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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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bedeutete. Er ließ Brot und Wein fallen und rannte wieder zu seinem Schlafgemach. Wilhelmine lag noch immer im Bett und nippte an ihrem Kaffee, den sie sich noch mit ein wenig Rum angereichert hatte.
    »Was ist mit Euch, Switterts? Könnt Ihr es nicht erwarten, weiterzumachen, wo wir so schamlos unterbrochen worden sind?« Mit süffisantem Lächeln schlug sie wieder die Röcke hoch.
    Doch Weert stürzte auf sie zu und zog den Stoff wieder über ihre Beine. »Wusstet Ihr es?« Er konnte nicht an sich halten, fasste sie an den Schultern und schüttelte sie unsanft.
    »Wovon redet Ihr?«
    »Ob Ihr wusstet, dass Euer feiner Herr Gemahl in Wirklichkeit mit Eurer Hofdame verheiratet ist? Sagt mir die Wahrheit!«
    Wilhelmine starrte ihn an, und sofort konnte er in ihren Augen wieder diese abstoßende Kälte erkennen, die ihn schon so oft irritiert hatte. Es war nicht zu übersehen, dass sie in diesem Moment keine Neuigkeit erfahren hatte.
    »Und wenn es so wäre?«
    »Diese Jantje bekommt ein Kind, meine Liebe! Habt Ihr das nicht bemerkt?«
    Nun wurde die Fürstin merklich blasser. »Nein, das … Sie war doch ohnehin so fett, ich … «
    »Wenn es ein Sohn wird und wenn die beiden aller Welt die Wahrheit erzählen, dann … « Weert konnte gar nicht so schnell reden, wie sich die Schreckensbilder in seinen Gedanken zusammensetzten. »Im Zuge dieser Entführung wird Carl Edzard wahrscheinlich den Mut finden, das Volk darüber aufzuklären, wer die rechtmäßige Fürstin ist. Er ist ein verdammt gefühlsduseliger Idiot, ich habe ihn ja jetzt kaum noch im Griff, und dann … Es ist eine Katastrophe! Ich werde vor dem Volk dastehen wie ein Narr!« Er merkte, wie wütend er war, auch auf Wilhelmine, die so unbeteiligt guckte, als habe er gerade mit ihr über das Wetter geplaudert. »Seit wann wisst Ihr Bescheid?«
    »Schon lange «, war die tonlose Antwort.
    »Und warum habt Ihr es mir nicht erzählt?«
    Sie schaute durch ihn hindurch, sagte nichts, ließ ihm genügend Zeit, selbst auf die Antwort zu kommen: Natürlich, wenn er gewusst hätte, dass sie in Wahrheit nicht die Fürstin war, hätte er sich nie zu ihr ins Bett gelegt.
    »Wir müssen dieses Kind töten!«, sagte sie plötzlich mit glasklarer, fast ruhiger Stimme. »Und diese Jantje mit dazu.«
    Weert starrte sie an, dann nickte er. Sie hatte recht, dies war die einzige Lösung.
    »Schickt Eure Leute los. Sofort.« Die Fürstin saß nun kerzengerade auf der Bettkante und band sich das Mieder zu. »Es muss so aussehen, als wären die Rebellen schuld an ihrem Tod. Das kann nicht so schwer sein.«
    »Das sagt Ihr so einfach. Wie sollen wir sie finden?« Weert überlegte fieberhaft. Dann kam ihm mit einem Mal die Lösung, er rannte wieder hinaus und rief nach Rudger, der schon das Gebäude verlassen hatte. Er stürzte seinem Sekretarius hinterher. Es war ihm egal, dass er weder Jacke noch Stiefel trug und einige der Mägde und Burschen, die zu dieser frühen Tageszeit bereits in den Auricher Straßen unterwegs waren, ihn belustigt anschauten.
    »Rudger, halt! Wo willst du hin?« Keuchend holte er ihn ein.
    »Ich habe dir doch erzählt, mein Mädchen ist krank. Sie hat Fieber, ich will … «
    »Vergiss dieses Mädchen, wir haben Wichtigeres zu tun! Du wirst Maikea Boyunga fortreiten lassen und dann persönlich verfolgen. Wir müssen wissen, wo Jantje ist und was es mit diesem Kind auf sich hat. Du darfst keine Minute länger warten!«
    Rudger blickte ihn an. »Warum ausgerechnet ich? Du hast unzählige Soldaten, die du schicken kannst.«
    »Es ist kein offizieller Auftrag. Dazu brauche ich jemanden, dem ich vertrauen kann. Deswegen nimm mein schnellstes Pferd, drei der besten Männer und … «
    »Aber ich muss zu Trientje.«
    Es war nicht zu fassen. Weert schäumte vor Wut. Hatte er es hier tatsächlich mit einem vollkommen Verrückten zu tun? Seit Jahren war Rudger ihm treu ergeben. Und nun ließ sein Sekretarius ihn im Stich?»Ich verspreche dir, sobald du wieder da bist, erteile ich dir und diesem dummen Mädchen die Erlaubnis zu heiraten. Und ein paar Gulden für euch gibt es obendrauf.«
    Rudger strahlte augenblicklich. »Versprochen?«
    »Ich gebe dir mein Wort.« Die Dankbarkeit in Rudgers Augen war riesig, und Weert fand sie unerträglich. »Aber du musst mir auch eines versprechen: Wenn ihr Mutter und Kind gefunden habt, wartet ihr ab, bis Maikea wieder fort ist. Dann macht ihr kurzen Prozess mit den beiden. Es soll so aussehen, als hätte der Weiße Knecht

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