Die irische Heilerin
gute Laune zu verderben. Der Soldat zwinkerte Eileen zu, als er zum Kampftraining zurückkehrte.
„Und was habe ich Besseres zu tun?“, fragte Eileen und zog eine Augenbraue hoch.
„Geh ein Stück mit mir, und ich werde es dir sagen.“
Sie warf einen Blick zu Rhiannon hinüber, die immer näher an das Kampfgeschehen heranrückte. „Willst du mit?“
Ihre Tochter schüttelte den Kopf. „Ich mag ihn nicht.“
„Rhiannon Ó Duinne! Wie kannst du so etwas Schreckliches sagen?“
Connor hingegen schien nicht überrascht von Rhiannons Bemerkung. „Sie muss nicht mitkommen. Wenn sie lieber hierbleiben und den Männern beim Training zusehen will, kann sie das tun.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Mädchen zu. „Oder du könntest in die Hütte des Webers gehen. Dort findest du Brianna, die Tochter meines Bruders. Sie ist diesen Morgen angekommen und etwa in deinem Alter.“
Rhiannon strahlte bei der Aussicht, ein anderes Mädchen treffen zu können. „Oh, bitte, darf ich?“
Eileen zögerte, noch immer hin- und hergerissen zwischen Rhiannons gedankenloser Bemerkung und ihrer Neugier, was Connor ihr sagen wollte.„Wir werden später noch über dein Verhalten sprechen“, warnte sie ihre Tochter.
Connor führte sie aus dem Tor hinaus. Die üppig grünen Hügel vor ihnen lockten sie, streckten sich bis hinunter zur saphirfarbenen See. Er ging immer weiter und führte sie in ein kleines Wäldchen aus Ebereschen. Der reiche, lehmige Geruch der Erde und Blätter umgab sie.
Die Sonne wärmte ihr Gesicht, und eigentlich hätte sie zufrieden sein sollen, einfach an seiner Seite zu sein. Stattdessen wuchs ihre Vorsicht. Sie wusste, er wollte sie nicht hier haben, genauso wenig wie Rhiannon.
„Was wolltest du mir sagen?“
„Du hast Senan angesehen. Du solltest das besser nicht tun.“ Er griff nach ihrem Kinn, als würde er ein kleines Kind schelten.
Sie schubste ihn energisch weg. „Du kannst dich einfach nicht entscheiden, oder? In der einen Minute sagst du mir, dass ich nicht hätte erscheinen sollen, in der nächsten benimmst du dich wie ein eifersüchtiger Liebhaber. Aber ich gehöre nicht dir. Du hast das durch deine Taten sehr deutlich gemacht.“
„Du wirst nicht hierbleiben, Eileen.“
Sie widersprach ihm nicht, nicht wenn er sie auf diese Art behandelte. Schon jetzt glaubte sie, dass es ein Fehler gewesen war herzukommen. Aber sie konnte nicht gehen, bevor nicht die Frage von Rhiannons Aufnahme als Pflegetochter geklärt war. „Was ist mit deiner Tochter? Willst du, dass ich sie mit mir fortnehme?“
„Rhiannon kann bleiben.“ Sein Gesichtsausdruck wurde weicher, und er blickte auf seine Hände hinunter. Eileen bemerkte die Schienen, die mit der Unbeholfenheit eines Kindes gebunden waren. „Sie hat mir gesagt, dass sie wie du eine Heilerin werden will.“
„Sie redet davon, seit sie sprechen kann, andere heilen zu wollen.“
Connor setzte sich auf einen moosbedeckten Stein und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen der Bäume. „Erzähl mir von ihr.“ Sein Tonfall blieb oberflächlich fast unbewegt, aber darunter konnte sie ein tiefes Bedürfnis heraushören, mehr von seiner Tochter in Erfahrung zu bringen.
Sie setzte sich ein Stück von ihm entfernt hin und zog die Knie hoch. „Rhiannon wurde an einem schneereichen Morgen nach dem Fest der Heiligen Agatha geboren. Es war keine leichte Geburt. Zwei Tage lang habe ich in den Wehen gelegen, fast wäre ich gestorben. Ich hatte große Angst, sie niemals in meinen Armen halten zu können.“
Connors Schweigen war ihr unangenehm. Plapperte sie einfach nur vor sich hin, interessierte es ihn vielleicht doch nicht?
„Du hast Eachan glauben lassen, dass er ihr Vater ist?“ Seine Augen waren kühl, sein Gesichtsausdruck war distanziert.
„Nein.“ Sie hob einen kleinen Stein auf und fuhr mit ihrem Daumen über seine scharfen Kanten. „Eachan bot an, mich zu heiraten. Er wusste, dass ich schwanger war, dass das Kind von dir war. Und ich wollte meine Tochter“,fuhr sie mit sanfter Stimme fort. „Auch wenn du fort warst, so habe ich Gott jeden Tag dafür gedankt, dass er sie mir zum Geschenk gemacht hatte.“
Connor stand auf und kniete sich neben sie. Sollte sie auf Vergebung gehofft haben, so entdeckte sie doch nur Wut in seinem Gesicht. „Du hättest mir eine Nachricht schicken sollen.“
„Ich war damals erst sechzehn, Connor. Ich vermag die Vergangenheit nicht mehr zu ändern. Alles, was ich tun kann, ist, zu versuchen, die
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