Die Invasion - 5
bevor ich mit jemandem darüber spreche.«
»Ich verstehe.«
Wieder starrte Trynair aus dem Fenster, und Clyntahn lachte säuerlich in sich hinein.
»Ich war auch nicht gerade glücklich, als ich mit meinen Gedanken an diesem Punkt angelangt war«, sagte er. »Als sonderlich amüsant empfinde ich es immer noch nicht. In der Ansprache wurde das gesamte Vikariat gewarnt, dass wir einen Heiligen Krieg planen, und jetzt stellt sich heraus, dass wir immer noch keine Flotte haben, um diesen Dschihad tatsächlich zu beginnen! Andererseits ist es immer noch besser, es jetzt herauszufinden, als eine Galeeren-Flotte - noch eine Galeeren-Flotte! - auszuschicken, bloß um sie sich dann wieder von Cayleb und seinen Galeonen in Treibholz verwandeln zu lassen!«
»Wohl wahr«, pflichtete Trynair ihm nachdenklich bei.
»Na ja, und nachdem mir das klar geworden war, habe ich auch begriffen, dass das bisherige Bauprogramm doch nicht gänzlich Zeitverschwendung gewesen ist. Wenn wir auch sonst nichts erreicht haben, so haben wir doch wenigstens schon die entsprechenden Schiffsbaumeister beisammen. Wir haben die erforderlichen Werften, und wir haben den gesamten nötigen Konstruktionsprozess durchorganisiert. Rhobair wird darüber nicht gerade glücklich sein«, Clyntahn verzog die Lippen zu einem gehässigen Grinsen, »und ich höre ihn schon jetzt über die zusätzlichen Kosten jammern und wehklagen. Wahrscheinlich sogar zu Recht, egal wie fuchsteufelswild einen seine Jammerei machen kann.«
»Aber dürfen wir es denn wagen, uns all diese charisianischen Innovationen zunutze zu machen?«
»Wir dürfen alles wagen, was notwendig ist, um diese Schismatiker ein für alle Mal zu zerschmettern! Als Großinquisitor kann ich jedem einen entsprechenden Dispens erteilen, wenn das notwendig sein sollte.«
»Darauf wollte ich gar nicht hinaus«, widersprach Trynair und schüttelte den Kopf. »Ich habe gemeint, dass wir immer wieder betont haben, wie sehr die Charisianer doch willens sind, gegen die Achtungen zu verstoßen. Wenn wir sie bezichtigen, genau das getan zu haben, und dann eine Kehrtwende machen und genau das tun, was sie auch treiben ...«
Er beendete den Satz nicht, und Clyntahn stieß einen Grunzlaut aus, mit dem er andeutete, verstanden zu haben. Doch der Großinquisitor schien angesichts dieser Möglichkeit deutlich weniger beunruhigt als Trynair.
»Wir können deren neue Galeonen nachbauen und höchstwahrscheinlich auch deren neue Artillerie, ohne gegen die Achtungen zu verstoßen. Und die Artillerie und die neuen Schiffskonstruktionen sind nur ein Bruchteil der Innovationen, die die Charisianer bereits eingeführt haben. Dass wir lediglich und mit äußerster Vorsicht einen winzigen Teil dessen nutzen, was sie bereits getan haben, wird deren andere, ungleich schwerwiegendere Verstöße nicht mir nichts, dir nichts ungeschehen machen. Abgesehen davon verschiebt sich gerade das gesamte Kräftegleichgewicht. Jetzt geht es um den legitimen Primat von Mutter Kirche selbst und um sämtliche Auswirkungen auf die Lehre, die damit zusammenhängen. Wenn wir das nur deutlich und regelmäßig genug betonen, werden wir wohl keine Schwierigkeiten haben, selbst ein paar neue Kanonen und ein paar neue Schiffe einzuführen.«
»Ich hoffe, dass Sie Recht haben«, gab Trynair zurück. »Aber abgesehen davon: Wenn wir jetzt noch eine gänzlich neue Flotte bauen lassen müssen, dann wird das unsere Pläne ganz schön durcheinanderwirbeln!«
»Ich kann wohl mit Gewissheit behaupten, dass das eine beachtliche Untertreibung ist«, sagte Clyntahn trocken.
»Und wenn wir Allayn nicht wirklich loswerden und uns einen neuen Captain General suchen wollen, dem wir vertrauen zu können glauben, werden wir sehr vorsichtig dabei vorgehen müssen, unsere Bauvorhaben zu verändern«, fuhr Trynair fort. Seine Miene wirkte sehr nachdenklich, als sein Verstand nun allmählich den Schock angesichts von Clyntahns Behauptung verarbeitet hatte und sich nun daranmachte, sich mit all dem zu befassen, was das bedeutete. »Wenn wir das falsch angehen, wird das im restlichen Vikariat zu einer Vertrauenskrise Allayn gegenüber führen.«
»Ehrlich gesagt, ist das vielleicht nicht das Schlimmste, was passieren könnte«, merkte Clyntahn an. »Außer dass es, wie Sie schon sagten, nicht gerade einfach sein wird, einen neuen Captain General zu finden, dem wir auch vertrauen können, sollten wir uns gezwungen sehen, Allayn auf Drängen der anderen Vikare fallen zu
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