Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
als sie das Recht hätte, die Wahrheit zu erfahren! Und wenn ich sie wäre, dann wäre ich wirklich stinksauer, wenn ich irgendwann dann doch erführe, was die Ratgeber meines Ehemannes mir so lange Zeit verschwiegen haben.
    Merlin konzentrierte sich wieder auf das Bildmaterial der Gardisten, das ihn über eine seiner sorgsam getarnten Aufklärerplattformen erreichte. Bedauerlicherweise galt, wie Merlin sich eingestehen musste, hier einfach die alte Weisheit: Einen Schritt nach dem anderen. Im Augenblick blieb ihm nichts anderes, als das Beste zu hoffen ... und einen gewissen Trost daraus zu ziehen, dass man die Soldaten für die Wachmannschaft der Kaiserin wirklich sehr effizient ausgewählt hatte. Schließlich würde niemand der in das Geheimnis Eingeweihten noch die Gelegenheit haben, der Kaiserin auch nur das Geringste zu erklären, falls einer dieser Wahnsinnigen, die schon den Versuch unternommen hatten, Erzbischof Maikel in seiner eigenen Kathedrale zu ermorden, Sharleyan zuvor einfach umbrachte. Und angesichts der Tatsache, dass sie allen Segnungen von Merlins Aufklärer-Möglichkeiten zum Trotz immer noch nicht hatten herausfinden können, ob jene Attentäter damals eigenständig gehandelt hatten oder - falls nicht - wie groß die Gruppe ihrer Unterstützer gewesen sein mochte, war Captain Athrawes hocherfreut zu sehen, welche Kompetenz Sergeant Seahamper hier an den Tag legte. Natürlich hätte Merlin es vorgezogen, Kaiserin Sharleyan stets nahe genug zu sein, um sie persönlich zu beschützen. Doch nicht einmal er vermochte zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten zu sein, und schließlich musste auch jemand Cayleb im Auge behalten. Und wenn Merlin schon nicht persönlich an der Seite von Kaiserin Sharleyan sein konnte, war Seahamper ein recht zufriedenstellender Ersatz.
    Während Merlin zuschaute, lud der Sergeant seine doppelläufige Steinschlosspistole, bereitete beide Läufe vor, spannte dann die Hähne und legte die Waffe an. Dabei hielt er sie mit beiden Händen, ganz so, wie Merlin ihn das gelehrt hatte. Und sofort fügte er der ausgefransten Blüte aus Einschusslöchern, mit der er die menschliche Silhouette auf der Zielscheibe bereits verziert hatte, zwei weitere Blütenblätter hinzu. Seahamper feuerte über eine Distanz von fünfundzwanzig Schritt, und in dem Muster, das er auf der Zielscheibe erzeugt hatte, lagen die am weitesten voneinander entfernten Löcher keine sechs Zoll auseinander. Für jemanden, der bis vor vier Monaten noch nie im Leben eine Pistole abgefeuert hatte, war das eine bemerkenswerte Leistung, vor allem mit einer Steinschloss-Waffe, die er nach jedem zweiten Schuss erst mühsam nachladen musste. Merlin selbst hätte die Schüsse natürlich noch viel enger gruppieren können, aber zu ihren Lebzeiten hätte Nimue selbst das nicht hinbekommen. Als Merlin Athrawes hatte jene Nimue Alban natürlich gewisse Vorteile, die Seahamper - oder auch jedem anderen sterblichen menschlichen Wesen - einfach fehlten.
    Mit dem Gewehr war der Sergeant ein beinahe ebenso guter Schütze, auch wenn schon jetzt deutlich erkennbar wurde, dass er sich mit der Pistole ungleich wohler fühlte. Und während Sharleyans andere Gardisten sich vielleicht nicht ganz mit Seahamper messen konnten, waren doch auch sie alle ausgezeichnete Schützen geworden. Gleiches galt für die Kaiserin persönlich.
    Merlin zweifelte nicht daran, dass zahlreiche Männer auf Safehold Sharleyans Interesse an Feuerwaffen für eine wohlerzogene junge Dame hohen Standes als gänzlich unschicklich erachtet hätten. Schließlich waren solche Waffen laut, sie erzeugten furchtbaren Rauch, sie waren dreckig, sie stanken und sie waren gefährlich. Wie alle Waffen, die Schwarzpulver verwendeten, hinterließen sie immense Mengen Schmauch an den Händen des Schützen, ganz zu schweigen davon, dass sie auch Hände und, nicht zu vergessen, Gesichter von allen schwärzten, die sich beim Abfeuern in der Nähe befanden. Abgesehen davon gehörten Dinge wie ›Löcher in Zielscheiben schießen‹ - oder notfalls auch in andere Menschen - genau zu den Dingen, für die ihre Kaiserliche Majestät ja schließlich Gardisten hatte.
    Zum Leidwesen dieser chauvinistischen Pedanten hatte Sharleyan Tayt Ahrmahk Spaß an Schusswaffen. Der Rückstoß der Gewehre, mit denen man die Gardisten ausgestattet hatte, war zweifellos heftig, und die Standard-Pistolen waren für ihre schlanken Hände ein wenig zu groß und zu schwer, als dass die Kaiserin noch

Weitere Kostenlose Bücher