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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Halb grollte er es, halb war es ein Fauchen.
    »Wahrscheinlich, weil sie wissen, was ihre Pflicht ist, Euer Majestät«, antwortete Merlin mit leiser Stimme. Caylebs Kiefermuskeln spannten sich an, und seine braunen Augen blitzten zornig auf, als er respektvoll vorgebrachten Tadel in der Stimme seines persönlichen Leibwächters erkannte. Doch dann bebten die Nasenflügel des Kaisers, als er scharf die Luft einsog und schließlich nickte.
    »Ihr habt Recht«, gab er zu. Das war nicht gerade eine Entschuldigung. Doch eigentlich hatte Merlin ihn ja auch nicht richtig getadelt. Cayleb wandte den Kopf zur Seite und warf Merlin ein schiefes Grinsen zu. »Es passt mir nur einfach nicht, so viele Männer sterben zu sehen oder mitzubekommen, wie sie verwundet werden, wenn das letztendlich doch nicht das Geringste ändert.«
    »Damit dürftet Ihr wohl Recht haben«, pflichtete Merlin ihm bei. »Andererseits könnte die Gegenseite ja auch einfach Glück haben. Ein Treffer an genau der passenden Stelle, ein Funken in der Pulverkammer, eine geborstene Laterne irgendwo unter Deck ... Wie Graf Gray Harbor immer wieder gern betont, lautet das erste Gesetz des Krieges: ›Wenn etwas schief gehen kann, dann wird es auch schief gehen.‹ Und wie Euer Herr Vater ihm gegenüber einmal angemerkt hat: ›Dieses Gesetz trifft auf beide Seiten zu.‹«
    »Ich weiß. Aber dass Ihr Recht habt, macht es mir auch nicht leichter.«
    »Gut.« Angesichts von Merlins Erwiderung hob der Kaiser erstaunt die Augenbrauen, und der Gardist mit den saphirblauen Augen lächelte ihn ein wenig traurig an. »Es werden entsetzlich viele Menschen ihr Leben verlieren, bevor das alles hier vorbei ist, Cayleb. Ich weiß, dass es für Euch immer schlimmer sein wird. Aber ich hoffe, Ihr vergebt mir, wenn ich sage, je länger es dauert, bis Ihr das für eine Selbstverständlichkeit haltet, um so besser. So seid Ihr ein besserer Mensch und auch ein besserer Kaiser.«
    Prinz Nahrmahn, der auf der anderen Seite neben Cayleb stand, kniff nachdenklich die Augen zusammen, als er sah, wie sein Kaiser angesichts dieser Bemerkung Merlins ernsthaft nickte. Nicht, dass Nahrmahn Merlin nicht voll und ganz zugestimmt hätte. Zugegebenermaßen vermochte Nahrmahn gänzlich skrupellos zu handeln, so dies erforderlich war. Doch er war nicht von Natur aus blutrünstig. Eigentlich war seine Skrupellosigkeit nur die notwendige Reaktion auf die Art der Blutrünstigkeit, die manch andere Regenten zur Schau stellten - unwillkürlich musste Nahrmahn an Hektor von Corisande denken. Nahrmahn selbst hatte schon immer dazu geneigt, Skrupellosigkeit sehr gerichtet gegen einzelne Ziele einzusetzen: wichtige Entscheidungsträger etwa, die aus dem Weg zu räumen seine Pläne deutlich vorantrieben. Massenmord und dergleichen widerten ihn hingegen an. Das war einfach ekelig. Und schlimmer noch, es war schlampig. Denn normalerweise verriet es, dass es jemand nicht geschafft hatte, den oder die entsprechenden Entscheidungsträger zu identifizieren, bei denen es wirklich unumgänglich war, sie aus dem Weg zu räumen. Und das bedeutete unter anderem, dass deutlich mehr Leute sterben mussten, als eben unbedingt notwendig gewesen wäre.
    Sicher, Nahrmahn hätte, würde er die Wahl haben, stets einen Kaiser vorgezogen, der ein wenig skrupelloser wäre als unbedingt nötig, nicht einen Kaiser, der nicht hinreichend skrupellos wäre. Daher hatte er auch keinerlei Schwierigkeiten mit der Bemerkung des Seijin. Es gab allerdings auch noch andere Gründe, und einige von denen überraschten Nahrmahn selbst. Zu seinem großen Erstaunen hatte Nahrmahn bemerkt, dass er Cayleb tatsächlich mochte. Der Kaiser war ein durch und durch anständiger junger Mann, und das war schon außerhalb der Reihen von Regenten selten genug. Nahrmahn würde es vorziehen, wenn Cayleb so lange wie nur irgend möglich so bliebe, wie er war. Schließlich würde Cayleb auch bald der Schwager von Nahrmahns Tochter sein. Aber Nahrmahn konnte persönliche Überlegungen wie diese gänzlich beiseite schieben. Aber dann blieb immer noch wahr, dass Safehold es nicht gebrauchen konnte, wenn sich der junge Mann, der durchaus (wenngleich mit Bedauern) bereit gewesen wäre, die gesamte Flotte unter dem Oberkommando des Grafen Thirsk zu versenken, so dieser Caylebs Kapitulationsbedingungen zurückgewiesen hätte, in einen Mann verwandelte, der keinerlei Bedauern mehr empfände.
    Doch so sehr Nahrmahn Merlins Aussage auch zustimmen mochte: Das war nicht

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