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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihre Reittiere zum Stehen. Vor dem Parlamentsgebäude hielt ein Spalier aus Infanteristen der Royal Army, bewaffnet mit Hellebarden, einen halbkreisförmigen Platz für sie frei.
    Der Kaiser schwang sich aus dem Sattel, begleitet von den scharfsichtigen, persönlich ausgewählten Männern der Imperial Guard, die allein unter Merlins Befehl standen. Cayleb bemerkte sehr wohl, dass die Gardisten noch wachsamer wirkten als sonst. Keinem von ihnen war entgangen, wie nützlich es für gewisse Gruppierungen doch wäre, sollte einem gewissen Cayleb Ahrmahk ein plötzliches, tödliches Missgeschick widerfahren.
    Es war kalt, fanden jedenfalls Cayleb und ein Großteil seiner in Charis geborenen Leibgardisten. Trotz dieser geringen Temperaturen hatte sich vor dem Parlamentsgebäude eine beachtliche Menschenmenge versammelt. Dort standen sie, umweht von kleinen Wölkchen, die sich bei jedem Ausatmen im Licht der Sonne deutlich abzeichneten. Die überwiegende Mehrheit derjenigen, die dort standen, waren einfache Leute, gemeines Volk - vermutlich, weil ein Großteil aller Adeligen der Stadt bereits gemütlich in ihren Sesseln im warmen Parlamentssaal sitzt, dachte Cayleb beinahe ein wenig neidisch. Die Begeisterung der Menschenmenge sorgte dafür, dass er nur langsam weiterkam. Immer wieder musste er sich den Menschen zuwenden und ihnen freundlich zuwinken, statt einfach nur in das Gebäude zu eilen - der dort bereits auf ihn wartenden Wärme entgegen.
    Gewiss teilten seine Gardisten das Bedürfnis, so schnell wie möglich ins Innere des Gebäudes zu gelangen und endlich aus diesem schneidenden Wind herauszukommen. Doch sie gestatten sich nicht, sich das anmerken zu lassen. Von nichts und niemandem würden sie sich von ihren Pflichten ablenken lassen. Sie gruppierten sich lose um ihren Kaiser, hielten dabei aber genügend Abstand, um jeden zu erreichen, der die Reihen der Soldaten durchbrechen und den Kaiser vielleicht mit einem Messer angreifen mochte. Schusswaffen waren da natürlich sehr viel problematischer. Aber Cayleb zog eine gewisse Befriedigung aus dem Wissen, dass Merlin und Owl, der Computer-Diener des Seijin, ihn mit Gewändern ausgestattet hatten, die aus dem gleichen ›kugelsicheren Funktionsgewebe‹ (was immer das nun wieder heißen sollte!) bestanden, aus dem sie auch die Gewänder von Erzbischof Maikel gewebt hatten. Selbst wenn sich tatsächlich hinter einem der Fenster mit Blick auf das Parlamentsgebäude ein Attentäter mit einer Armbrust oder einem Gewehr verbergen sollte, könnte dieser doch nichts tun, was Cayleb mehr als nur einen oder zwei schmerzhafte Prellungen einbringen würde.
    Na ja, ein paar Prellungen und die unschöne Situation, sich ziemlich originelle Erklärungen einfallen zu lassen, könnte ich mir vorstellen.
    Der Gedanke brachte den jungen Kaiser dazu, die Lippen zu verziehen. Dann gestattete er sich verstohlen ein erleichtertes Seufzen, als es ihm endlich gelang, die tröstliche Wärme im Inneren des Gebäudes zu erreichen.
    Im Parlamentsgebäudes war es ungleich leiser als davor, auch wenn sich Cayleb nicht ganz sicher war, ob er das wirklich als Verbesserung ansehen sollte. Im gleichen Maße, in dem die Abgeordneten des Unterhauses, die auf der Westseite des großen Sitzungssaals saßen, glücklich zu sein schienen, ihn zu sehen, schien es den Mitgliedern des Oberhauses, die ihre Plätze auf der Ostseite bezogen hatten, doch bemerkenswert leichtzufallen, sich keinerlei unziemlichen Enthusiasmus seiner Ankunft anmerken zu lassen.
    Das kann man ihnen allerdings kaum vorwerfen, dachte Cayleb, als der Vorsitzende auf ihn zukam, um ihn förmlich zu empfangen. Die werden schon unglücklich genug darüber gewesen sein, sich ständig wegen Sharleyan Sorgen machen zu müssen. Und jetzt gibt es da auch noch mich ... und jeder, der wach genug ist, um auch nur ansatzweise etwas mitzubekommen, wird ziemlich genau wissen, wie das Parlament in Charis funktioniert. Was auch immer die hier von mir erwarten mögen, es wird wohl nichts sein, was deren Position hier in Chisholm verbessert.
    »Irgendwie«, hörte Cayleb sehr, sehr leise Merlins Stimme in seinem Ohr, »komme ich mir hier gar nicht warmherzig empfangen und geliebt vor.«
    »Ach, Ihr empfindet das so?«, gab Cayleb mit einem Schnauben zurück. Doch dann passte er seine Mimik wieder dem Anlass an und nahm mit geziemend förmlichem Gesichtsausdruck zur Kenntnis, dass der Parlamentsvorsitzende sich vor ihm zur Begrüßung

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