Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
Vom Netzwerk:
gedacht.«
    »Und was denkt der König von England so?«, fragte Jonas. Das sollte ein Scherz sein. Chips Ernsthaftigkeit gefiel ihm nicht. Und dass er immer noch Angst hatte, obwohl Chip nun von seinem Marker getrennt war, gefiel ihm auch nicht.
    Ernster als je zuvor sah Chip zu Jonas auf.
    »Er ist nicht sicher, dass er König bleiben wird«, sagte Chip tief bedrückt. »Er glaubt, dass sein Onkel ihn umbringen wird.«

Fünf
    »Nein!«, keuchte Katherine.
    »Was dächtet Ihr?«, erwiderte Chip. Seine Augen quollen ein wenig hervor. Er schlug sich mit dem Handballen an die Schläfe und begann von vorn. »Ich meine, was hast du denn gedacht, was passieren wird? Hast du nicht zugehört, als HK, Gary und Hodge erzählt haben, dass wir damals alle in Lebensgefahr schwebten? Es ist doch klar, dass uns die Entführung aus der Geschichte das Leben gerettet hat. Also bedeutet zurückgeschickt zu werden …« Ein entrückter Ausdruck trat in seine Augen. Er sah auf, aber nicht zu Katherine oder Jonas, sondern blickte zum dunklen Fenster hinüber. »Es bedeutet, dass es uns bestimmt ist, zu sterben.«
    Ein bitterer Ton lag in seinen Worten, doch sein Gesicht war merkwürdig ruhig. Ergeben.
    Jonas hockte sich neben seine Schwester. Er packte Chip an den Schultern und begann ihn heftig zu schütteln.
    »Sag das nicht«, sagte er. »HK hat versprochen, dasswir versuchen dürfen, die Geschichte
und
dich und Alex zu retten. Hast du das nicht mitbekommen?«
    »Doch, hab ich«, sagte Chip immer noch erschütternd gelassen. »Aber hast du vielleicht gehört, dass er uns verraten hätte, wie wir das anstellen sollen?«
    »Ich …« Jonas merkte, dass er den Definator fallen gelassen hatte, als er Chip an den Schultern gepackt hatte. Suchend tastete er über den dunklen Boden. Seine Finger glitten über etwas, das sich wie ein flacher Kieselstein anfühlte, vielleicht von der Art, wie man sie übers Wasser hüpfen ließ. »HK?«
    »Ja?«
    Die Stimme kam definitivaus dem Stein.
    Aha, dachte Jonas. Der Definator verhält sich wie ein Chamäleon. Er passt sich immer an das jeweilige Zeitalter an. Die Tatsache, dass die Anpassung ans fünfzehnte Jahrhundert bedeutete, die Form eines Steins anzunehmen, war nicht besonders tröstlich. Jonas wollte Knöpfe, auf die er drücken konnte, Gadgets und Gimmicks, schnurrende, surrende Hightech.
    »Wir könnten ein paar Informationen gebrauchen«, sagte er. »Und Ratschläge. Hat Chips Onkel, der Onkel von Eduard V., meine ich, vor, ihn umzubringen? Was sollen wir tun?«
    »Ich kann euch die Zukunft nicht verraten«, sagte HK.
    »Das ist nicht die Zukunft, sondern die Vergangenheit!«, wiedersprach Jonas. »Es ist doch schon passiert!«
    »Nicht von eurem Standpunkt aus«, sagte HK.
    Jonas erwog, den Stein zum Fenster hinauszuwerfen. Er hätte es nur zu gern getan.
    »Das ist nicht böse gemeint«, fuhr HK fort. »Ich will nur nicht, dass ihr als Hexe oder Zauberer auf dem Scheiterhaufen landet, weil ihr zu viel wisst.«
    Wurden im fünfzehnten Jahrhundert etwa Leute auf dem Scheiterhaufen verbrannt? Jonas schauderte und war froh, dass HK ihn nicht sehen konnte.
    »Keiner von euch ist für Zeitreisen ausgebildet«, fuhr HK fort. »Ihr müsst sehr, sehr vorsichtig sein.«
    »Und was wäre, wenn wir über Eduard V. schon alles wüssten?«, wandte Jonas ein. »Wenn wir ihn in der Schule durchgenommen hätten?«
    »Habt ihr das?«, fragte HK.
    »Nein«, gab Jonas zu. Der einzige britische Monarch, an den er sich aus dem Unterricht erinnern konnte, war Georg der Dritte, der während der amerikanischen Revolution geherrscht hatte: amerikanischer Unabhängigkeitskrieg und diese Geschichten. Aber das war doch 1776 gewesen? Also lange nach dem fünfzehnten Jahrhundert.
    »Georg der Dritte!«, stieß Jonas hervor. »Und … und Königin Elisabeth. Prinz Charles. William und Harry. Du siehst, ich kenne die Zukunft schon. Wahrscheinlich sind es Chips Ur-Ur-Ur- hoch zehn – Großenkel. Hab ich recht?«
    »Nicht, wenn ich mit zwölf sterbe«, sagte Chip leise.
    Oh.
    »Jonas«, sagte HK, der jetzt wieder strenger klang. »Ich kann dich und Katherine immer noch aus dem fünfzehnten Jahrhundert herausreißen, wenn es sein muss. Das heißt, wenn du darauf bestehst, Schwierigkeiten zu machen.«
    »Warum holen wir Alex nicht von seinem Marker weg und hören, was er zu sagen hat?«, schlug Katherine eilig vor. Sie verdrehte die Augen und warf Jonas einen finsteren Blick zu. Es war einer dieser irritierenden Blicke, mit

Weitere Kostenlose Bücher