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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Worte auszusprechen.
    »Was?« Maikea trieb ihre Stute an, damit sie auf gleicher Höhe mit dem Fürsten lief und sie dem Mann direkt in die Augen schauen konnte. »Seit wann? Warum habe ich davon nichts gemerkt?«
    »Ihr wisst doch selbst, sie ist nicht gerade schlank. Als der Bauch runder wurde, konnte sie ihn gut verbergen. Aber wenn wir uns nicht verrechnet haben, dann müsste es in diesen Wochen so weit sein … «
    »Jantje bekommt ein Kind?« Sofort drängte sich ein schreckliches Bild vor Maikeas inneres Auge. Sie hatte Geeschemöh oft von Geburten erzählen hören, und das, was die alte Frau berichtet hatte, klang furchtbar blutig und schmerzvoll. Wenn sie sich ausmalte, dass ihre beste Freundin nun irgendwo in einem dreckigen Versteck ganz allein unter Männern … Nein! Das wollte sie sich nicht vorstellen!»Ich werde sofort nach ihr suchen.«
    Man sah Carl Edzard an, dass dieser spontane Entschluss seinem Herzen Erleichterung verschaffte. »Ich wäre Euch ewig zu Dank verpflichtet.«
    »Nein, das seid Ihr nicht. Ich tue es für Jantje.«
    »Aber Ihr wisst schon, welche Bedeutung diese Geburt hat. Ich meine … sollte es ein Junge werden … «
    »O mein Gott!«, entfuhr es Maikea. »Dann wäre er der rechtmäßige Thronfolger, auf den das ganze Land wartet!«
    »Nur dass es niemand weiß.« Jetzt hielt Carl Edzard sein Pferd an. Die Sonne stand in seinem Rücken, sodass Maikea sein Gesicht nicht wirklich sehen konnte, aber sie hatte den Eindruck, dass die Sorgen in jeder Falte saßen. »Sollten die Rebellen herausfinden, welch kostbares Pfand sie in Händen halten, dann wären Jantje und das Leben des Kindes in größter Gefahr.«
    »Der Weiße Knecht wird niemals Hand an ein Neugeborenes legen, das kann ich Euch schwören!«
    »Nein, die Rebellen sind es auch nicht, die mein Sohn zu fürchten hätte. Wenn herauskommt, dass er der rechtmäßige Thronfolger ist, dann droht ihm die Gefahr von ganz anderer Seite. Ihm und Jantje.« Seine Stimme zitterte, und er wirkte wie der machtloseste Fürst, den man sich denken konnte. »Dann ist zu befürchten, dass beide Opfer meiner eigenen Soldaten würden!«

20
    G erade hatte er die vielen Röcke nach oben geschoben und nestelte nun am Verschluss seiner eigenen Hose. Sie waren inzwischen aufeinander eingespielt wie eine Horde Gaukler, und manchmal kam es Weert so vor, als vollführte er wirklich ein Kunststück. Schließlich hatte er die Fürstin jede Nacht in seinem Bett, ohne dass ein Mensch etwas mitbekam. Außer seiner Magd vielleicht, doch das einfältige Ding war zu schüchtern zum Plaudern. Und das neue Kammerfräulein der Fürstin wurde gut dafür bezahlt, den Mund zu halten, wenn die Herrin nach Sonnenuntergang von ihrem abendlichen Spaziergang nicht zurückkehrte. Der fürstliche Gatte selbst würde niemals bemerken, dass Wilhelmine nicht im Schloss nächtigte, hatte er in seiner fast einjährigen Ehe doch kein einziges Mal ihr Gemach betreten.
    Es machte Weert Spaß, der Fürstin beizuwohnen. Allerdings waren es weniger ihre weiblichen Reize als vielmehr die Aussicht auf Macht und einen Sohn, den er auf diese Weise zeugen könnte. Und dieser Sohn wäre es dann, der eines Tages auf den ostfriesischen Thron steigen würde, ein blutechter Switterts, auf den sein Vater stolz wäre, selbst wenn das Kind einen anderen Namen tragen würde.
    »Beeile dich, die Sonne ist bereits aufgegangen «, trieb Wilhelmine ihn an und spreizte die Beine.
    Weert war nicht klar, was diese Frau umtrieb. Manchmal hatte er das Gefühl, sie wäre in ihn verliebt oder schwärmte zumindest für seine Manneskraft, doch oft fand er auch nur Kälte und Berechnung in ihren Gesten und Blicken. Manchmal kam es ihm sogar vor, als hasse Wilhelmine ihn für das, was er tat.
    Es war ihm jedoch gleich, schließlich kam sie freiwillig. Auch die vielen Begünstigungen, die sie ihm gewährte – ein höheres Gehalt, eine größere Entscheidungsbefugnis, die Unterstützung seiner politischen Situation –, hatte er nie als direkte Gegenleistung von ihr verlangt. Nein, sie waren wirklich zwei Gaukler, die ein Spiel miteinander trieben, dessen Regeln unausgesprochen waren und bei dem beide nur gewinnen konnten.
    Ihre Haut war weiß und glatt und kühl, während sich auf seiner Schweißperlen bildeten. Er beugte sich gerade über sie, als er das Klopfen hörte. Mehrmals schlug jemand heftig gegen seine Tür, dann wurde sie einen Spaltbreit geöffnet, und Rudgers feuerrote Mähne war zu

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