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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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sind da, um zu helfen!«
    Chip wehrte sich gegen die Umklammerung des Mannes. Er schien es heftiger zu tun als sein Marker, denn er strampelte mit Armen und Beinen, dass die leuchtenden Glieder des Markerjungen dahinter zurückblieben. Trotzdem gelang es ihm nicht, sich dem Griff des Mannes zu entwinden.
    Alex erging es nicht besser, er leuchtete sogar noch mehr. Sein Marker schien immer noch zu schlafen, selbst als Alex sich wand und sich immer wieder kurz von seinem Marker löste und vereinte, löste und vereinte …
    »Was sollen wir tun?«, flüsterte Katherine Jonas eindringlich ins Ohr.
    Jonas beobachtete die Männer und die kämpfenden Jungen. Selbst im trüben Kerzengeflacker war klar zu sehen, dass die beiden Männer groß und stark waren. Er und Katherine würden sie niemals überwältigen können.
    Dennoch würde es vielleicht notwendig sein.
    »Du versuchst Alex zu packen, und ich hole Chip«, flüsterte er zurück. »Sie lösen sich sowieso schon von ihren Markern. Wir ziehen sie einfach weg …«
    »Ohne gesehen zu werden?«, fragte Katherine ungläubig. »Ohne dass sie es merken? Unmöglich!«
    Sie hatte recht. Entweder sie retteten Chip und Alex oder sie blieben außer Sicht und hielten die Illusion aufrecht, dass die Geschichte ihren normalen Verlauf nahm.
    »Und wenn das unser Schicksal ist?«, hatte Chip erst vor ein paar Minuten gesagt. Die Worte gingen Jonas immer noch durch den Kopf.
    »Nein«, murmelte er vor sich hin. »Wir haben die Wahl.«
    Er trat aus dem Schatten.
    Im gleichen Augenblick stieß der Markerjunge/Chip das Tischchen neben dem Bett um und warf die Kerze herunter.
    Die Flamme erlosch im Fallen.
    Augenblicklich wurde der Raum in völlige Dunkelheit getaucht, nur das schwache Leuchten des Nachthimmels draußen vor dem Fenster war zu sehen und das gelegentliche Aufblitzen der Marker, wenn Chip und Alex sich kurzzeitig von ihrem mittelalterlichen Ich lösten. Die Kerze musste auch im ursprünglichen Verlauf der Geschichte erloschen sein, denn von den Männern tauchten keine Marker auf.
    »Soll ich –«, begann einer der beiden.
    »Lass«, knurrte der andere. »’s ist einerlei. Was getan werden muss, können wir auch im Finstern vollbringen.«
    »Das können wir auch!«, raunte Jonas Katherine erfreut zu. »Das ist unsere Chance!«
    Sie starrte ihn verständnislos an.
    »Die beiden können das Markerleuchten nicht sehen«, zischte Jonas.
    Beim nächsten Aufleuchten – durch eine besondersheftige Bewegung von Alex – zeigte ihm ein Blick in Katherines Gesicht, dass sie verstand.
    Die Männer kamen nun im Laufschritt auf Jonas und Katherine zu und auf das schwache Licht, das durch das Fenster hereinfiel. Jonas streckte vorsichtig die Hand aus und tastete nach Chips Arm. Diesmal berührte er Sweatshirtstoff – im fünfzehnten Jahrhundert hatte es doch sicher noch keine Sweatshirts gegeben? Seine Finger krallten sich um Chips Arm. Mit einem Ruck versuchte er, den Freund von seinem Marker und dem Mann fortzuzerren.
    Blitzschnell hob der Mann den Marker/Chip an. Er hob ihn hoch und hievte ihn ins Fenster.

Sieben
    Jonas sah die leuchtenden Markerjungen aus dem Fenster fliegen und nacheinander hinabstürzen. Er traute seinen Augen nicht. War sein Verstand durch die Zeitkrankheit immer noch verlangsamt? Oder war er einfach nur zu bestürzt, um zu begreifen?
    Sie leuchten von Kopf bis Fuß, jeder einzelne Zentimeter von ihnen, dachte er. Warum? Vor einer Minute haben sie das noch nicht getan. Das Einzige, was vorhin geleuchtet hat, waren die Teile, die sich von Chip und Alex gelöst haben – Hände, Füße und vielleicht hin und wieder ein Ellbogen.
    In einer grausigen Berechnung kam Jonas zu dem Schluss, dass sich Chip und Alex während des Sturzes von ihren Markern gelöst haben mussten, weil sie schwerer waren. Nein, Moment, das haben wir in der Schule durchgenommen. Galileo hat Kanonenkugeln fallen lassen. Es spielt keine Rolle, wie schwer zwei Gegenstände sind, sie fallen trotzdem mit der gleichen Geschwindigkeit. Also …
    Also konnten Chip und Alex nicht mit ihren Markern aus dem Fenster gestürzt sein.
    Also war das der Grund, warum Jonas immer noch Chips Arm umklammert hielt.
    Die Erkenntnis und die Erleichterung waren überwältigend.
    Anscheinend hatte er Chip genau in dem Moment von seinem Marker fortgezogen, als der Mann versucht hatte, den Jungen aus dem Fenster zu werfen. Als er versucht hatte, den König zu ermorden.
    Mörder, dachte Jonas und sein Herz klopfte

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