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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Markerleuchten.
    »Still«, flüsterte er. »Die Tat vollbringt sich leichter, wenn sie im Schlummer liegen.«
    »Ich schlummere nicht«, sagte Chip da, laut und unerschrocken.
    O nein! Warum hatte Jonas ihm nicht auch den Mund zugehalten?
    Er erstarrte. Sollte er Chip und Alex lassen, wo sie waren, und sich selbst retten, jetzt, wo er sie nicht mehr retten konnte? Vielleicht Katherine packen …
    Sie stieß ihm den Ellbogen in die Rippen und zeigte auf etwas. Ihre Bewegung war in der fast undurchdringlichen Finsternis kaum auszumachen. Trotzdemerkannte Jonas, dass sie seinen Blick auf das Bett lenken wollte, wo sich Chips Marker aufrichtete und seine Mundbewegungen Chips nächste Worte exakt nachvollzogen: »Wer ist da?«
    »Wir sind Freunde«, erwiderte der Mann mit gedämpfter Stimme. »Eure Mutter, die holde Königin Elisabeth, schickt uns, Euch zu retten.«
    »Hab ich es nicht gesagt?«, flüsterte Alex.
    Die Männer schienen ihn nicht zu hören, weil sie selbst miteinander sprachen, auch wenn Jonas die Worte nicht verstand. Dann machten sie eine tiefe Verbeugung: Sie senkten die flackernde Kerze und zogen einen Fuß scharrend hinter den anderen.
    »Sie kommen zum Bett«, flüsterte Chip und riss sich von Jonas los. »Sie kommen zum Bett, und wenn wir nicht da sind, wenn sie die Marker nicht sehen können, dann …«
    Schon richtete er sich auf und wandte sich den leuchtenden Gestalten auf dem Bett zu.
    »Warte!«, flüsterte Jonas zurück. »Kannst du nicht abwarten und sehen, ob sie euch wirklich retten wollen? Sind das Freunde oder Mörder?«
    »Das kann ich nur feststellen, wenn ich in meinem Marker bin!«, zischte Chip. »Los komm, Alex!«
    Die beiden Männer näherten sich dem Bett und der Schein ihrer Kerze kam gefährlich heran.
    Auch Alex riss sich von Jonas los.
    »Lass sie gehen!«, flüsterte Katherine ihm ins Ohr.»Sie werden gleich wissen, ob es gefährlich ist oder nicht. Wir können sie immer noch fortziehen.«
    Alex und Chip glitten in aller Eile aufs Bett und nahmen die Haltung ihrer Marker ein.
    Jonas hatte ganz vergessen, dass die Marker aufhören würden zu leuchten. Er blinzelte, als sie plötzlich erloschen. Die schemenhaften Gestalten mit ihrem spärlichen Kerzenlicht kamen näher und näher.
    Wisst ihr es jetzt?, wollte Jonas Alex und Chip zurufen. Sind es Retter oder Mörder? Er tastete mit der Hand blindlings zum Bett, seine Finger berührten Stoff. Er fühlte sich steif an, vornehmer als Sweatshirtstoff – Samt vielleicht? –, trotzdem zog er daran. Wenn die Männer wirklich Freunde wären, müssten Chip und Alex sie dann nicht längst erkannt haben? Konnte sich Chip nicht wenigstens lange genug von seinem Marker lösen, um Jonas wissen zu lassen, ob er in Gefahr war oder nicht?
    Ehe Jonas richtig zupacken konnte, zerrte Katherine ihn zurück. Das Kerzenlicht hatte fast seine Füße erreicht. Kurz bevor er sie fortzog, leuchtete die Plastikspitze eines seiner Schnürsenkel auf.
    Jonas betete, dass keiner der Männer in seine Richtung sah.
    Sie taten es nicht. Ihre Blicke waren wie gebannt auf den Marker/Chip und Marker/Alex gerichtet, die sich nun im Lichtkegel der Kerze befanden. Jonas kam es vor wie das Licht einer Hundert-Watt-Glühbirne. Vielzu hell, als dass er oder Katherine sich hätten dazwischenwerfen und einen der beiden fortziehen können.
    Die Männer verbeugten sich vor dem Marker/Chip und Marker/Alex, wobei sie die Kerze nur ein klein wenig absenkten.
    »Eure Hoheiten«, murmelte der erste Mann.
    Der Zweite hielt die Kerze an diejenige, die Katherine ausgeblasen hatte, und eine zweite Flamme flackerte auf. Der hellere Kerzenschein und das Markerleuchten des Mannes, der in gebeugter Stellung verharrte, zwangen Katherine und Jonas, sich in wilder Hast zurückzuziehen, um nicht gesehen zu werden. Im gleichen Moment, als der Mann die erste Kerze ausblies und wieder mit seinem Marker verschmolz, sodass es wieder dunkler wurde, berührte Jonas mit dem Kopf etwas Weiches. Er griff hinter sich und stellte fest, dass die Mauersteine in der Nähe des Fensters von einer Art Wandbehang verdeckt wurden, der bis fast auf den Boden reichte. Noch ein Versteck, sagte er sich.
    Die beiden Männer vor dem Bett richteten sich wieder auf. Sie streckten die Arme aus und packten die beiden Jungen.
    »Nein!«, schrie der Markerjunge/Chip.
    Der Mann, der ihn festhielt, legte Chip die Hand auf den Mund.
    »Still! Man wird Euch hören!«, zischte der Mann. »Es ist zu Eurem eignen Besten! Wir

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