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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Mitglieder des Geheimen Rates immer mehr zu überzeugen. Selbst Brenneysen hatte sich mittlerweile nach vorn gelehnt und schien konzentriert zu lauschen.
    »Bedenkt doch: Bislang hat man die Inseln als zusätzlichen Schutzschild für die Festlandsküste gesehen. Denn auch wenn die Deiche noch so hoch aufgeworfen werden, ohne die vorgelagerten Eilande als Wellenbrecher wäre hier bei jeder Sturmflut›Land unter‹.«
    »Da habt Ihr recht. Doch nach Eurer Rechnung ist die Sache ja auch umgekehrt: Der Deichbau beeinflusst ebenfalls die Größe und Stärke der Seegatts und somit die Lage der Inseln.«
    »Richtig. Aber solange der Deichbau eine Sache der Deichachten und der Dünenschutz eine Angelegenheit der Insulaner ist, werden wir diese Zusammenhänge nicht nutzen können.«
    Nun war es still im Sitzungsraum. Man hörte nur das Rasseln in Brenneysens Lungen und draußen unter dem Balkon das Hufgeklapper einer vorbeifahrenden Kutsche.
    Weert ahnte, dass dieses vorherrschende Schweigen ein eindeutiges Zeichen war. Maikeas wilde Theorien waren auf Gehör gestoßen. Er hatte von diesem Gerede über Strömungen und Deichbau nicht wirklich viel verstanden, doch eines war glasklar: Maikea Boyunga durfte keinen Schritt in das Fürstenschloss tun. Denn hier war seine Welt, sein Leben, sein Reich. Sie würde ihm nur in die Quere kommen.
    Es sei denn, er könnte sie auf seine Seite bringen, sie zu seiner Verbündeten machen.
    Dieser Gedanke gefiel Weert ausgezeichnet. Schließlich waren Jahre vergangen, seit sie auf dem Hammrich um die Wette gesprungen waren. Er könnte den Konkurrenzkampf von damals vergessen. Sie war jetzt eine Frau. Und er ein Mann. Beide waren sie stark und hatten große Ziele. Wenn die Fürsten heirateten, um ihre Macht und ihren Einfluss zu vergrößern, warum sollte nicht auch er eine solch vielversprechende Verbindung eingehen? Und Maikea war ein außerordentliches Weib. Es gab sicher Schlimmeres, als mit einer wilden Braut das Bett zu teilen.
    »Ich bin schwer beeindruckt, liebe Maikea «, unterbrach Weert daher die Stille.»Ich denke, wir sollten das Ganze noch einmal im Detail durchsprechen und dann gegebenenfalls eine Audienz beim neuen Fürsten vermitteln.«
    Brenneysen nickte, und auch der Hofmarschall stimmte zu.
    »Dass ausgerechnet du mir den Rücken stärkst, Weert Switterts, hätte ich nicht erwartet.« Maikeas Augen strahlten, und sie nickte ihm erfreut zu.
    Er lächelte zurück.»Nun, ich habe zwar noch längst nicht alles verstanden, aber ich halte deine Pläne für sehr interessant. Und da ich auch von der Insel stamme, fände ich es sinnvoll, wenn der Geheime Rat mich sozusagen als besonderen Vertreter in dieser Angelegenheit beauftragen würde.« Er blickte in die Runde.»Ich meine, da wir mit den Vorbereitungen für das Staatsbegräbnis und dieser anderen pikanten Sache schon sehr ausgelastet sind, könnte man so effektiver arbeiten.«
    »Meinetwegen machen wir es so «, raunte Brenneysen sichtlich zufrieden.»Ich will aber unterrichtet werden. Denn bei allem Respekt vor diesen sicher sehr wissenswerten Erkenntnissen muss ich mir als Vertreter eines gottesfürchtigen Fürstenhauses auch die Frage stellen, inwiefern wir den Willen des Schöpfers auf diese Weise einschränken … «
    »Aber Kanzler, ich -« Maikea wollte schon wieder loslegen, doch Weert stoppte sie, indem er seine Hand sanft auf ihren Arm legte und ihr beschied zu schweigen.
    »Ihr habt ganz und gar recht, Kanzler. Wir werden auch dieses Thema bereden.«
    Dann wandte er sich wieder an Maikea:»Lass mir bitte die Karte hier, damit ich sie studieren kann. Wir treffen uns dann morgen Vormittag hier in der neuen Kanzlei.«
    Damit war Maikeas überfallartiger Besuch beendet, und die Soldaten geleiteten sie aus dem Raum. Weert nutzte den kurzen Augenblick der Unruhe und wandte sich an Rudger.»Du musst mir einen Dienst erweisen.«
    »Was soll ich tun?«
    »Nimm dir ein oder zwei der Soldaten, die mir schon einmal einen Gefallen getan haben. Drei Gulden für jeden.«
    »Das ist eine Menge. Was müssen sie dafür tun?«
    »Sie sollen zu diesem alten Juden fahren, diesem Kartenmaler in Westerbur, und unter einem Vorwand in sein Haus eindringen. Es hol mich der Teufel, wenn sie nicht ein paar Beweise dafür finden, dass der alte Josef Herz mit den Rebellen gemeinsame Sache macht.«
    »Und dann?«
    »Ach, der Greis hat doch sowieso nicht mehr lange zu leben … «
    Rudger verstand und wollte sich bereits auf den Weg machen, als

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