Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

keine Sorgen, Mädchen. Diese Leute da und die Schiffe wären in ein oder zwei Minuten sowieso untergegangen. Ich könnte mir sogar noch viel eher vorstellen, dass du Leben gerettet hast, weil du die Leute davon überzeugt hast, dass die Docks wirklich nich sicher waren. Gelinde ausgedrückt. Sollen wir in den Friedhof gehen, während wir warten?«
    Er half mir auf eine der Gruften, wo wir uns unter der überstehenden dekorativen Dachverzierung niederließen. Der Regen ließ nach und hörte dann auf, aber der Wind war noch feucht und stürmisch. Um uns herum sammelten sich ganze Trauben von Menschen aus den ärmeren Vierteln, die ihre armseligen Habseligkeiten bewachten und versuchten, vorübergehenden Schutz zwischen den Grabsteinen und Gewölben zu finden. Priester der Menoden gingen bereits zwischen ihnen herum und verteilten Essen und Decken.
    Kelwyn wickelte den Tagaird fester um mich. Er war allerdings zu feucht, um wirklich etwas zu nützen. Er sah auf die Feuersbrunst hinunter und sagte: » Reyder wird sich freuen.«
    » Was ist mit Flamme?«, fragte ich und riss mich aus meinem Schock. Neuigkeiten über Thor hatten Zeit. » Hast du Flamme gesehen?«
    » Sie is in Tenkor in Sicherheit. Auf dem Weg der Heilung«, sagte er. » Soweit man das sagen kann.«
    » Ihr habt ein Mittel gefunden?«
    Er nickte. » Reyder hat es auch genommen. Auch wenn wir etwas unsicher waren, ob das wirklich gut is.«
    Ein Patriarch kam vorbei und bot uns eine Decke an. Wir nahmen sie dankbar an und wickelten uns fest darin ein, um uns vor dem Wind zu schützen. Ich lehnte mich gegen Kelwyns Brust. » Was ist mit Ruarth? Dek?« Es gab so viel, das ich wissen wollte, und ich wollte nicht an das denken, was gerade unten bei den Docks geschehen war.
    » Dek und Ruarth geht es auch gut«, fügte er hinzu. » Du hast auf Breth gute Arbeit geleistet.«
    » Ich habe einen Wissenden getötet«, sagte ich, und die Reue, die ich empfand, war gewaltig. » Er hat auch nur seine Arbeit gemacht.« Ich gab ein zynisches Lachen von mir. » Weißt du was, Kel? Danach habe ich beschlossen, dass er der Letzte sein würde, den ich getötet habe… ich konnte einfach nicht noch einen ertragen. Und jetzt sieh dir an, was ich getan habe.« Ich nickte in Richtung der Docks. » Ich habe maßgeblich daran mitgewirkt, einen ganzen Haufen Seeleute zu töten. Unabsichtlich.«
    » Ach je, was das betrifft, haben wir beide eine tolle Bilanz, wie’s scheint«, sagte er. » Unabsichtliches Töten von Unschuldigen.«
    Wir tauschten einen bedeutungsvollen Blick, und dann wechselte ich das Thema. Ich würde später darüber nachdenken. » Wie bist du hierhergekommen?«, fragte ich. » Elarn hat gesagt, du wärst in Tenkor. Und die Fahrt mit einem Langboot müsste ziemlich rau gewesen sein… und was soll eigentlich das ganze Gerede von einer Flut?«
    » Nun, na ja… es waren die Ghemfe, die uns davon erzählt haben. Ein Taifun hat draußen auf See eine Sturmflut erzeugt, zu genau der gleichen Zeit, da die höchste Flutwelle des Jahres angesagt is. Elarn hatte es sich in den Kopf gesetzt, herzukommen und zu versuchen, die Dinge geradezubiegen… die Nabe zu warnen. Also bin ich mit ihm mitgefahren. Ich konnte einfach nich zulassen, dass ich dich auch noch verliere, so wie ich… wie ich Jastriá verloren habe, verstehst du.«
    » Ah.« Ich dachte darüber nach. Über die Folgen. Es fühlte sich gut an, seinen Arm um mich zu spüren. Er war nicht Thor, und es war nicht wichtig. » Die Ghemfe haben mich rausgeholt. Dank dir.«
    » Sie haben auch uns geholfen, Elarn und mir. Und noch nem anderen Kerl, einem Freund von Elarn. Wir sind in diesem brodelnden Hexenkessel da draußen in der Nabenrinne gekentert. Ich dachte schon, ich hätte meinen Fuß auf den Pfad der Schöpfung gesetzt, kann ich dir sagen– es war ne wilde Reise, und in einem Meeresarm zu ertrinken wäre für einen Hochländer ein wirklich unheimlicher Tod gewesen.«
    » Wieso haben die Ghemfe den Wahrer-Rat nicht vor der Flut gewarnt?«, fragte ich und zuckte zusammen, als eine weitere Explosion ertönte. Ich nahm mir vor, nie wieder in die Nähe von Schwarzpulver zu kommen.
    » Aber das haben sie ja getan. Dasrick hat es nur nich ernst genommen. Weil sie Ghemfe sind, schätze ich.«
    » Grabenverfluchter Mann. Wird er es denn nie lernen? Und du– bist du salzwasserverrückt, dass du bei so einem Wetter die Nabenrinne hochkommst? Du kannst von Glück sagen, dass du noch am Leben bist!«
    » Ja,