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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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erkennen.
    »Mach, dass du fortkommst, du Idiot!«, schrie Weert.
    Doch sein Sekretarius gab keine Ruhe. »Es tut mir ja leid, Weert, wenn ich störe … Aber ich muss dich dringend sprechen!«
    »Himmel noch mal!« Weert erhob sich, knöpfte seine Hose zu und half Wilhelmine dabei, ihr Gesicht unter den zahlreichen Röcken zu verbergen. Unwahrscheinlich, dass der ungebetene Besucher ihre Identität erkannt hatte. »Ich bin gleich wieder da «, raunte er Wilhelmine zu, der der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand.
    Im Flur, an die fensterlose Wand gepresst, stellte er Rudger zur Rede.
    »Was gibt es?«
    »Ich hätte dich ja nicht so früh aufgesucht «, keuchte Rudger. Er musste gerannt sein, denn er atmete schnell. »Erst recht nicht in deinem Schlafzimmer, wenn es nicht verdammt wichtig wäre!«
    »Das will ich hoffen! Und egal, was du in meinem Zimmer gesehen zu haben meinst, du hältst deinen Mund, verstanden?«
    »Ich habe nichts … «
    »Was ist denn nun passiert?«, unterbrach Weert.
    »Du hast mir aufgetragen, dass wir Maikea Boyunga im Auge behalten sollen.«
    »Ja, und ich hoffe, du erzählst mir nicht, dass du versagt hast und das Biest abgehauen ist!«
    »Nein … Ja … also, sie hat das Grundstück verlassen … «
    »Wie zum Teufel!«, brüllte Weert los.
    » … aber sie ist zurückgekommen!«
    Weert schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. »Das hättest du mir auch beim Frühstück erzählen können. Und glaube mir, den Wachen, die heute Nacht nicht aufgepasst haben, werde ich eine ordentliche Lektion erteilen. Euer Glück, dass diese Verrückte wohl nur spazieren gegangen ist.«
    »Du kannst den Wachen nichts vorwerfen. Maikea war nämlich nicht allein unterwegs.« Nun machte Rudger eine kleine Pause. »Sie ist gemeinsam mit dem Fürsten ausgeritten.«
    »Maikea und Carl Edzard?« Das konnte, das durfte nicht sein. Weert war es bislang gelungen, ein Zusammentreffen der beiden zu verhindern. Ihm war immer wichtig gewesen, dass er die Verhältnisse am Hof kontrollieren konnte. Was also hatten die beiden hinter seinem Rücken getrieben? Es musste um Jantje gegangen sein, so viel stand fest, denn dieses Mädchen bedeutete beiden sehr viel. »Wohin sind sie geritten? Und wie lange waren sie fort?«
    »Sie waren zwei Stunden unterwegs. Und kurz nach Sonnenaufgang zurück.«
    »Soll das heißen, sonst wissen wir nichts? Wo hast du denn verdammt noch mal gesteckt?«
    Rudger wich ein Stück zurück, als könne er sich auf diese Weise vor der verdienten Schelte schützen. »Ich … ich war bei Trientje. Ihr geht es nicht gut. Das Kind … «
    »Du warst bei deiner trächtigen Dirne, statt deiner Arbeit nachzugehen?« Weert schüttelte den Kopf. In letzter Zeit kam es ihm vor, als sei sein persönlicher Sekretarius weniger loyal, manchmal sogar geradezu aufmüpfig. Er musste ihn in seine Schranken weisen. »Hat denn niemand die beiden verfolgt?«
    »Zwei Wachen haben die Verfolgung aufgenommen. Wie vermutet, hat der Fürst das Waldgebiet aufgesucht, in dem er des Öfteren jagen geht. Carl Edzard kennt sich schließlich nur in einem recht überschaubaren Umkreis gut genug aus. Einer der Männer ist tatsächlich bis auf Hörweite herangekommen.«
    »Na also «, stieß Weert erleichtert aus. »Komm mit in mein Esszimmer, ich kann einen Schluck Wein gebrauchen. Und dann erzähl mir, was sie besprochen haben.«
    Rudger trottete hinter ihm her. »Es ist unglaublich, Weert. Ich dachte erst, der Soldat denkt sich ein Märchen aus oder hat irgendetwas falsch verstanden, aber er ist sich hundertprozentig sicher, dass der Fürst erzählt hat … «
    »Kommst du endlich auf den Punkt?« Weert biss in ein Stück Brot und spülte mit Wein nach.
    »Diese Jantje erwartet ein Kind, es muss jeden Tag kommen.«
    Weert verschluckte sich so heftig, dass ihm die Tränen in die Augen traten. »Ja und?«, röchelte er, als er wieder Luft bekam. »Dass die beiden es getrieben haben, war nie ein Geheimnis. Und dass dabei auch mal was im Bauch hängen bleibt, musst selbst du schon kapiert haben, oder? Wo ist das Problem?«
    »Es ist ein eheliches Kind!«, fügte Rudger nun stolz hinzu, und ihm war anzumerken, wie sehr er sich darauf gefreut hatte, diese Neuigkeit dem Ratsherrn in fünf Worte verpackt zu servieren. »Jantje und der Fürst sind verheiratet. Schon mehr als ein Jahr lang. Und das Kind wäre somit … «
    Den Rest brauchte Weert sich nicht von seinem Sekretarius erklären zu lassen, denn ihm wurde sofort klar, was es

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