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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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sogar. Häng seine Laterne zurück an ihren Platz, und dann werden wir ihn wecken.«
    Er gehorchte in einer schier unbezähmbar guten Stimmung und kletterte auf eine der Kisten, um die Lampe wieder an ihren Platz zu hängen. Und dann klopfte ich an die Tür. Der Mann, der darauf reagierte, war so wütend wie eine brütende Elster– bis ich ihm eine Handvoll Setu-Münzen zeigte. Ich erklärte ihm, was ich wollte, und gestattete mir, mich von einer skandalösen Summe zu trennen. Als Gegenleistung erhielten wir einen Lattendeckel, den er für uns abmontierte, zusammen mit ein paar zusätzlichen Holzleisten, ein oder zwei Planken und ein paar kurzen Stücken Seil und Schnur. Wir beeilten uns, zum Ufer zurückzukehren.
    Ich legte den Kistendeckel auf die Wasseroberfläche und trat dann vorsichtig darauf. Wasser drang durch die Ritzen, aber mehr passierte nicht. Dek und Trysis reichten mir Flamme, und ich legte sie auf das raue Holz. Nicht einmal jetzt, unter dem zusätzlichen Gewicht, war eine Delle in dem Gewirr aus See- und Blasentang zu erkennen. Vorsichtig trat ich von dem Deckel auf den Seetang. Sofort begann ich einzusinken, bis ich bis zu den Knien drinsteckte. Dann hörte ich auf. Ich kam mir vor wie ein Storch, der im Sumpf steht. Es war unmöglich, auf diese Weise zu gehen, ganz zu schweigen davon, dass ich auch noch das Holzstück mit Flamme hinter mir herziehen konnte.
    Ich stellte mir Vögel vor. Langbeinige Blatthühnchen, die mit ihren langen großen Zehen und Krallen über Seerosen gehen konnten. Taubenfüße, die Schwimmhäute von Enten, die über Schlamm watschelten. Ich kämpfte mich zu den Stufen zurück, wo ich mich hinsetzte und mir jeweils ein Holzstück unter die Schuhsohlen band. Dann versuchte ich es erneut. Diesmal sank ich nicht ein, aber leicht würde es trotzdem nicht werden.
    » Jetzt du, Dek«, sagte ich. » Wir müssen den Deckel gemeinsam ziehen.«
    Er nickte und tat es mir gleich. Trysis sah uns entsetzt an. » Ich kann nicht schwimmen«, sagte sie und sah mich entschuldigend an. » Könnt Ihr beide Flamme und mich ziehen?«
    In diesem Moment hörten wir Rufe in der Ferne. Wachen, wie ich vermutete. Sie hatten eine der anderen Schwingen benutzt, um herunterzukommen…
    Ich reichte Trysis ein Holzstück. » Schiebt uns damit von hinten weiter. Los.« Sie krabbelte auf den Holzdeckel. Dek und ich banden zwei Seile an zwei Ecken des Deckels, und dann schnappten wir uns jeweils eines und machten zusammen einen schwerfälligen Schritt, dann noch einen, während wir den schwer beladenen Deckel hinter uns herzogen. Trysis stieß sich hinten ab. Als ich mit meinen verlängerten Füßen stolperte, wusste ich, dass ich mehr tun musste, als nur daran zu denken, dass ich die Füße hochnehmen musste; ich musste sie erst zur Seite schwingen und dann nach vorn. Eine Ente. Genau wie eine Ente. Dek versuchte, mich nachzuahmen. » Ich kann nicht schwimmen«, sagte er. » Aber das hier ist sowieso nichts, worin man richtig schwimmen könnte, oder?«
    Damit hatte er recht. » Ehrlich gesagt habe ich keinen blassen Schimmer, ob ich schwimmen kann oder nicht«, sagte ich zu ihm. Ich machte noch drei Schritte und stolperte über ein Stück Tang, das sich um mein Schuhwerk gewunden hatte. Auf Händen und Knien zitterte ich, während das Wasser in die Lücken strömte, die ich in den Seetang gerissen hatte. » Hoffen wir, dass ich es nicht herausfinden muss«, murmelte ich.
    Jeder mühsame Schritt gluckste, wie Wasser, das aus einem Krug mit schmaler Öffnung gegossen wird. Wir platschten und schlingerten, rutschten und fielen und spritzten. Trysis presste die Lippen fest zusammen, aber Dek fluchte ordentlich und benutzte Wörter, die er nur in seiner Zeit als Wachjunge in Lekenbraig kennengelernt haben konnte. Glücklicherweise heulte und klagte der Wind immer noch, schlug gegen die Wanten der Schiffe, die am Kai lagen. Wir fingen Bruchstücke von Befehlen auf und hörten, wie Männer über die Holzplanken der Piers liefen. Wir konnten Laternen in ihren Händen schwanken sehen, während sie rannten. Ich konnte nur hoffen, dass die Dunkelheit der Nacht uns vor der Schwärze der unkrautbedeckten Oberfläche des Hafens unsichtbar machte.
    Wenn ich an diese entsetzliche Reise über den Höllenbottich zurückdenke, erinnere ich mich vor allem an die Angst. Nicht die Angst vor denen, die hinter uns her waren, sondern an die vor dem Wasser und dem Seetang unter uns. Jeder Schritt, den wir machten, konnte ein Schritt

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