Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)
setzte seine Cabromintasse ab und ging hinaus. Vier Minuten später kam er mit Kepler zurück. Gargir musterte ihn: In den Augen des Mannes flackerte panische Furcht. Neunzehn Stunden unter dem Ansturm einsamer Gedanken und Todesfurcht hatten seinen starken Charakter besiegt. Gargir stellte einen Becher voll frischem Cabromin vor Kepler hin und sagte:
»Sie sind also bereit, mit uns zu verhandeln. Hier, zur Belohnung für Ihre wieder erwachte Vernunft.«
»Danke.« Kepler leerte fast hingebungsvoll das Gefäß. Gargir steuerte direkt auf sein Ziel los und fragte:
»Warum haben Sie irgendwelchen Gaunern den Befehl gegeben, diese Bomben zu konstruieren und zu verstecken? Gibt’s nicht einige weniger kriminelle Methoden im Konkurrenzkampf?«
Kepler zögerte einige Sekunden und antwortete dann: »Sie sind in der Lage, sämtliche Verlage und Kunsthändler der Galaxis zu ruinieren. Ich als Koordinator musste dagegen etwas tun.«
»Vielleicht wäre der Versuch, sich mit uns zu arrangieren, der vernünftigere Versuch gewesen?« Gargir suchte nach Zustimmung im hageren, unrasierten Gesicht seines Gegenübers. »Sie und ich – wir haben das gleiche Ziel.«
»Sie???«
»Wir. Sie und ich. Wir zahlen unseren Schützlingen hohe Honorare, Gagen und Prämien, schaffen Tausende Arbeitsplätze, investieren erfolgreich viel Geld und verdienen selbst recht gut. Nichts anderes tun wir.«
»Aber ...«
»Ich bot dem Verleger unseres Starautoren Artian die Zusammenarbeit an. Er reagierte, als wollte ich ihn ermorden. Es schade, sagte er, dem feinen Image seines Verlages, mit uns Freihändlern zusammenzuarbeiten. Vornehmer scheint es zu sein, einen Planeten in ein Siechenhaus zu verwandeln – wo ist die Fernsteuerung?«
Kepler hob die Hand und schluckte sämtliche Vorwürfe.
»Woher wissen Sie von einer Fernsteuerung?«
»Logische Deduktion. Soeben haben unsere Suchteams einen Explosivkörper befunden und unschädlich gemacht. Wo ist sie?«
»In meiner Yacht. Sie hat in Port Orbit angedockt.«
Kepler legte einen isotronischen Schlüsselchip für Schleuse und Armaturen auf den Tisch. Gargir betätigte ein Rufsignal. Rohanna, wie eine TrueVid-Agentin gekleidet, kam herein und nahm die dunkle Brille ab. Gargir sagte:
»Nimm den Schlüssel und das Beiboot der Speedy Lady C., einen Kopiloten und bringe die Yacht Klytemnaestra hierher.«
Rohanna nickte, setzte die Brille auf und stolzierte auf hohen Absätzen hinaus. Fassungslos fragte Kepler:
»Woher kennen Sie den Namen meiner Yacht ...?«
»Wir pflegen von allen Geschäftspartnern Dossiers anzufertigen. Die Yacht wird beobachtet; vermutlich werden wir nach ihrer Landung überfallen.«
Peet bot Kepler Zigaretten an. Er rauchte gierig und fragte:
»Ich war kooperativ. Bekomme ich jetzt die Spritze?«
»Sie haben noch nicht alles preisgegeben – die Namen derjenigen, die außer uns von den Trypanosomen-Behältern wissen, die Namen der Männer, die jene Bomben versteckt haben, und ein unterschriebenes Geständnis, das wir vorbereitet haben.«
Die Unterhaltung wurde direkt ins Büro Fredericks übertragen; die Geräte der Behörde schnitten alles mit. Kepler unterschrieb das Geständnis, ohne auf Korrekturen zu beharren. Genüsslich sagte Gargir, während er die Folien im Safe verstaute:
»Wir schreiten nunmehr zum fünften Schritt unserer Aktion.«
Er schaltete den Holoprojektor ein. Vor den Männern entstand das Bild des Oberstaatsanwalts, der Kepler mit inquisitorischen Blicken musterte und tief Luft holte. Mit gnadenloser Stimme sagte er:
»Mister Kepler! Ich bin Holtzer Frederick, neben mir steht Richter Pylong Cammer, Spezialist für Handelsrecht. Er hat nach Anhörung Ihrer Geständnisse einen Haftbefehl ausgestellt, den ein Kommando, das zur Golden Desert unterwegs ist und Sie verhaften wird. Gegen Sie kann in etwa einem Monat verhandelt werden. Darüber ist gegen Sie eine Privatklage der Freihändler anhängig; wegen akuter und vorsätzlicher Geschäftsschädigung. Sie hören von mir, Mister Kepler. Danke, Freihändler Gargir.«
»Stets gern zu Diensten«, antwortete Gargir gutgelaunt. »Wir arbeiten gern mit zuverlässigen Vollzugsorganen zusammen.«
Frederick trennte die Verbindung.
»Wenn Sie sich vorstellen, dass sich riesige Mengen müder Planetarier mit Gliederschmerzen, tiefen psychischen Störungen und hilflosen Kindern in unsere Evakuierungsschiffe schleppen, teilweise todkrank oder sterbend, können Sie unsere Wut verstehen«, sagte Gargir mit
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