Die Interstellaren Freihändler: Science-Fiction-Zyklus (German Edition)

armen Hals, dass Sie jeden mildernden Umstand bekommen, der zu finden ist. Fauler oder fairer Handel?«
    »Schlagen Sie ein«, empfahl Tajiri und nickte. »So preiswert kriegen Sie’s nie wieder.«
    Die Stimmen, die sich sowohl unter den Militärs als auch unter den Gefangenen erhoben, die Waffen, die geschwenkt wurden, ließen dem Major keine Wahl. Er sah ein, dass sie den Argumenten der Händler mehr vertrauten als seinen Durchhalteparolen. Nachdem sich der Lärm gelegt hatte, sagte er:
    »Ein akzeptabler Vorschlag. Wenn Sie es beweisen, willige ich ein.«
    »Ihr letztes Ehrenwort als Elitesoldat Clemmerts?«
    Der Major wusste nicht, dass jede Szene gesendet, gesehen und dokumentiert wurde. Er nickte. Tajiri deutete auf Karasingh Gargir, der drei der Elemente von seiner Dschellaba zog, zusammensetzte und in ein winziges Mikro sprach.
    »Komm zu mir, Aaleh Fazhal-Ajmer«, sagte er.
    Ein hohles, aber melodisches Pfeifen drang unter dem Schleier einer der Gefesselten hervor. Die Gestalt spannte die Arme. Krachend barsten die Sessellehnen aus den Vernietungen. Ein zweiter Ruck, ebenso mühelos, befreite die Füße. Plastikband riss misstönend. Die Finger der vierten Gemahlin Gargirs rissen die Reste der Lehnen von den Handgelenken, dann bewegte sich die Verschleierte aus dem Nebenraum durch drei Türen, bis sie vor Gargir stand. Er sagte tonlos:
    »Zieh dich aus, Aaleh.«
    Jeder Mann in dem Saal, den jetzt warme, stickige Luft und der Geruch schmorender Elektronik erfüllten, hielt den Atem an. Der Major machte eine rasche Bewegung, besann sich und blieb stehen. Das Pfeifen wurde zu einer trällernden Melodie, wie von einer Naj-Kameltreiberflöte. Die Männer in den hintersten Reihen kletterten auf Stühle, Tische und Computerterminals. Ein Mann brach mit der Konstruktion eines Fensterrahmens zusammen und landete in den klirrenden Scherben. Aaleh schälte sich mit schlängelnden, erregenden Bewegungen aus dem Schleier und den fließenden Gewändern. Die Täuschung war auf den ersten Blick vollkommen:
    Unter den Kleidern kam eine schlanke, schöne, nackte Frau zum Vorschein. Ihr Körper war makellos, die Brüste aufsehenerregend, weitere sekundäre Geschlechtsmerkmale fehlten. Über der rechten Brust bewegte die winzige Tätowierung eines Falken als Hologramm die Schwingen. Das Gesicht, der Kopf und das Haar entsprachen denen einer erstklassig gestylten Schaufensterpuppe.
    »Es steht geschrieben im Caputh der stellaren Überraschungen, dass mehr als eine Gattin ein Geschenk böser Mächte ist. Ich bin Aaleh, ein Robot.« Auch die Stimme der Robotfrau war erotisch und volltönend. Gargir beachtete seine Freunde nicht, die mit verstörtem Grinsen um Fassung rangen. Er steckte blitzschnell vier, fünf weitere Schmuckstücke mit seinem Sender zusammen und hielt plötzlich eine Waffe in der Hand, die er auf den Major richtete.
    »So einfach wäre es gewesen, Sie zu töten«, sagte er und senkte den dünnen Lauf. »Sie haben drei Robots als Geiseln genommen. Solche Trottel wollen dem Planeten ein Ultimatum stellen. Die Zofen meiner Frau waren’s, und meine Frau habt ihr in der Dusche eingeschlossen. Das hätten Sie nicht gedacht, Herr Major?«
    Auf die gleiche Art befreiten sich die zwei anderen Zofen und halfen Aaleh, sich wieder anzuziehen. Sie scharten sich unter dem brüllenden Gelächter aller Anwesenden um Gargir, der seine Waffe hob und sagte:
    »Und jetzt, nachdem ich mich freiwillig gedemütigt habe, werden Sie einige Männer in Raumanzügen in die Startschächte schicken und die Bomben entschärfen. Während wir hier amüsantes Geplänkel aufführten, haben sich die Schiffe der Garde der Sache angenommen; sie werden die Projektile übernehmen. Die Schau im Mond Dimonressat ist vorbei, und jede Einzelheit war im Nachtprogramm Buccaneer-Centers zu sehen.«
     
    Das Problem war plötzlich unbedeutender geworden, die Gefahr atomarer Verwüstung gebannt, nachdem sich die Raumgarde der Projektile angenommen hatte. Ein Gardeschiff transportierte sie aus dem Orbit um Buccaneer und feuerte sie Stück um Stück in die Sonne ab, wo sie fast unbemerkt in der Korona detonierten. Die Dysfunction Star nahm die Geiseln an Bord und die drei ranghöchsten Soldaten, die sich der Befehlsgewalt der provisorischen neuen Regierung stellen wollten. Siccine führte während des Flugs ein kurzes Gespräch mit den »Sportlehrern« der Garde und bat um leichtbewaffneten Schutz, ein Gerüst und verschiedene Geräte und Materialien.
    Als in