Die Intrige
Andre zu.
»Ich bin doch nicht schwul!«, protestierte Andre und quetschte sich hinter Boris in eine Ecke. »Lass ihn los!«
»Sonst was?«
»Sonst sage ich GroÃmutter, dass ihr den alten Kebabverkäufer zusammengeschlagen habt«, stieà Andre hervor. »Warum habt ihr das eigentlich gemacht? Der war doch ganz okay.«
Boris lüftete das Geheimnis.
»Heute Morgen haben wir bei ihm Kebab gekauft und haben ihm zwanzig Som gegeben, aber er hat mir nur auf zehn herausgegeben.«
»Er hat uns dreckige kleine Lügner genannt, stimmtâs, Boris?«, fügte Alex hinzu und lieà Ethan los, weil ihm das mit dem Küssen zu langweilig wurde. »Das tut ihm jetzt bestimmt ziemlich leid.«
»Die Prügel wird er wohl noch ein paar Tage lang spüren«, meinte Boris und nahm fröhlich einen Schluck Bier. »Er kann von Glück sagen, dass ich ihn nicht verbrannt habe.«
Mittlerweile war der Aufzug stehen geblieben. Wieder klemmte die Tür, aber Alex zwang sie mit seinen kräftigen Armen auseinander.
»Bis später, ihr Spinner!«, rief er, als sie in den Gang des sechsten Stockwerks traten.
Bevor sie verschwanden, versetzte Boris Ethan noch einen Stoà vor die Brust. Er war nicht sonderlich heftig, aber Ethan traf mit dem Ellbogen an einen Heizkörper und jaulte vor Schmerz auf.
»Deine Brüder sind echt durchgeknallt«, stellte er fest und schüttelte den Kopf. »Die totalen Psychos.«
Andre machte sich Sorgen, weil Ethan der Stoà gegen die Wand mehr Schmerzen zu bereiten schien, als normal war.
»Ist das die Stelle, wo dein Arm bei dem Unfall gebrochen ist?«
Ethan nickte.
»Meist ist der Arm ganz in Ordnung, nur nicht, wenn ihn irgendein Schwachkopf irgendwo dagegenscheppert.«
»Ich fasse nicht, was sie mit dem alten Mann gemacht haben«, meinte Andre. »Ich wünschte, ich könnte ihm helfen.«
»Wahrscheinlich versteckt er sich jetzt«, vermutete Ethan.
»Ich sehe mal nach GroÃmutter«, verkündete Andre. »Kommst du mit?«
Ethan fand seine krebskranke GroÃmutter deprimierend, aber alles, was er sonst tun konnte, war in sein eigenes Zimmer zu gehen und zu schmollen, daher lief er hinter Andre her.
Im sechsten Stockwerk waren ursprünglich die Offiziersquartiere gewesen, daher war er hauptsächlich in kleine Ein-Zimmer-Apartments mit einer Kochnische und einem Bad mit grauenvoller Sanitäreinrichtung aufgeteilt.
Die Aramovs hatten mehr Geld als Geschmack, was sich unter anderem in einem laubgrünen Flokatiteppich auf dem Boden äuÃerte. An den Wänden hingen zwischen bunten abstrakten Bildern Fotos der Aramov-Familienmitglieder, die Politikern, Prominenten oder minderen königlichen Hoheiten die Hände schüttelten. Den Ehrenplatz hatte ein Bild von Irena Aramov, die einem US -General die Hand schüttelte, nachdem sie einen lukrativen Vertrag für die Lieferung von Waren für die US -Armee in den Irak bekommen hatte.
AuÃerdem hatten die Aramovs auch Feinde, daher hatten Fenster und Oberlichter granatensichere Gitter. Die gepanzerten Türen konnten im Fall eines Angriffs geschlossen werden, und es gab einen Fluchtschacht für den Notfall, der in einen atomsicheren Bunker im Keller führte.
Ethans GroÃmutter Irena war der Boss des Aramov-Clans und hatte ein paar Wände einreiÃen lassen, um sich eine vernünftige Wohnung zu schaffen, zu der ein Balkon mit Aussicht auf den Flugplatz gehörte. Die Jungen fanden sie auf einem weiÃen Ledersofa liegend, umgeben von ihrer Sammlung bunter Glasvasen und einem groÃen LCD -Bildschirm, auf dem eine chinesische Seifenoper ohne Ton lief.
Irenas Alter war für alle auÃer ihr selbst ein Rätsel, aber sie litt seit über zwei Jahren an Lungenkrebs und wirkte äuÃerst gebrechlich. Ein Tropf führte in ihren Arm, und neben ihr stand ein Sauerstoffgerät, doch die Frau, die den Aramov-Clan von einer kleinen regionalen Schmugglerbande zu einem der reichsten Verbrechersyndikate der Welt gemacht hatte, war noch vollkommen klar im Kopf.
Beim Anblick ihrer beiden jüngsten Enkel begann sie zu strahlen.
»Meine Jungs!«
Dann rief sie nach ihrer leidgeprüften chinesischen Krankenschwester. »Yang! Bring Milch und Schokoladenkekse! Aber die guten aus Dubai!«
»Wie geht es euch?«, fragte sie dann. »Wie war die Schule?«
»Schule ist Schule«, meinte Andre
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