über uns herrschen, wie es ihren Wünschen entspricht. Macht bezieht ihre Legitimation aus sich selbst; sie hängt nicht davon ab, dass sie von anderen als rechtmäßig anerkannt wird. Wenn Ihr das nicht begreift, Kapitän, könnten wir alle in Schwierigkeiten geraten.«
    Die Tatsache, dass ich alles zweimal sagen musste, weil Sabeston meinen Akzent nicht verstand, beeinträchtigte meine redegewandten Worte ziemlich. Er wiederholte lediglich: » Kein Wahrer wird einen Fuß auf dieses Schiff setzen!«
    » Dann werdet Ihr möglicherweise feststellen, dass Ihr als erstes Schiff in die Geschichte eingehen werdet, das von Kanonen aus dem Wasser gepustet wurde.« Aufgeplusterte Tauben, dachte ich,

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