Die Inselvogtin
den Frauen. Er war kein geduldiger Mann, besonders dann nicht, wenn es in seinen Lenden brodelte.
»Wird denn außer mir niemand mehr kommen?«, fragte Maikea, und es war nicht zu übersehen, dass ihr ein förmlicher Anlass in geselliger Runde lieber gewesen wäre.»Was hast du denn vor?«
»Dich und deinen Geburtstag feiern, meine Liebe. Heute vor siebzehn Jahren wurdest du geboren. In derselben Nacht haben unsere Väter und Geschwister den Tod gefunden. Es ist also für uns beide ein bedeutsames Datum, das uns berührt.« Er trat jetzt ganz nahe an sie heran und fasste ihr unter das Kinn, damit sie ihn ansehen musste.»Es tut mir gut, wenn du heute bei mir bist.«
Sie riss sich los.»Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du das lassen sollst, Weert.«
»Ja, das verstehe ich auch. Eine Frau wie du gibt sich nicht so ohne weiteres einem Mann hin. Das ehrt dich, Maikea. Es gibt so viele Weiber, die nur auf das Geld und auf die Macht schauen und die zu allem bereit sind. Wenn ich nur an diese Jantje denke … Auch wenn sie deine beste Freundin ist, entschuldige, aber mit ihrem Verhalten bringt sie das ganze Fürstentum in Gefahr!« Weert sah, dass sie aufbegehren wollte, und fügte daher schnell hinzu:»Du bist anders, Gott sei Dank!«
»Vielleicht habe ich nur noch nicht den Richtigen getroffen «, gab sie kühl zurück.
»Den Richtigen treffen? Was für eine liebenswerte Vorstellung! Die Ehe ist doch in erster Linie dazu da, aus Mann und Frau eine gewinnbringende Einheit zu machen.
Wenn sie sich auch noch gut verstehen, ist es umso besser. Aber Zuneigung ist wirklich nur ein besonderer Bonus, denke ich.«
»Meine Eltern haben sich geliebt.«
Weert lachte.»Die haben aber auch auf einer kleinen Insel am Ende der Welt gelebt, da geht es anders zu. Wir sind hier in der Zivilisation, hier zählen die guten Partien.«
»Meine Mutter stammt von hier.«
»Ja, und glaubst du nicht, sie hat es nicht ab und zu bereut, das alles aufgegeben zu haben? Als sie sich krank und schwach in einer wackligen Hütte von einer alten Hexe pflegen lassen musste … Wie glücklich wäre ihr Leben verlaufen, wenn sie Kammerfräulein am Hof geblieben wäre.«
Maikea schien getroffen von seiner Direktheit. Doch Weert drückte sie einfach auf einen Stuhl und fuhr fort:»Was sagst du denn zu meinem Haus? Ist es nicht schön groß und komfortabel?« Er nahm ihr gegenüber Platz und legte sich die nächsten Worte sorgsam zurecht. Nur selten war er nervös, so wie jetzt. Er mochte es ganz und gar nicht, wenn er bei einem Anliegen Aufregung empfand, denn es verriet, dass er sich der günstigen Antwort nicht sicher sein konnte.
»Es könnte auch dein Haus sein, Maikea!«
Sie verdrehte die Augen und schwieg.
»Gut, ich kann es auch anders formulieren: Wir sollten heiraten!«
»Nein, das sollten wir nicht.« Maikea hatte diesen Satz so lapidar geäußert, als wolle sie Weert mitteilen, dass auf den Tag die Nacht folgt und auf Ebbe die Flut.
»Hör zu, ich kann dir eine ganze Etage für deine Arbeit bereitstellen. Es wird genug Personal da sein, damit du deine Zeit nicht dafür opfern musst, den Haushalt zu führen. Selbst unsere Söhne und Töchter würden von einer Kinderfrau großgezogen werden. So könntest du weiter über deinen Plänen tüfteln und trotzdem deiner Pflicht als Frau nachkommen.«
»Meiner Pflicht als Frau nachkommen? Und was ist, wenn ich das gar nicht vorhabe?« Sie schaute ihn an, als rede er in einer fremden Sprache.»Soll das hier tatsächlich ein Heiratsantrag sein, Weert Switterts?«
Er machte den Mund auf und wollte ihr sagen, dass er sie begehrte, seit sie vor sieben Monaten so plötzlich in der Kanzlei aufgetaucht war, aber er brachte keinen Ton heraus. Mit einem Mal wusste er, sie würde seinen Antrag ablehnen. Maikea Boyunga, das kleine, wilde, unberechenbare Mädchen aus Juist, würde ihm die Hand, um die er anhielt, wahrscheinlich noch links und rechts um die Ohren hauen. Und tatsächlich holte sie nun zum verbalen Gegenschlag aus.
»Hast du denn immer noch nicht bemerkt, dass ich dich nicht ausstehen kann, Weert Switterts? Schon als kleines Mädchen damals habe ich dich verachtet und das Weite gesucht, wenn ich dich kommen sah, eine reine Vernunftehe wäre für mich daher unzumutbar.«
»Aber du schuldest mir eine Kleinigkeit!« Weert gab sich keine Mühe, seine Wut zu unterdrücken. Wie konnte sie sich nur so aufführen?
»Ich schulde dir gar nichts!«
»Deine Arbeit, deine Unterkunft, sogar das
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