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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bequem damit hätte umgehen können. Doch sowohl Seahamper als auch Captain Wyllys Gairaht, der offizielle Kommandant ihrer Wachmannschaft, kannten die Kaiserin noch aus den Tagen, als sie Kindkönigin von Chisholm war. Beide Männer wussten ganz genau, was für eine unbändige Naturgewalt ihre Regentin doch war. Als sie nach Waffen verlangte, die für ihre beinahe schon zierliche Gestalt besser geeignet seien, hatten die beiden sich beeilt, ihrem Wunsch nachzukommen und solche Waffen in Auftrag gegeben. Dennoch war sich Merlin sicher, dass die beiden die Vorstellung, ihre Schutzbefohlene könne mit Schusswaffen deutlich besser umgehen als die meisten ihrer Leibgardisten, als äußerst beruhigend empfanden.
    Zumindest ihm, Merlin Athrawes, ginge es an ihrer Stelle so.
    Merlin beobachtete daraufhin mit Hilfe seiner Fernsonden noch einige Minuten lang, wie Sharleyan methodisch die Silhouette auf ihrer eigenen Schießscheibe zerlegte.
    Sie wird ein Bad nehmen müssen, bevor sie zu der Ratssitzung erscheinen kann, die für diesen Abend anberaumt ist, dachte er und verkniff sich erneut ein Lachen, als er sah, wie sich die Kaiserin bei dem Versuch, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, Pulverruß quer über das Gesicht schmierte. Und wenn sie dann mit den Ratsmitgliedern zusammensitzt, dann kann sich kein einziger von denen auch nur vorstellen, wie sie hier und jetzt gerade aussieht!
    Merlin lächelte, als er bemerkte, wie Sharleyans Gardisten ihre Treffgenauigkeit mit unverkennbarem Stolz zur Kenntnis nahmen. Dann jedoch musste er seine Aufmerksamkeit bedauerlicherweise anderem widmen. Er war immer noch ein wenig überrascht, wie sehr er doch Heimweh nach Tellesberg verspürte. Die Stadt war allerdings wirklich fast drei Jahre lang sein Zuhause gewesen. Das war viel länger, als Nimue Alban seit ihrem Abschluss an der Marineakademie auf Terra bis zu ihrem Tode an ein- und demselben Ort gelebt hatte. Abgesehen davon war ›Zuhause‹ doch immer der Ort, an dem die Menschen lebten, die einem am Herzen lagen.
    Bedauerlicherweise hatte Merlin bereits entdeckt, dass niemand - nicht einmal ein PICA, der (zumindest theoretisch) unendlich lange weiterarbeiten konnte, ohne jemals schlafen zu müssen - wirklich alles im Auge behalten konnte, was unbedingt im Auge behalten werden musste. Sicherlich war es unabdingbar, dass Merlin wusste, was in Tellesberg vorging. Allerdings musste er sich aus ganz persönlichen Gründen hin und wieder einfach nur so etwas wie einen ›Schuss‹ Heimat setzen: Er verspürte tatsächlich ein tiefes, inneres Bedürfnis, die Menschen zu sehen, die Cayleb und er zurückgelassen hatten, als sie in See gestochen waren. Andererseits konnte es sich Merlin nicht leisten, allzu viel Zeit mit Sentimentalitäten zu verschwenden, so verführerisch es auch sein mochte.
    »Hast du die Zusammenfassung aus Chisholm, Owl?«, fragte er über seinen eingebauten Kommunikator, ohne auch nur die Lippen zu bewegen.
    »Jawohl, Lieutenant Commander«, erwiderte die KI, die in ›Nimues Höhle‹ verborgen war - jenem weit entfernten Höhlensystem, in dem Nimues PICA so viele Jahrhunderte lang versteckt auf den richtigen Zeitpunkt gewartet hatte.
    »Dann sollte ich mir das wohl auch besser mal ansehen, was?«, seufzte Merlin. »Jawohl, Lieutenant Commander«, gab Owl gehorsam zurück. »Na, dann mach schon! Fang mit der Übertragung an!« »Jawohl, Lieutenant Commander.«

.III.
 
Haus Qwentyn, Siddar,
Republik Siddarmark
 
    »Mir scheint, wir sind vollzählig, meine Herren. Bitte nehmen Sie Platz!«
    Das halbe Dutzend Männer, das sich in dem privaten Esszimmer versammelt hatte, blickte gleichzeitig auf, als ihr Gastgeber durch die kostspielige getäfelte Tür trat und sie anlächelte. Es war auffallend, dass niemand der Anwesenden das Lächeln erwiderte.
    Falls sich der makellos gekleidete Herr mit dem silbergrauen Haar durch die angespannten Mienen seiner Gäste gestört fühlte, ließ er sich das nicht anmerken. Er trat einfach ein, und seine selbstsicheren Bewegungen waren ebenso ein Zeichen seines reifen Alters wie auch seiner Bedeutung in der Geschäftswelt von Siddarmark.
    Sein Name war Tymahn Qwentyn, und er war vermutlich der wohlhabendste Privatmann der gesamten Republik Siddarmark. Für seine dreiundsiebzig Jahre (also sechsundsechzig Jahre auf Terra, auch wenn niemand in Siddarmark wusste, dass es einen Ort namens Terra jemals gegeben hatte) war er immer noch sehr vital und aktiv. Es hieß, und das nicht

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