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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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spöttisch. Natürlich macht es mir nicht das Geringste aus, dass das Idioten gewesen sind - ganz im Gegenteil! Aber wie in Gottes Namen haben die dem König so etwas durchgehen lassen können?
    Eigentlich hatte Cayleb eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie so etwas hatte geschehen können. Die chisholmianische Militärtradition war im Vergleich zu den großen Königreichen des Festlandes derart rückständig gewesen, dass man sich in den seltenen Momenten, in denen eine Armee tatsächlich gebraucht wurde, immer noch auf die im Feudalsystem verankerte Vorgehensweise verließ: Jeder Adelige innerhalb der Lehnspyramide stellte sein eigenes Aufgebot auf. Der Adel kontrollierte damit die Armee, nicht die Krone. Und der Adel war zu Sailys' Zeiten derart in dieser Tradition verhaftet, dass nicht einer der hohen Herren auf die Idee kam, eine stehende Berufsarmee könne tatsächlich eine Bedrohung für sie darstellen.
    Bedauerlicherweise (für die Aristokratie!) hatten die hohen Herren sich getäuscht. Die Royal Chisholmian Army mochte ja vielleicht im Vergleich zu den Standards der Reiche auf dem Festland nicht sonderlich groß gewesen sein, aber sie war eben groß genug. Und sämtliche Truppenangehörige waren Freiwillige gewesen, allesamt aus den Reihen des gemeinen Volkes. Das machte diese Armee zu etwas völlig Neuartigem und gänzlich anderem im Vergleich zu den zwangseinberufenen Bauern, die sonst dem Heerbann unterlagen. Unter anderem gab es einen viel festeren Zusammenhalt: Die Soldaten dieser Berufsarmee sahen sich selbst als Diener der Krone und als selbstbestimmte Mitglieder von etwas ungleich Größerem. Und mehr noch: Sie hatten eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer wohl eher in den Staub getreten würde bei etwaigen Kämpfen zwischen den widerstreitenden Fraktionen der hohen Herren. Dieses Selbstbewusstsein erklärte wohl auch, warum sie so unempfindlich allen Schmeicheleien oder Drohungen seitens des Adels waren. Denn als die Aristokratie endlich begriff, was gespielt wurde, suchte sie die Soldaten der neuen Armee auf alle erdenkliche Weise einzuschüchtern - vergeblich.
    Sailys gelang ein Drahtseilakt: Er spielte die verschiedenen Fraktionen des Adels gegeneinander aus, um sie davon abzuhalten, sich gegen ihn zu verbünden. Gleichzeitig handhabte Green Mountain äußerst geschickt die finanziellen Belange des Königreichs und war darin so erfolgreich wie Halbrook Hollow als Befehlshaber der Armee. Innerhalb der ersten sechs Jahre seiner Regentschaft hatte der König drei der einflussreichsten Fraktionen gänzlich aufgerieben, eine nach der anderen. Die anderen Fraktionen aber hatten aus dem Unglück ihrer Leidensgenossen gelernt. Sie waren doch noch zu dem Schluss gekommen, es sei für sie wohl das Beste, sich gegen den König zu verbünden. Daraufhin hatten sie den Versuch unternommen, durch ihren Einfluss auf das Parlament die Finanzierung der Armee zu unterbinden, um sich ihr nicht auf dem Schlachtfeld entgegenstellen zu müssen. Doch während sie unablässig Halbrook Hollows Feldzüge im Auge behalten hatten, waren ihnen die ungleich unauffälligeren, aber letztendlich für sie sogar noch fataleren Anstrengungen entgangen, die Green Mountain im Parlamentssaal unternommen hatte. Zumindest so lange, bis sich das traditionell eingeschüchterte Unterhaus plötzlich gegen das Oberhaus aufgelehnt und sich auf die Seite der Krone gestellt hatte - unter Green Mountains Führung. Und schlimmer noch: das Bündnis, das Sailys und Green Mountain in aller Stille mit einen beachtlichen Teil des niederen Adels eingegangen waren (der dem Hochadel dessen selbstherrliches Macht-Monopol ebenso verübelte wie die Krone selbst) machte auf einmal gemeinsame Sache mit dem Unterhaus. Statt der Army die Finanzierung zu entziehen, hatte das Parlament sogar dafür gestimmt, deren Budget noch zu erhöhen!
    Zehn Jahre, nachdem König Sailys die Krone geerbt hatte, war er wieder Herr im eigenen Haus. Währenddessen hatte er den Präzedenzfall eines Bündnisses der Krone mit dem Unterhaus geschaffen, und dieses Bündnis hatte bis in Sharleyans Regentschaft hinein Bestand. Die chisholmianische Aristokratie hatte sich bei weitem noch nicht damit abgefunden, dass das Parlament ihnen ihre angestammten Rechte beschnitten hatte. Doch wenigstens hatte man gelernt, dem eigenen Ehrgeiz die Zügel der Diskretion anzulegen. Dass Chisholm mächtiger geworden war und sich unter Sailys' Regentschaft der Wohlstand mehrte, hatte es ihnen

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