Die Invasion - 5
Hektor presste die Lippen zusammen.
Es war immer schwierig, seine Spione über eine derart große Distanz wie der zwischen Manchyr und Tellesberg zu koordinieren. Doch die teuflische Effizienz, die der Sicherheitsdienst von Charis in den letzten Jahren entwickelt hatte, war ein ganz besonders heikler Punkt. Hektor hatte sich gezwungen gesehen zu akzeptieren, dass das wirklich nicht Coris' Schuld war. Denn Nahrmahn und alle anderen Feinde Caylebs schienen genau die gleichen Schwierigkeiten zu haben. Das zu wissen, änderte jedoch nichts: Sie konnten jetzt nur noch auf mittelbare Quellen zurückgreifen - die Informationen, die Coris' Agenten erhalten konnten, indem sie die Kapitäne verschiedener Handelsschiffe befragten oder Hafentavernen in anderen Hafenstädten aufsuchten, um sich die Gerüchte anzuhören, die dort die Runde machten. Hektor fühlte sich seitdem aus dem Gleichgewicht geraten und halb blind.
»Ich bin bereit zuzugeben, dass die Charisianer - vor allem jetzt, da sich auch noch Chisholm auf ihre Seite schlägt - eine wirklich beeindruckende Flotte aufstellen können. Sie haben also auch die Möglichkeit, eine ziemlich ernst zu nehmende Armee bis nach Corisande zu schaffen«, fuhr Tartarian fort. »Aber dass Cayleb über zweihundert Kriegsgaleonen und einhunderttausend Mann verfügt, glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe. Wenn wir davon ausgehen, dass wir es mit einem gewöhnlichen, sterblichen Gegner zu tun haben, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie Cayleb auch nur einhundert Kriegsgaleonen aufbringen können will. Und ausgehend von dieser Zahl sollte es mich sehr verwundern, wenn er mehr als fünfzig- oder sechzigtausend Mann transportieren kann. Ganz zu schweigen davon, dass er seine Armee praktisch von Grund auf neu schaffen muss - er muss sie aufstellen und trainieren! Und dieser Umstand wird die Truppenstärke, mit der er tatsächlich hier in Corisande zuschlagen kann, ebenso effektiv einschränken wie die Transportmöglichkeiten.«
»Das ist auch meine Meinung«, sagte Anvil Rock und nickte heftig. »Es gibt noch einen weiteren Punkt, den es zu berücksichtigen gilt: Seine Reit- und Lasttiere werden nach einer so langen Überfahrt, wie man sie von Charis - oder meinetwegen auch Chisholm - bis zu uns hinter sich bringen muss, mindestens einen oder zwei Fünftage brauchen, um wieder einsatzfähig zu sein.«
»Andererseits hat Cayleb den Vorteil, vor der Küste äußerst mobil zu sein«, gab Tartarian zu bedenken. »Wir haben immer noch keine hinreichend starke Flotte, um uns ihm entgegenzustellen. Das bedeutet, er kann seine Transporter so aggressiv einsetzen, wie ihm das beliebt. Und um ganz offen zu sprechen: Auf diese Weise kann er seine Truppen schneller und weiter befördern, als Rysel und Koryn jemals unsere eigenen Truppen über Land würden schaffen können.
Aber wenn ich mir das alles so anhöre, denke ich doch, dass Cayleb nichts zu Schwieriges versuchen wird«, fuhr der Admiral fort. »Er wird sichergehen wollen, hier in Corisande zunächst einmal ordentlich Fuß zu fassen, bevor er den nächsten Schritt unternimmt. Also, Cayleb wird anlanden. Genau wie Phylyp und Ihr, Mein Prinz, denke auch ich, dass ein Landgang bei Dairos am wahrscheinlichsten ist. Dann wird Cayleb zunächst einmal einiges an Zeit darauf verwenden, eine vernünftige Verteidigung vorzubereiten. Auch das, was Rysel gerade über den Zustand gesagt hat, in dem Caylebs Reittiere und Last-Drachen sein werden, ist durchaus richtig. Mein Vorschlag also lautet: Wir unternehmen, was wir können, um ihm das Leben zu erschweren. Dazu gehört als Erstes, dass wir sämtliche Pferde, Maultiere und Drachen im gesamten Gebiet rings um Dairos zusammentreiben und fortschaffen lassen, weit fort von der Küste - und das lange, bevor Caylebs erster Marine an Land geht. Das sollte Cayleb zumindest ein wenig aufhalten, da er dann nicht unsere Tiere dazu nutzen kann, sein Defizit bei Reit- und Saumtieren auszugleichen. Meines Erachtens werden noch zwei oder drei Fünftage ins Land gehen, selbst nachdem Cayleb Dairos erreicht hat, ehe er die ersten Kundschafter ausschicken wird, um sie einen Weg über die Dark Hills auskundschaften zu lassen.«
»Die beste Route wäre wohl über den Talbor-Pass«, warf Anvil Rock ein. »Naja, zumindest ist das die kürzeste und direkteste Route. Und ich gebe Taryl voll und ganz Recht. Wir müssen Koryn in Position bringen, um Talbor zu sichern, bevor Cayleb dort eintrifft. Was das
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