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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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Teils der Menschheit nicht wichtiger als das Leben eines einzigen Mannes, eines mörderischen Fanatikers?«
    »Warum ich?« fragte Paul.
     »Weil er Ihnen vertraut. Sie haben ihn vor Balkani gerettet. Wir haben sonst niemanden, der an ihn herankommen könnte.«
    »Das ist das Problem«, sagte Paul. »Er vertraut mir. Deshalb kann ich es nicht tun.«
     »Er wird es nicht aus Ihren Gedanken entnehmen können. Wir können mittels Hypnose eine Vorwand-Geschichte in Ihr Bewußtsein einpflanzen, eine Geschichte, die Sie selbst glauben werden, bis der Augenblick zum Zuschlagen gekommen ist. Er wird es niemals wissen.«
      Aber, dachte Paul, ich werde es wissen. »Ich brauche Zeit, um es mir zu überlegen«, sagte er laut.
     Choate zögerte, sagte dann: »In Ordnung. Ein paar Tage können wir Ihnen geben.«
     Sie schüttelten sich die Hände, und Dr. Choate ging, ohne noch einmal zurückzusehen. Sie sagen alle »wir« in diesen Tagen, dachte Paul abwesend. Niemand sagt »ich«. Ein jeder repräsen tiert eine unbestimmte, in keiner Weise verantwortliche Gruppe, niemand repräsentiert sich selbst.
     Joan Hiashi kam aus ihrem Schlafzimmer und sagte: »Ich möchte gern ein paar Dinge, die wachsen.« Sie lächelte Paul Rivers unsicher an. »Kann ich sie bekommen?«
     »Aber ja«, antwortete er und erfuhr zugleich selbst eine plötzliche Wiederbelebung, ein plötzliches Gefühl der Freiheit. »Gehen wir und kaufen wir uns einen ganzen Garten«, sagte er.
     Ed Newkom kam ihnen in der Halle entgegen, als sie auf dem Weg nach draußen waren. »Was gibt es?« fragte er und musterte sie.
     »Wir gehen ein bißchen einkaufen«, sagte Paul; er sah über die Schulter zurück und bemerkte, daß Ed verwirrt hinter ihnen herstarrte. Es war Dr. Rivers, der zufrieden mit sich selbst feststellte: Joan läßt erste Anzeichen erkennen, daß sie in die Welt der gemeinsamen Erfahrungen zurückkehrt. Sie will etwas. Es war jedoch der gute, einfache Paul, der, als sie das Hotel verließen, zu einer weißen Kumuluswolke hochsah, die wie eine göttliche Erscheinung über dem schmutzigen Slumgebiet schwebte, und dachte: Wie schön, wie schön, wie schön.
    »Joan?« fragte Dr. Balkani.
     »Ja, Rudolph«, sagte der Joan-Hiashi-Robot, der auf der Analytikercouch in Balkanis schwachbeleuchtetem Büro hockte. Jeder Tag hielt jetzt die gleichen Ergebnisse bereit; Balkani konnte in seinem Patienten genausowenig Veränderungen feststellen wie in seiner massiven Bronzebüste von Sigmund Freud. Wenn man davon absah, daß er manchmal den Eindruck hatte, daß die Freud-Nachbildung ihn anlächelte. Es war kein angenehmes Lächeln.
    »Joan, gibt es irgend etwas, was du dir wünschst?«
    »Nein, Rudolph.«
     Er musterte sie und sagte: »Dann mußt du glücklich sein. Bist du glücklich?«
    »Ich weiß es nicht, Rudolph.«
     »Du bist es«, sagte er. Er zog wütend an seiner Pfeife, während er auf und ab schritt. Joan folgte ihm nicht mit ihren Augen; sie starrte weiterhin geradeaus. Er hielt abrupt inne und setzte sich neben den Robot, legte seine Arme um ihn. »Was würdest du tun, wenn ich dich küssen würde?« fragte er. Der Robot gab keine Antwort. »Leg deine Arme um mich!« bellte Balkani ihn an, und er gehorchte. Er küßte lange und nachhaltig seine Lippen, aber es war nur langweilig; er stand wieder auf und sagte: »Das war langweilig.«
    »Ja, Rudolph.«
    »Zieh deine Kleider aus.«
     Der Robot entkleidete sich rasch und ohne überflüssige Bewegungen. Balkani zog sich ebenfalls aus und fiel fast um, als seine Füße sich in seiner Unterhose verfingen.
    »Und jetzt küß mich noch einmal.«
    Sie küßten erneut.
    Ein paar Augenblicke später rief Balkani aus: »Es ist immer noch langweilig!« Er stieß sie grob auf die Couch hinab und küßte sie erneut, doch es blieb noch immer unbefriedigend und langweilig. Er löste sich aus den Armen des Robots und setzte sich ans Ende der Couch, so daß er ihm den Rücken zuwandte. Er fühlte sich alt. Warum liebe ich sie so sehr? fragte er sich selbst. Ich habe niemals jemanden so sehr geliebt. Er stand auf und durchsuchte seine Kleider, bis er seine Pillendose fand; er öffnete sie und schüttelte all die Pillen heraus, das ganze Durcheinander von Farben und Formen – und schluckte sie ohne Wasser hinab. »Siehst du?« fragte er den Robot-Joan. »Es ist mir egal, ob ich lebe oder sterbe. Und dir ist es auch egal, nicht wahr?«
    »Ja, Rudolph.« Sie sprach ebenso tonlos und leer wie zuvor.
     »Ich bin

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