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Die Intrige

Titel: Die Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Tür schnappen – auf, nicht zu, wie er vermutete, weil plötzlich der ganze Raum von Fackelschein durchflutet wurde.
    »Durchflutet« war allerdings leicht übertrieben, dennals Jonas beim ersten Lichtschein zu Boden sah, konnte er immer noch nicht sagen, ob er auf seine eigenen Füße blickte oder – falls er und seine Schuhe tatsächlich unsichtbar sein sollten – womöglich bis hinab auf den Boden. Doch der Kontrast zwischen völliger Finsternis und jeder Art von Licht verursachte ihm banges Herzklopfen.
    Sie werden mich noch hören, selbst wenn sie mich nicht sehen können!, dachte er voller Panik.
    Er fühlte sich wie im Englischunterricht, seinem schwierigsten Schulfach, wenn Mrs Bodette anfing, die Testbögen zu verteilen. Jedes Mal überkam ihn das Gefühl, dass er mehr hätte lernen und sich besser hätte vorbereiten sollen, aber nun hatte er dafür keine Zeit mehr und es gab nichts, was er tun konnte. Hätten wir uns auf dem Definator doch nur sämtliche Optionen angesehen, bevor wir anfingen, mit den Markern herumzuspielen, bevor die Mörder aufgetaucht sind … Hätten wir doch nur wirklich sichere Verstecke ausfindig gemacht … Hätten wir doch nur Zeit gehabt, um nachzusehen, ob dieser Wandteppich auch wirklich bis zum Boden reicht und uns komplett verdeckt …
    Nun, jetzt würde er es nicht mehr riskieren, nach unten zu schauen. Falls die Männer, die nach dem König und dem Prinzen suchten, seine Turnschuhe unter dem Wandteppich hervorlugen sahen, würde er das schnell genug merken.
    Das Licht, das durch den dicken Wandbehangschimmerte, wurde immer heller, was bedeutete, dass die Fackeln näher kamen. Er konnte die suchenden Männer einander zumurmeln hören: »Ihr schaut unters Bett.« »Sehr wohl, und hier ist noch eine Türe.« Der dröhnende Pulsschlag in seinen Ohren machte es noch schwieriger, die verzerrten Worte zu verstehen. Das hier war wesentlich schlimmer, als darauf zu warten, dass Mrs Bodette ihm zwei oder drei geheftete Zettel auf den Tisch schob. Wenigstens sah er sie in der Schule auf sich zukommen, statt sich pausenlos ausmalen zu müssen, dass er gleich in das stoppelige Gesicht eines entsetzlich grausamen mittelalterlichen Soldaten starren würde. Wobei ihm einfiel, dass Mrs Bodette vermutlich auch als entsetzlich grausame mittelalterliche Soldatin durchgehen würde.
    O nein! Der Gedanke reizte ihn zum Lachen!
    Schon wieder von Panik erfasst, biss sich Jonas mit aller Kraft von innen ins Fleisch seiner Wange. Der Schmerz konnte das Lachen kaum aufhalten.
    Denk an etwas Ernstes!, befahl er sich selbst. Ach, ja. Unmittelbare Todesgefahr. Eine für alle Zeiten beschädigte Geschichte. Tod auf dem Scheiterhaufen wegen Tragens merkwürdiger Kleidung.
    In diesem Moment wurde der Wandteppich vor seinem Gesicht zur Seite gerissen. Der Ruck war so heftig, dass der Stoff zu Boden fiel. Eine Fackel leuchtete ihm direkt in die Augen.
    Jonas und die anderen waren schutzlos preisgegeben.

Zehn
    Die Fackel kam Jonas entsetzlich nahe, ihre Flamme flackerte nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt.
    Diese Männer warten gar nicht erst, bis sie mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen können, dachte Jonas entsetzt. Sie stecken mich gleich in Brand!
    Er versuchte, an der Flamme vorbei den Mann anzusehen, der die Fackel in der Hand hielt. War da vielleicht ein Funke Mitleid in seinen Augen? Hatte Jonas eine Chance, um sein Leben zu flehen? Er konnte es nicht sagen. Er sah nichts als die Fackel, die ihm entgegenloderte.
    Instinktiv wandte er den Kopf und wich dem Feuer aus. Er hatte sich in Katherines Richtung gedreht, aber seine Augen waren zu geblendet, um sie zu sehen.
    Nein, er sah sie nicht, weil sie nicht da war.
    Herzlichen Dank! Sie hat sich davongemacht und versteckt sich woanders, wo es sicher ist. Und mich lässt sie mit dem Mr Feuerteufel des Jahres 1483 allein!
    Etwas zupfte an seiner Hand und zog ihn nach unten. Das war gar keine schlechte Idee. Unten auf dem Boden gab es keine Fackeln. Unmittelbar bevor die Flamme seine Haut berührte, ließ er sich in die Hocke sinken.
    Katherine war auch dort unten.
    Jedenfalls war sie mehr oder weniger dort.
    Im flackernden Fackelschein wirkte sie ebenso geisterhaft, körperlos und beinahe durchsichtig, wie die Markerjungen ausgesehen hatten. Im Grunde genommen bestand der einzige Unterschied zwischen ihren wabernden Umrissen und dem Aussehen der Markerjungen darin, dass sie nicht leuchtete. Auf jeden Fall konnte Jonas hinter ihr klar und

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