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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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widmen konnten, aber sie waren jetzt sogar noch weniger daran interessiert. Sie standen in Grüppchen unter den Schutzdächern beieinander und beachteten mich nicht. Zwei Männer sagten, sie würden zu den Docks gehen und helfen. Ich protestierte, und einer von ihnen erklärte mir verbittert, dass er ganz sicher nicht der Idiotie eines Gezeitenreiters glauben würde, der noch nass hinter den Ohren war, während der Handel der Nabe in Flammen aufging. Er stapfte mit seinem Freund davon. Einige andere folgten.
    Ein oder zwei Minuten später schossen weitere Speere aus rotglühenden Trümmern auf einer sich aufblähenden Flammenschicht in die Luft. Die Wucht der Explosion traf uns und brachte uns zum Taumeln. Der Lärm machte mich vorübergehend taub, und meine Brust schmerzte von seiner Kraft. Wir standen da und starrten auf das, was einmal ein Hafen gewesen war. Ich konnte nicht fassen, was ich da vor mir sah.
    Jemand stöhnte. Gott, dachte ich, die meisten dieser Frauen hier… ihre Ehemänner waren dort unten an den Docks. Ihre Söhne und Töchter…
    Ich ließ ihnen keine Zeit zum Denken. » Schnell!«, brüllte ich. » Gleich kommt die Flutwelle. Ihr müsst jetzt alle Eure Schutzzauber errichten– sofort!« Diesmal, noch im Zustand benommener Ungläubigkeit, gehorchten sie immerhin. Ich fing an zu überprüfen, ob sie sich richtig mit den Schutzzaubern ihrer Nachbarn zur Linken und zur Rechten verbunden hatten. Ich konnte ihre Magie natürlich nicht sehen, aber ich konnte sehen, dass Regentropfen an ihren Schutzwänden herunterliefen, wie Wasser, das an unsichtbaren Glasscheiben entlanglief. Zum ersten Mal segnete ich diesen schräg einfallenden, böigen Regen. Ich lief die Reihe der Schutzzauber am Strand ab, behob Problemstellen und erklärte beinahe jedem, dass er oder sie die Mauer höher machen sollte. Sie murrten, aber sie gehorchten. Vielleicht hörten sie endlich die Verzweiflung und Not in meiner Stimme. Vielleicht war es der Anblick der Schiffe, die noch vor dem Feuer die Docks verlassen hatten, um in der Mitte des Nabenbeckens vor Anker zu gehen. Vielleicht war es Dasricks Frau, die plötzlich auf die Idee kam, mich zu unterstützen und den Murrenden schnippische Antworten zu geben. Vielleicht war es auch der Anblick brennender Schiffe und das Dröhnen mehrerer weiterer gewaltiger Explosionen, die sie schließlich ernüchterten und ihnen klarmachten, dass die Nabe bereits am Rande einer Katastrophe stand, die sie nicht begreifen konnten, und durch die bereits Menschen im Sterben lagen oder gestorben waren.
    Trotz des Regens brannte das Feuer an den Docks heftig weiter. Es war ganz offensichtlich außer Kontrolle. Und in diesem Moment hörte ich es: das Getöse, wie tiefer, sich nähernder Donner.
    Die Flutwelle war unterwegs.
    Ich riss meinen Schutzzauber hoch, stellte die Wand vor alle anderen, als eine erste Bastion. Ich konnte sie jedoch nur ein paar hundert Schritt breit machen; hätte ich sie noch breiter gemacht, wäre sie zu weit auseinandergezogen worden, um noch wirkungsvoll sein zu können.
    Und dann sahen wir sie. Durch irgendeine Laune der Natur fiel ein verirrter Sonnenstrahl auf den Moloch, und Regenbogen spielten über seinen Kamm. Ich hatte noch nie etwas so Großes gesehen. Ich hatte auch noch nie etwas so Beängstigendes gehört. Wir sahen ihn über die Sandbänke der Rinne hinwegwogen. Wir sahen ihn den Hafendamm ignorieren, als wäre er eine Reihe von Kieselsteinen. Er umhüllte alles und kam direkt auf uns zu. Er war ein lebendiges Ungeheuer, und nicht einer von uns glaubte, dass unsere schwache Schutzwand gegen eine solche Kraft halten würde.
    Er schleuderte die Schiffe hin und her, als wären sie Kinderspielzeug. Er verschlang eine Pinasse, und die Menschen an Bord verschwanden in der Gischt; ihre Schreie und ihre Kämpfe waren so kümmerlich, dass sie jede Bedeutung verloren. Ich hörte Schreie um mich herum, und dann flohen die Silben, rannten schutzsuchend zu ihren Häusern. Sie hätten ihre Schutzzauber stehen lassen können, aber in ihrer Panik vergaßen das fast alle: Ich sah die Schlieren aus Regentropfen sich auflösen und auf den Boden fallen.
    Es war seltsam; noch wenige Minuten zuvor war ich fast krank vor Angst gewesen, aber jetzt, da ich den Tod vor Augen hatte, wurden meine Gedanken klar, und eine kalte Ruhe erfasste mich. Ich erinnere mich noch, dass ich dachte: Wieso tue ich das? Mein Schutzzauber wird einfach umgestoßen werden, und ganz egal, wie sehr ich ihn

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