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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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riskiere? Auch wenn ich der Fürst bin, kann ich nicht einfach tun und lassen, was ich will. Noch nie habe ich allein und ohne Wissen der Kanzlei das Schlossgelände verlassen. Und dann auch noch mit einer Person, die im dringenden Verdacht steht, mit dem Weißen Knecht zu kooperieren.«
    »Wer behauptet das?«, fragte Maikea atemlos, doch dann gab sie selbst die Antwort. »Weert Switterts, stimmt’s? Aber das ist ungerecht. Er will sich nur an mir rächen.«
    »Warum sollte er das?«
    »Er fühlt sich von mir zurückgewiesen. Also hat er meine Arbeit sabotiert und mich quasi im Schloss eingesperrt.« Maikea hoffte, der Fürst würde ihr Glauben schenken. »Aber sagt, war nicht er verantwortlich für den Neujahrsempfang? Es würde zu ihm passen, dass er nun mir die Schuld in die Schuhe schiebt, um sein eigenes Versagen zu vertuschen.«
    »Glaubt mir, so naiv bin ich nicht, dass ich diese Zusammenhänge nicht selbst auch schon erwogen hätte. Aber das nützt uns in diesem Moment herzlich wenig. Switterts ist weitaus mächtiger als ich. Und seitdem ich bekannt gegeben habe, dass ich mit den Rebellen verhandeln möchte, lässt er mich bei den Mitgliedern der Kanzlei und auch bei anderen Staatsoberhäuptern wie einen Schwachkopf aussehen. Meine Weisungsgewalt wird von Tag zu Tag weiter eingeschränkt, und schon bald zählt mein Wort gar nichts mehr.«
    Carl Edzard trieb seinen Schimmel vorsichtig an, und Maikeas Stute folgte, ohne dass sie ihr in die Flanken treten musste. Der Himmel färbte sich mittlerweile rötlich. Die Gegend hier war schön, niedrige Birken säumten den Pfad, und es roch nach feuchter Frühlingserde. Doch es knackte überall im Gehölz, und jedes Geräusch ließ den Fürsten zusammenzucken.
    »Glaubt Ihr, wir werden verfolgt?«, fragte Maikea.
    Carl Edzard zuckte die Schultern. »Ich habe Angst, wisst Ihr? Richtige Angst!« Dann schüttelte er verzweifelt den Kopf. »Was ist das für ein Landesherr, der mutlos ist und unter dem Wahn leidet, verfolgt zu werden? Eine Witzfigur, nicht mehr!«
    Maikea sah den Fürsten von der Seite an. Auch er schien abgenommen zu haben, dunkle Schatten waren unter seinen Augen zu erkennen, das frühe Morgenlicht zeigte einen müden Mann.
    »Aber Ihr habt mich nicht zu diesem Ausritt mitgenommen, um mir das zu sagen, oder?«
    »Nein, es gibt noch etwas anderes. Aber ich muss wissen, ob ich Euch vertrauen kann, Maikea Boyunga.«
    »Jantje Haddenga ist die beste Freundin, die ich je gehabt habe. Im Waisenhaus hat sie sich oft schützend vor mich gestellt, obwohl sie zwei Jahre jünger und einen Kopf kleiner ist als ich.«
    »Sie ist so mutig. Und so voller Gefühl … « Ein flüchtiges Lächeln huschte über Carl Edzards Gesicht. »Sie hat mir erzählt, dass es bei Eurem letzten Treffen einen hässlichen Streit gegeben hat.«
    »Das stimmt. Doch selbst wenn wir nicht immer einer Meinung sind, unsere Freundschaft ist stärker. Ich bin untröstlich, seit sie das Opfer der Rebellen wurde.«
    Durch die Äste der Bäume funkelten die ersten Sonnenstrahlen, und fast gleichzeitig sangen die erwachenden Vögel ihr frühes Lied. Es tat gut, sich endlich außerhalb der Hofmauern zu bewegen, dachte Maikea. Am liebsten würde sie einfach so weiterreiten und nicht mehr ins Schloss zurückkehren. Und vielleicht ging es diesem armen, reichen Herrscher neben ihr nicht viel anders.
    »Carl Edzard, ich bin bereit, alles zu tun, damit Jantje wieder zurückkehrt. Ich kann mir auch nicht erklären, warum der Weiße Knecht sie nicht schon längst freigelassen hat, schließlich heißt es doch, dass Ihr alle seine Forderungen erfüllt habt.«
    »Nun, ich kann es mir durchaus erklären «, gab der Fürst zu. »Doch davon weiß am Hof keine Menschenseele etwas.«
    »Ihr könnt mir vertrauen, nein, Ihr müsst mir sogar vertrauen! Ich verspreche, ich werde Euch helfen!«
    Der Fürst ritt weiter, als habe er die letzten Sätze nicht gehört. Birkenzweige streiften seinen feinen Mantel. Das Pferd scheute kurz, als eine Maus eilig durch das Unterholz floh, doch Carl Edzard wirkte, als bekomme er von alledem nichts mit.
    Plötzlich nahm Maikea aus den Augenwinkeln einen Schatten wahr, nicht weit entfernt, groß wie ein Mann, doch als sie in die Richtung schaute, war da nur ein Baumstumpf, und sie schalt sich selbst, dass sie sich von der Furcht des Fürsten hatte anstecken lassen.
    »Sie ist schwanger «, sagte Carl Edzard schließlich, und man merkte ihm an, dass er mit sich gerungen hatte, diese

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