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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gerade das, was ein Leibwächter normalerweise sagte. Schon gar nicht zu einem Kaiser. Nahrmahn hatte schon damit gerechnet, dass Cayleb und der Seijin einander recht nahe stünden. Eine derartige Nähe zwischen einem Aristokraten und seinem treuesten und vertrautesten Diener war nur zu erwarten. Merlin hatte nicht nur Cayleb das Leben gerettet, sondern auch das von Erzbischof Maikel und das des Grafen Gray Harbor - ganz zu schweigen von den übermenschlichen, bereits jetzt legendären Bemühungen des Seijin, bei der Schlacht im Darcos-Sund das Leben König Haarahlds zu retten. Was jedoch nicht zu erwarten gewesen war, war, dass ein Diener für einen Kaiser beinahe schon so etwas wie ein ... Mentor war. Nein, Mentor war nicht ganz der richtige Ausdruck, und dessen war sich Nahrmahn auch durchaus bewusst. Aber es kam der Wahrheit schon recht nahe. Cayleb hörte auf Merlin, und er schätzte die Ansichten und Meinungen des Seijin bei einer ganz beachtlichen Reihe von Entscheidungen. Natürlich hatte Cayleb, im Gegensatz zu nur allzu vielen anderen Regenten, die unschätzbar wertvolle Fähigkeit, seinen Ratgebern tatsächlich zuzuhören. Niemand könnte Cayleb jemals bezichtigen, unentschlossen zu sein. Aber gerade diese Entschlusskraft verlieh dem jungen Kaiser das nötige Selbstbewusstsein, die Meinungen anderer einzuholen, deren Urteilsvermögen er vertraute, bevor er schließlich seine Entscheidung fällte. Und trotzdem war es doch noch etwas anderes, wenn er auf Merlins Meinung Wert legte.
    Mach das nicht, Nahrmahn!, ermahnte sich der Prinz selbst. Wenn du nicht vorsichtig bist, wird deine Neugier dich bloß wieder geradewegs in Schwierigkeiten bringen! Wenn Cayleb dich hätte wissen lassen wollen, warum er den Rat von Seijin Merlin so sehr schätzt, dann hätte er dir das zweifellos bereits mitgeteilt. Und nein: Du brauchst dich nicht zu wundern, wie viel der Seijin mit all den bemerkenswerten Informationsquellen zu tun hat, über die Wave Thunder dir ganz bewusst nichts erzählt hat.
    Seine eigenen Gedanken brachten ihn dazu, ein belustigtes Schnauben auszustoßen. Dann blickte er ruckartig auf, als donnernd eine Explosion über die rauchverhangene White Sail Bay hinwegrollte. Eine der schwimmenden Batterien, die bis eben noch gegen die charisianischen Galeonen im Einsatz gewesen war, verschwand in einem gewaltigen Feuerball, und glühende Trümmer hinterließen weiße Rauchschwaden, als sie in hohem Bogen über den Himmel stoben.
    »Hattet Ihr nicht gerade gesagt ›ein Funken in der Pulverkammer‹, Merlin?«, kommentierte Cayleb mit rauer Stimme.
    »Wahrscheinlich«, stimmte Merlin seinem Kaiser traurig zu. »Andererseits hat die Gegenseite immer noch nicht herausgefunden, wie man gekörntes Pulver herstellt. Selbst mit abgepackten Ladungen geht immer eine gewisse Gefahr davon aus, wenn sich das Pulver teilt und große Staubwolken bildet. Wenn man bedenkt, was im Augenblick auf diesen Batterien los sein muss ...«
    Er schüttelte den Kopf, und Cayleb nickte zustimmend. Dann schaute er über die Schulter hinweg zum Captain der Kaiserin von Chans hinüber.
    »Geben Sie das Signal, Andrai! Instruieren Sie Admiral Nylz, den Angriff vorerst abzubrechen. Mehr als die Hälfte der gegnerischen Batterien ist bereits außer Gefecht, und selbst die, auf denen sich noch etwas regt, müssen in ziemlich üblem Zustand sein. Wir sollten denen eine Gelegenheit geben, sich darüber Gedanken zu machen, welchen Vorteil es doch hätte, jetzt zu kapitulieren, bevor wir noch mehr von ihnen umbringen!«
    »Selbstverständlich, Euer Majestät«, bestätigte Captain Gyrard und verneigte sich vor seinem Monarchen. Man hatte Gyrard befördert, nachdem er in seiner Funktion als First Lieutenant an Bord von Caylebs letztem Flaggschiff verwundet worden war. Auch er wusste nur zu gut, wie es derzeit an Bord der angeschlagenen Batterien aussehen musste. Sein Gesichtsausdruck verriet deutlich, dass er Caylebs Entscheidung von ganzem Herzen guthieß, während er seinem Fernmeldeoffizier zunickte. Dieser hatte sich schon bereitgehalten und nur auf neue Instruktionen gewartet.
    »Sie haben Seine Majestät gehört. Geben Sie das Signal zum Rückzug!«
    »Aye aye, Sir.« Zum militärischen Salut legte der Lieutenant die Hand an die Schulter, dann erteilte er seinerseits Anweisungen.
    Als die Signalflaggen an den Flaggleinen aufgezogen wurden, wandte sich Cayleb wieder der immer höher aufsteigenden Rauchsäule zu, die den Himmel über der

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