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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bin noch nicht bereit, darüber zu reden.«
    Trynair legte die Stirn in Falten und blickte den Großinquisitor an. Aber Clyntahn lachte nur leise und griff wieder nach der Weinflasche.
 
    Es war deutlich später an jenem Abend, als Clyntahn mit zufriedener Miene gemächlichen Schrittes zu seinen eigenen Gemächern zurückkehrte.
    Von allen Mitgliedern der ›Vierer-Gruppe‹ konnte es nur Trynairs Weinkeller mit Clyntahns eigenem aufnehmen. Der Großinquisitor genoss es stets deutlich mehr, die Weine und Whiskys anderer zu kosten, als von seinen eigenen Vorräten abzugeben. Abgesehen davon belustigten ihn Trynairs Versuche zutiefst, ihm die Pläne zu entlocken, Hektors mögliche Niederlage aufzufangen - vor allem, nachdem der Großinquisitor gezwungen gewesen war, sich in Folge der Ereignisse in Ferayd derart selbst zu erniedrigen. Und so war Clyntahn bester Laune, als er schließlich in seine Gemächer zurückkehrte.
    »Guten Abend, Euer Exzellenz«, begrüßte ihn sein Kammerdiener und verneigte sich.
    »'n Abend«, gab Clyntahn zurück.
    »Es tut mir leid, Euch belästigen zu müssen, Euer Exzellenz, aber Ihr habt Besuch«, sprach der Kammerdiener weiter.
    »Besuch? Um diese Zeit?« Clyntahn legte die Stirn in Falten, und der Kammerdiener verzog das Gesicht.
    »Ich habe den Herrn auf die fortgeschrittene Uhrzeit hingewiesen, Euer Exzellenz, und mich auch erkundigt, ob er nicht vielleicht bereit wäre, zu einer angemesseneren Zeit zurückzukehren. Aber er hat mich darüber in Kenntnis gesetzt, dass es wichtig sei, Euch sofort zu sprechen. Tatsächlich hat er sogar mit Nachdruck darauf bestanden.«
    »Und wer ist dieser Besuch?«
    »Erzbischof Nyklas, Euer Exzellenz.«
    Clyntahn kniff die Augen zusammen. Nyklas Stantyn war der Erzbischof von Hankey im Desnairianischen Reich, doch er gehörte kaum zu Clyntahns engsten Vertrauten. Tatsächlich hatte der Großinquisitor nie allzu große Stücke auf den Intellekt dieses Mannes gegeben. Abgesehen davon hatte Stantyn zu denjenigen gehört, die bei der Frage, ob nun Wylsynn oder Clyntahn das Amt des Großinquisitors bekleiden sollten, auf der Seite Samyl Wylsynns gestanden hatten. Selbstverständlich hatte bei der Wahl selbst ausschließlich Vikaren eine Stimme zugestanden. Doch der Wahlkampf war mit recht harten Bandagen ausgetragen worden, und Stantyn hatte für Wylsynn einen beachtlichen Teil der nötigen Kleinarbeit übernommen. Das war auch einer der Gründe, weswegen er immer noch bloß ein Erzbischof war, statt in den Rang eines Vikars berufen worden zu sein, obwohl er aus einem guten Hause stammte, reichlich über Beziehungen verfügte und auch angemessenen Alters war.
    »Hat er gesagt, was so wichtig sei?«
    »Leider nicht, Euer Exzellenz. Seine Eminenz hat mich informiert, was er zu sagen habe, sei einzig für Euch persönlich bestimmt.«
    »Ach ja?« Kurz legte Clyntahn die Stirn in Falten, dann zuckte er mit den Schultern. »Er wartet wohl in der Bibliothek, nehme ich an?«
    »Ja, Euer Exzellenz.«
    »Also gut. Wenn das, was er zu sagen hat, so wichtig ist, dann sollte ich es mir wohl lieber anhören. Und wenn es wirklich nur für mich persönlich bestimmt ist, dann wäre es wohl besser, wenn Sie gehen. Wenn ich Sie brauche, werde ich nach Ihnen läuten.«
    »Sehr wohl, Euer Exzellenz.«
    Mit wohlerzogenem Eifer zog sich der Kammerdiener zurück, und Clyntahn betrat die Bibliothek. Stantyn saß in einem Sessel, blickte in die neuerlich schneeumwirbelte Nacht hinaus, und Clyntahns Miene wurde gänzlich ausdruckslos, als er sah, wie verspannt die Schultern des Erzbischofs waren und wie nervös sein Besucher mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels trommelte.
    Ruckartig wandte sich Stantyn vom Fenster ab und sprang auf die Beine, als er Clyntahn sah.
    »Euer Eminenz«, begrüßte Clyntahn ihn, trat auf ihn zu und streckte ihm die Hand mit dem Ring seiner Amtswürde entgegen. »Was führt Sie zu so später Stunde zu mir?«
    »Bitte verzeiht, dass ich Euch so spät am Abend noch störe, Euer Exzellenz«, erwiderte Stantyn, nachdem er den Ring geküsst und sich wieder aufgerichtet hatte. »Mir ist wohl bewusst, dass dies äußerst ungewöhnlich ist, aber ich muss dringend mit Euch sprechen. Allein.«
    Für jeden anderen hätte die Stimme des Desnairianers vermutlich ruhig und unaufgeregt geklungen. Doch Clyntahn war nun einmal der Großinquisitor und achtete daher deutlich mehr auf feine Nuancen. Immer wieder versuchten Leute, die ihn zu sprechen wünschten,

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