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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Gedanken«, redete Katherine beruhigend auf ihn ein. »Jonas bringt uns hier raus. Jetzt können wir nach Hause.«
    Tu ich das?, fragte sich Jonas. Können wir das?
    Aber jetzt, wo Katherine ihn auf den Gedanken gebracht hatte, fand er ihn brillant. (Nicht, dass er das Katherine gegenüber jemals zugeben würde.) Er konnte es kaum erwarten, von diesen Mördern fortzukommen, aus dieser fremden Zeit, in der Kolumbus noch nicht einmal Amerika entdeckt hatte, von diesem Ort,wo das Ausblasen einer Kerze den Lauf der Geschichte für immer ruinieren konnte.
    Er ließ sich auf die Knie nieder, fuhr mit den Händen über den Boden und arbeitete sich zur Mitte des Zimmers vor. Der Boden war aus Stein – möglicherweise von der gleichen Art wie die Wände –, daher war es nicht einfach, nach etwas zu tasten, das den Anschein erweckte, ein großer Kieselstein zu sein. Doch er hatte Glück. Kaum war er ein Stück von Katherine und Chip fortgerutscht, stieß er mit der Hand an etwas Flaches, Rundes. Um nicht so laut sprechen zu müssen, hielt er es dicht vor den Mund.
    »HK!«, flüsterte er in den Stein. »Sie können uns jetzt alle zurückholen! Zurück nach Hause. Wir haben Chip und Alex gerettet und keiner hat es gemerkt! Wir haben sie und die Zeit gerettet, so wie wir es ausgemacht haben!«
    »Bist du sicher?«, zischelte HK zurück.
    »Ja doch«, sagte Jonas, der darüber nicht zweimal nachdenken musste. »Chip und Alex geht es gut.«
    »Aber ihre Originale, die Marker …«
    »Äh, also, ich glaube nicht, dass sie noch Auswirkungen auf die Geschichte haben werden«, sagte Jonas. Er merkte, dass er es nicht über sich brachte, HK genauer zu erzählen, was sich abgespielt hatte. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken. Er war sich zwar nicht sicher, wie hoch die Kammer sich über dem Boden befand, aber es hatte tief ausgesehen. Tief genug,um zu sterben. Tief genug, dass niemand einen solchen Sturz überleben konnte.
    »Warum nicht?«, fragte HK scharf.
    Jonas schluckte schwer.
    »Hören Sie mal«, sagte er. »Sie sind tot. Und die Mörder sind immer noch in der Nähe. Also holen Sie uns hier raus!«
    »Könnt ihr die Marker noch sehen?«, fragte HK beharrlich.
    Mit dem Definator in der Hand stand Jonas auf. Er schlich auf Zehenspitzen zum Fenster und sah geradewegs in die Dunkelheit hinab. Dann duckte er sich wieder, um nicht gesehen zu werden.
    »Nein«, berichtete er HK. »Ist es das, was passiert, wenn jemandes Marker stirbt? Er verschwindet einfach?«
    »Nun ja, aber –«
    »Da haben Sie den Beweis!«, sagte Jonas. Es behagte ihm nicht, so viel über den Tod zu sprechen. Er wollte nicht darüber nachdenken, wie nahe Chip und Alex ihm gekommen waren, oder daran, was die Mörder wohl getan hätten, wenn sie Jonas und Katherine entdeckt hätten. »Bitte! Es ist Zeit! Holen Sie uns hier weg!«
    »Und du glaubst wirklich, Chip und Alex könnten fort, ohne die Geschichte zu verändern?«, fragte HK.
    »Natürlich«, erwiderte Jonas und wurde ein wenig lauter. Warum hörte HK nicht auf ihn? Vertraute er ihnen nicht?
    Draußen hörte er jemanden rufen.
    »Was hat er gesagt?«, fragte er Katherine, die näher am Fenster stand. Sie zuckte die Achseln, was in der Dunkelheit kaum zu sehen war.
    Eine zweite Stimme gesellte sich zur ersten. Es war die Art von Aufruhr, die Jonas erwarten würde, wenn Leute über zwei Tote auf dem Boden stolperten. Vielleicht hatte HK sich doch geirrt, vielleicht waren Markerleichen doch sichtbar.
    Die Rufe wurden lauter, und schließlich verstand Jonas, was sie riefen.
    »Wo sind die Leiber?«, riefen die Stimmen. »Wo sind sie hin?«

Acht
    Oh, dachte Jonas und fühlte sich plötzlich so schwach, dass er sich mit einer Hand auf dem Boden abstützen musste. Wir haben die Geschichte schon verändert.
    In ihrem ursprünglichen Verlauf, wurde Jonas klar, hätte jeder, der nach dem Prinzen und dem König Ausschau hielt, sie zerschmettert unten im Hof gefunden. Man hätte ihre Leichen entdeckt und damit einen Beweis gehabt, dass sie gestorben waren. Man hätte Leichname gehabt, die man begraben konnte, und wahrscheinlich hätten Hunderte von Menschen die toten Jungen bei der Beerdigung gesehen.
    Wegen uns wird nichts davon passieren, überlegte Jonas benommen. Wegen uns gibt es keinerlei Beweise. Die Jungen sind einfach verschwunden. Also …
    Ehe Jonas den Gedanken zu seinem logischen Ende spinnen konnte, riss Chip ihm den Definator aus der Hand.
    »Holen Sie uns hier raus! Auf der Stelle!«,

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