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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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verlangte er. Er klang wirklich wie ein König, der seine Befehle gab, ein König, der erwartete, dass man ihm gehorchte.
    »Nein«, sagte HK.
    Chip schleuderte den Definator zu Boden.
    »Sie wollten von Anfang an, dass wir sterben«, fauchte er. »Das ist das einzige Ergebnis, das Sie akzeptieren! Sie sind erst dann zufrieden, wenn wir draußen tot im Hof liegen!«
    Bei dem Wort »tot« begann Jonas’ Magen zu rumoren. Er hat recht, dachte er entsetzt. Wir können machen, was wir wollen, solange dort draußen keine Leichen liegen, können wir die Zeit nicht reparieren. Und HK wusste das.
    »HK!«, stöhnte Jonas. »Sie sind genauso schlimm wie die Mörder!«
    »Nein«, widersprach HK. »Hört zu! Die Geschichte –«
    »Ich will aber nicht zuhören. Und die Geschichte interessiert mich nicht!«, schrie Chip.
    Er versetzte dem Definator einen Tritt, der so heftig war, dass Jonas den Lufthauch spüren konnte und das Gerät quer durchs Zimmer schlitterte. Dann hörte er, wie es drüben gegen die Wand prallte.
    Ein sanftes Leuchten erschien dort, wo der Definator liegen musste.
    »HK?«, wisperte Jonas.
    Keine Antwort.
    Jonas lief hinüber und hob den leuchtenden Definator auf. Er hatte jetzt ein Display und war nicht länger nur ein Stein. In sanften grünen Buchstaben leuchteten darauf die Worte NOTFALLREPARATUR ERFORDERLICH .
    Dann gingen die Worte NOTFALLREPARATUR ERFORDERLICH in DRÜCKEN SIE NEUSTART über.
    »Aber wo …«
    Eine bläuliche Taste mit der Aufschrift NEUSTART erschien plötzlich auf dem Definator. Jonas drückte darauf. Der Definator schien in seiner Hand die Form zu verändern. Jetzt sah er wieder aus wie ein Handy, nein, wie eine Taschenuhr. Wie eine Keule, ein paar Würfel, ein Löffel, ein Buch. Als Jonas blinzeln musste, verpasste er vermutlich ein oder zwei Veränderungen, denn der Definator wechselte die Form so schnell, dass alles zu verschwimmen schien.
    Dann war er wieder ein Kieselstein.
    In der Mitte leuchtete das Display immer noch schwach und zeigte die Worte ENERGIESPARMODUS BEIM WIEDERHERSTELLUNGSPROZESS ERFORDERLICH WÄHLEN SIE EINE OPTION und dann ÜBERSETZUNG FORTSETZEN J/N .
    »Nicht, dass es uns viel helfen würde«, murmelte Jonas, drückte aber trotzdem auf J.
    Die Worte verblassten und der Definator bot ihm eine neue Auswahl an: STUMM? J/N .
    »Und ob wir das Ding stumm schalten wollen«, sagte Chip, der Jonas plötzlich über die Schulter sah.
    »Aber dann können wir nicht mit HK reden«, wandte Jonas ein.
    »Eben«, sagte Chip.
    »Nein! Wartet …«, kam HKs Stimme aus dem Definator.
    Jonas dachte daran, wie die leuchtenden Marker in die Tiefe gestürzt waren. Und dass HK Chip und Alex an ihre Stelle gewünscht hatte. Er drückte mit aller Kraft auf das J.
    Nun war der Definator nur noch ein stummer Stein in seiner Hand.
    »Na bitte«, sagte Chip.
    »Ich dachte, du hättest so viel für das Schicksal übrig«, sagte Jonas. »Vor ein paar Minuten hast du dich noch angehört, als wärst du auf HKs Seite. Als würdest du es für dein Schicksal halten, zu sterben.«
    »Ja …«, sagte Chip und seine Stimme verlor sich. »Keine Ahnung. Ich habe mich ganz seltsam gefühlt. Aber jetzt …«
    »Äh, Jungs?«, zischte Katherine nervös von der anderen Seite. Sie stand immer noch am Fenster und beobachtete die Männer unten im Hof. »Ich glaube, wir haben im Moment keine Zeit, um über Schicksal und Gefühle zu reden.«
    Jonas rannte zu ihr ans Fenster. In geduckter Haltung, nur seine Augen lugten über das Fenstersims, spähte er vorsichtig hinaus. Unten sah er vier Fackeln im Wind flackern. Die Männer, wer immer sie auch sein mochten, schienen Suchmannschaften organisiert zu haben. Jonas kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was Marker und was leibhaftige Männer waren. Doch der Hof war zu weit weg und das Licht zu unbeständig.
    Ursprünglich war der Hof vermutlich leer und verlassen, überlegte er. Man hätte die Leichen heimlich fortgeschleift … oder liegen gelassen, damit sie am Morgen gefunden wurden.
    Er schauderte und wollte den Gedanken lieber nicht zu Ende denken. Unten lösten sich zwei Fackeln von den anderen. Jonas konnte nicht sehen, wohin sie verschwanden.
    »Sie kommen doch hoffentlich nicht noch mal hier rauf?«, fragte Katherine besorgt. Sie schien mit den Zähnen zu klappern, aber Jonas konnte nicht sagen, ob das an ihrer Angst oder der Zeitkrankheit lag.
    Unten riefen die Männer wieder etwas.
    »Durchsucht die Gemächer!«
    Gemächer. Gemächer

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