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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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hatte. Seiner Meinung nach hatte sich Katherine einfach dumm aufgeführt.
    Chip und den Markerjungen zu beobachten war genau wie bei diesem Spiegel, der zwei Menschen miteinander verschmelzen lassen konnte.
    Der Markerjunge/Chip begann dem jüngeren Bruder auf den Rücken zu klopfen.
    »Fürwahr«, sagte er und hatte plötzlich eine laute, kräftige Stimme. »Unser Vater wäre stolz auf uns, dass wir solchen Mut beweisen. Gott der Herr wird unsere Tapferkeit belohnen.«
    Vielleicht war es nicht genau das, was der Marker/ Chip gesagt hatte. Jedenfalls war es das, was Jonas gehört zu haben glaubte, auch wenn die Worte etwas verzerrt und seltsam betont waren.
    Der König von England hat natürlich einen englischen Akzent, sagte sich Jonas. Doch auch das schien ihm keine hinreichende Erklärung zu sein.
    »Haben die Leute im fünfzehnten Jahrhundert wirklich so geredet?«, fragte Katherine. »Ist das so ähnlich wie Altenglisch?«
    Na klar, dachte Jonas. Der Akzent stammt aus einem anderen Land und aus einer anderen Zeit.
    »Um genau zu sein, sprachen die Menschen zu dieser Zeit Mittelenglisch, kurz vor dem Übergang zum Frühneuenglischen«, drang HKs Stimme leise aus dem Definator in Jonas’ Hand.
    »Können Sie uns das nicht übersetzen?«, bat Katherine.
    »Das, was ihr gehört habt,
war
die Übersetzung«, sagte HK. »Der Definator übernimmt die Übersetzung für Zeitreisende automatisch. Ansonsten hättet ihr vermutlich kein Wort verstanden.«
    »›Fürwahr‹? Das soll übersetzt sein?«, fragte Jonas ungläubig.
    »Der Definator übersetzt nur in die jeweils nächste verständliche Sprachperiode. Zeitreisende dürfen nie vergessen, dass sie nicht dort sind, wo sie hingehören«, sagte HK. »Ihr werdet sicher nicht erleben, dass König Eduard V. in seiner angestammten Zeit und an seinem angestammten Platz Ausdrücke wie ›Macker!‹ oder ›das stinkt mir!‹ benutzt.«
    »Chip würde das sagen«, meinte Jonas und beobachtete sorgenvoll das Gesicht seines Freundes, das mit dem Marker des Königs verschmolzen war.
    »Pst!«, machte Alex. »Der andere Junge sagt etwas.«
    Doch die Erwiderung des Jungen war lautlos, da er nach wie vor nur ein geisterhafter Marker war.
    Chips Kopf löste sich für einen Moment vom Markerjungen und er sagte: »Versucht es auch mal, Leute!«
    Katherine setzte sich auf den Schoß des jüngeren Markerjungen. Jonas war beeindruckt. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich so viel Mut aufbringen wollte.
    Aber Katherine verschmolz mit dem Marker nichtauf die gleiche Weise wie Chip. Es war richtiggehend komisch, mit anzusehen, wie sehr sie es versuchte und wie schlecht es ihr gelang: Der Marker beugte sich vor und eine Sekunde später tat sie es auch. Oder er begann zu winken und Katherine, die es ihm nachtun wollte, hob den Arm im gleichen Moment, in dem der Marker seinen wieder herunternahm.
    Dann stand er auf und ging davon. Katherine versuchte nicht ihm zu folgen.
    »Das hat jedenfalls nicht funktioniert«, sagte sie und sah neidisch zu Chip und seinem Marker hinüber, die sich weiter vollkommen synchron bewegten.
    »Das liegt daran, dass du zu dem Marker in keiner Beziehung stehst«, sagte Alex. »Er ist nicht du.«
    »Ach, wirklich?«, erwiderte Katherine. »Dann versuch du es doch mal.«
    Das war gar nicht nötig, denn in diesem Moment lief der Marker geradewegs in Alex hinein. Es war, als sähe man zwei Magneten zu, die sich augenblicklich verbanden. Alex verschmolz mit seinem Marker ebenso vollständig wie Chip.
    Der Marker/Alex ging zum Fenster. Er beugte sich hinaus, wobei er sich mit den Ellbogen an den dicken Steinwänden abstützte.
    »Gott schütze unsere Mutter in ihrer Zuflucht in Westminster«, sagte er mit kindlich klagender Stimme.
    Jonas schlich auf Zehenspitzen hinter den Marker/ Alex. Irgendwie erschien es ihm angeraten, auf Zehenspitzenzu gehen. Durch das hohe Fenster sah er so gut wie nichts, nur tiefschwarze Finsternis. Es war wie im Pfadfinderlager draußen in den Wäldern, weitab von allen Straßenlaternen. Moment, war das eine Fackel dort unten, knapp über dem Boden?
    Na klar, überlegte Jonas. Es gibt keinen Strom. Weder drinnen noch draußen.
    Aus irgendeinem Grund war diese Finsternis beängstigender als die Zeitkrankheit, beängstigender als die Markerjungen oder dabei zuzusehen, wie Chip und Alex mit ihrem früheren Ich verschmolzen. Das hier war real. Es waren nicht nur ein paar gut gemachte Spezialeffekte in einer Dunkelkammer oder eine Fernsehshow,

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