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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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vertrauen?«
    Maikea nickte und schämte sich, dass sie ihrer besten Freundin vorhin einen kurzen Moment misstraut hatte. Nichts schien sich zwischen ihnen geändert zu haben in all den Jahren. Sie konnten sich alles erzählen.
    »Aber … wie stellst du dir dein Leben vor? Ich meine, du wirst nicht mit ihm leben können, nie offiziell an seiner Seite stehen. Warum habt ihr dieses Risiko mit der heimlichen Hochzeit auf euch genommen? Wenn das herauskommt, dann seid ihr beide in Gefahr!«
    »Wir haben es nur für uns getan. Weil Carl Edzard gesagt hat, ich sei die Einzige, die er liebe. Und vor Gott sollen wir beide Mann und Frau sein.« Sie seufzte.»Es tut so gut, endlich mit jemandem darüber zu reden.« Wieder legte sie ihre Arme um Maikea und hielt sie auch dann noch fest um ihre Freundin geschlossen, als ein Wachmann an ihnen vorüberging und irritiert guckte. Der Mann machte langsamere Schritte.
    »Kann ich Euch helfen, Jungfer Jantje?«
    Da setzte Jantje wieder ihr Lächeln auf, und Maikea begriff, dass diese Miene vielleicht all die Jahre nur eine Maske gewesen war, die das Unglück der unerfüllbaren Liebe verbergen sollte.
    »Danke, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur eine alte Freundin wiedergetroffen.«
    Der Mann schaute Maikea prüfend an, länger als nötig, fand sie. Und ihr war klar, dass Jantje wahrscheinlich schon längst unter Beobachtung stand. Ihre Liebe zu Carl Edzard war wohl kaum geheim geblieben, denn am Hof hatten die Wände Augen und Ohren, so hatte der Weiße Knecht einmal erzählt. Es lag demnach nahe, dass Jantjes Schritte überwacht wurden.
    Der Wächter musterte sie weiterhin skeptisch, doch dann zuckte er die Schultern und setzte seinen Rundgang fort.
    Erleichtert trat Jantje wieder in den Hof.»Aber nun sag doch mal, Maikea, was machst du eigentlich hier?«
    »Ich habe beim Rat vorgesprochen. Weißt du, ich habe in den letzten Monaten eine Idee verfolgt, die für den Fürsten von großem Interesse sein könnte.«
    »Dann solltest du dich mit diesem Scheusal Weert Switterts treffen. Er hat mittlerweile großen Einfluss am Hof.«
    »Ich weiß, ich bin ihm schon begegnet.«
    »Na, eine heftige Sehnsucht nach ihm wird dich dabei wohl kaum getrieben haben … «
    »Da hast du recht. Aber ich kann meine Bekanntschaft mit ihm nutzen, um zum Fürsten vorgelassen zu werden. Hätte ich gewusst, dass du auch hier bist und man über dich viel eher an Carl Edzard herankommt … «
    »Nein, so einfach ist das leider nicht. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Der Geheime Rat beobachtet alles. Sie wollen einen Thronfolger, wenn du verstehst. Nach dem Tod des alten Fürsten ist die Diskussion um die Zukunft Ostfrieslands wieder aufgeflammt. Wenn Edzard keinen Sohn zeugt, fällt alles in preußische Hand.«
    »Manchmal denke ich, das wäre nicht unbedingt das Schlimmste … «, rutschte es Maikea heraus.
    Jantje blickte sie entgeistert an.»Was redest du da?«
    »Ich … na ja, weißt du, die Menschen, die ich in den letzten Jahren getroffen habe, sehen es etwas anders. Sie halten die Steuerrechte und Gesetze des Preußenkönigs für wesentlich gerechter als die der Cirksena. Friedrich I. will dem Volk fürsorglich dienen, statt sich aus den Steuertöpfen ein feudales Leben zu ermöglichen.«
    »Aber Carl Edzard will nichts anderes! Er liebt seine Heimat!«
    »Das ist gut! Dann wird ihn auch interessieren, was ich herausgefunden habe. Denn wenn er meine Pläne in die Tat umsetzt, erweist er seinem Land einen wahren Dienst.«
    »Meine Güte, Maikea, du redest schon wie die Herren im Geheimen Rat.« Jantje zwinkerte ihr zu.»Aber du bist zum Glück nicht so alt und behäbig.« Dann drückte sie ihre Freundin erneut.»Sag, willst du heute Nacht nicht bei mir schlafen? Mein Bett ist breiter als das in Esens, aber sonst wird es sicher ebenso gemütlich wie damals.«
    Eine Weile spazierten sie noch über den Hof, lachten und kicherten und erinnerten sich an alte Geschichten. Und für einen Moment war Maikea sich fast sicher, die Welt bestehe nur aus Menschen, die es gut mit ihr meinten.

4
    S ein Weib hatte wieder einen ihrer dunklen Tage. Daran vermochte selbst das fröhliche Singen ihres Sohnes nichts zu ändern. Sie blieb im Bett, durchnässte ihr Kissen mit Tränen und mochte nichts essen.
    An solchen Tagen kam ihm Helene vor wie eine lebendige Tote. Der Weiße Knecht konnte sich kaum mehr an die Frau erinnern, die sich vor fünf Jahren noch mit größter Lust mit ihm durchs Heu gewälzt hatte.
    Er

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